Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

Am 16. Februar brach die Expedition von Tekele 
auf und erreichte nach einem recht unbequemen und 
tischen Durchschreiten des Logone bei Balgedi die 
hochummauerte Stadt Musgum. 
di Musgum ist eine Stadt von 800 bis 1000 Hütten, 
ie in gleicher Bauart wie die des weilerartigen 
Tekele hier enganeinandergepreßt vollständige Straßen= 
züge bilden, deren Passieren mit Gefahr für Knie- 
schelben und Pferdebeine verknüpft ist, und die von 
dmer hohen, starken Mauer umgeben sind. Zwischen 
en einzelnen Winkeln und Ecken der Häuser und 
braßen eingefügte, gartenartige Tabakpflanzungen 
gen en dem Ganzen einen wohnlichen Anblick, wie 
) erhaupt der Sinn für eine gewisse Annehmlichkeit 
“ Lebens und der Hätslichkeit nicht zu verkennen 
m; 3#. B. brauen die Musgus ein vorzügliches Bier, 
nas sich mit dem der Bornus, Bephirnis usw. gar 
nicht vergleichen lossen kann. Allerdings findet sich 
duch zu diesem Zwecke in jedem größeren Häuser- 
orer ein besonderes Haus mit all den nötigen 
mrichtungen zum Herstellen des Bieres vor. 
Musgum und das nicht weit entfernt liegende 
doch größere Mala sind die einzigen umnhlen 
ausgum-Städte, die ich auf meiner Reise angetroffen 
Ho * Die Furcht vor den steten Kriegen und die 
9nr ung, durch geschlossene Städte einander mehr 
bildutz zu gewähren, haben wohl zu diesen Städte- 
Mongen geführt, die der ganzen Lebensart der 
5 gus sowie ihrem Charakter nicht entsprechen. 
G. lehen von dem auch hier ũberall reichlich vor- 
ndenen Schmutz, machen diese Städte einen guten 
oruck ihr Anblick hat infolge jeden Fehlens von 
. hfenz oder Strohdach tatsächlich etwas Städttsches, 
durg 58 lrt Fs zuich dir die Eingeborenen 
rtigen - 
nusn“ — 6 harakter nicht unbe- 
er Reichtum der Musgus b i 
#r“ · g esteht in dem Besi 
on Beibern, Sklaven und von Sier In ua o 
7 siheln waren noch sämtliche Weiber geblieben, wenn 
8 auch scheu zurückhieiten, während späterhin 
fohener, ganzen Reise alle Weiber in den Busch ge- 
r% n geschickt worden waren. 
in Fiare Bekleidung der Musgus besteht meist nur 
deneinem um den Hals oder das Fiecht gewun- 
alz 0 trick; einzelne tragen auch ein kleines Fell 
oder. ahhut oder Unterlage beim Sitzen. Messing- 
vor erne Arm= und Fußringe kommen des öfteren 
. jedoch aus Baghirmi. Die bei Barth 
bei st ór "n llelne Pfeise, die jeder vornehme Musgu 
sunden ragen soll, habe ich nicht so häufig vorge- 
fpeeren. Als Waffen tragen sie zwei bis drei Wurf- 
Des Lund einen Schild, auch Wurfeisen sind häufig. 
des S 8 erhalten sie aus den südlicheren Gegenden 
sind te ietes und auch aus Mandara; die Schilde 
dcher .— aus dünnen Rohrgeflechten oder aus 
führ hhaut hergestellt. Sattel und Zaumzeug 
der n sie gar nicht; ein dünner, um die Schnauze 
Pferde gewundener Strick dient als Leitseil und 
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Halfter. Die Frauen tragen einen aus Gras ge- 
flochtenen schmalen Streifen durch die Oberschenkel 
gezogen; Arm= und Fußringe sind auch bei ihnen 
zahlreich vertreten, aber Baghirmi-Ursprungs. Den 
Zinnbelag ihrer häßlichen Lippenscheiben stellen sie 
aus gleichfalls aus Baghirmi bezogenen einfachen 
Hosenknöpfen her, im Innern werden auch meist 
einfache Holzscheiben ohne Zinn verwendet. Das 
Sprechen ist durch diese aufeinanderklappenden Schei- 
ben nicht leicht, und die Sprache hat etwas Lallen= 
des; die Scheiben sind leicht aus= und einwechselbar. 
Das Stellen der Verpflegung sowie überhaupt 
jede Hilfeleistung der Eingeborenen in Musgum war 
schon etwas schwierig, da der Häuptling lcht viel 
Einfluß zu haben schien. 
Vor dem Tore Musgums am Logone-Ufer hatte 
man einen weiten Fernblick, der zu Peilungen be- 
nutzt wurde. Überall sah man jetzt die runden 
Hütten der Musgus in der Ferne auftauchen, um- 
geben von hohen Delebpalmen. 
Das bis hierhin durchzogene Gebiet kennzeichnet 
sich als eine breite fruchtbare Niederung des Lage- 
Matia, eines Nebenarms des Logone, der in der 
Regenzeit weit über seine Ufer tritt, von Tekele bis 
Agundent einen großen See bildet und sich auch mit 
selner Überflutung bis weit auf Tage hinaus nach 
Mandara zu erstreckt. Ein Verkehr ist hier in der 
Regenzelt und zwei bis drei Monate nachher, von 
August bis Januar, nur in Kanus zwischen den 
einzelnen, wie Inseln aus dem Wasser ragenden 
Städten möglich; teilweise wird sogar die Ernte in 
Kanus eingebracht. In damaliger Zeit, Februar, 
boten allerdings die mächtigen grünen Wiesenflächen 
mit zahlreichen Antllopenherden, zwischen denen sich 
der Lage-Matia, an seinen Ufern von zahlreichen 
Wasservögeln belebt, reizvoll hindurchwindet, einen 
äußerst anziehenden Anblick dar. 
Die Temperatur war in damaliger Zeit in dem 
ersten Abschnitt der Reise während der Nachtzeit 
recht empfindlich niedrig, so z. B. in der Nacht vom 
8. zum 9. während eines Biwaks am Logone sonk 
die Temperatur bis zu 5° C., während sie in der 
Nacht vom 9. zum 10. in der Stadt Karnak-Logone 
durch die Wärme ausstrahlenden Häuser nur bis 
13½⅛ C. herunterging; in der Nacht vom 14. zum 
15. in Tekele sank sie bis zu 10° C, während sie 
in der Stadt Musgum trotz der vielen Häuser bis 
zu 6° C. fiel. Am Tage war im Durchschnitt fast 
überall der gleiche Thermometerstand. In der Sonne 
gegen 2 Uhr nachmittags etwa 35 bis 38° C. (im 
Schatten 32), gegen 5 Uhr nachmittags 29°, gegen 
8 Uhr abends 18° C. usw. 
Am 17. Februar brachen wir wie gewöhnlich im 
Morgengrauen von Musgum auf und zogen hart am 
Ufer des hier breiter und imposanter wie bei Kusseri 
und Karnak-Logone fließenden Logone hin. Wir 
passierten erst die kleine ummauerte Stadt Mirbedia
	        
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