Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVI. Jahrgang, 1905. (16)

Auch Gras für die Pferde wurde in den Ästen der 
Bäume aufbewahrt vorgefunden und war stets reichlich 
und in gutem Zustande, meist in Zöpfen gedreht, 
vorhanden. 
Der Nachmittag wurde mit vergeblichen Ver- 
suchen verbracht, Unterhandlungen mit den auf einer 
Entfernung von etwa 500 m um uns herumsitzenden 
Musgus, meist ihre kleinen Pferde neben sich, anzu- 
waüpfen. Auch am andern Usfer saßen die betreffen- 
den Späher auf der Spitze der Häuser, unser Tun 
und Treiben scharf im Auge haltend. Dahinter sah 
man dann die Gehöfte sich wieder allmählich beleben, 
und auch das entfernte Brüllen von Kühen zeigte 
an, daß einzelne Herden an ihre gewöhnten Schlaf- 
blätze zurückkehrten. Einige Töpfe Bier wurden 
geschickt und fortwährend versprochen, zu kommen, 
aber außer einem schon recht betagten Mann aus 
Marakei war anscheinend niemand zum Erscheinen 
geneigt. Machte man selbst den Versuch, hinüber- 
zugehen, dann schwang sich alles auf die Pferde, und 
bhelbe Bi Füacht begann wie am heutigen 
rgen. o hieß es denn, an 
Kuoen9 diesem Tage noch 
Am Nachmittag erschienen unerwartet fran ösische 
Holdaten= or 4 nrem Saahllann aene siche 
amy fuhren und kurze Nachrichten 
nach Kusseri mimahmen. hrlchten von uns 
Am nächsten Tage erkannte ich, daß irgend ein 
Zwang auf die sich völlig zörich. D verzesltenven 
usgus ausgeübt werden müßte, und es wurden 
zu dem Zwecke sämtliche Reiter der Expedition — 
es waren acht — unter Oberleutnant Sandrock aus- 
edandt, um eine jener soeben mit Gebrüll davon- 
3ehenden Kuhherden einzufangen. Der Handstreich 
gelang auch vollkommen, was von großem Nutzen 
gewesen ist. Gerade bei den Musgus, die kein 
aeres Gesetz kennen wie rohe Kraft, ist es äußerst 
Acchtig, im geeigneten Moment zu zeigen, welche 
achtmittel man zur Verfügung hat, um gewaltsam 
8 erzwingen, was freiwillig nicht geboten wird. 
ber Zweck der Unternehmung sollte sich auch voll- 
mumen rechtfertigen. Die nötigen Vorbereitungen 
#er gesicherten Unterbringung der Herde waren kaum 
mrendet, als auch schon der alte Herr aus Marckei 
un einigen Biertöpfen, anscheinend zum Versöhnungs- 
unn e, erschien, für das Geschehene um Entschuldigung 
* um Rückgabe der Kuhherde bat. Dieselbe wurde 
ach. unter Hinweis auf die Bedeutungslosigkeit des 
N en Zwischenfalls zugesichert, wenn am nächsten 
hmittg bee Hroße von Tsulek, Keikei, Katana, 
7 n i 
anbhren erel um eia zu mir kommen und mich 
Am Nachmittag des 18. Februar traf die Nach- 
nact aus Kusseri ein, daß Leutnant kwtrr allein sunt 
n nf Soldaten der Expeditlon folgen werde, da Un- 
roofter Stamm krankheitshalber in Dikoa zurück- 
* ieben set. Ich entschloß mich, Leutnant Kund 
Tsulek zu erwarten, und hielt ein längeres Ver- 
85 
  
weilen umsomehr für angebracht, da ich hier erst 
unbedingt festen Fuß gefaßt haben mußte. 
Am nächsten Morgen forderte ich auch das 
andere Ufer zum Erscheinen bel der Versammlung 
auf, nachdem ich mit zwel Soldaten und Dolmetscher 
im Faltboot übergesetzt war, was nach einigen 
Schwierigkeiten bei der großen Scheu auch zugesagt 
wurde. 
Am 19. Februar nachmittags versammelten sich 
vor meinem Zelt von allen Seiten gegen 600 bis 
800 Musgus, denen ich in Kürze die Neuerung der 
Verhältnisse klar machte, und ihnen ihre Pflichten 
und ihre Rechte vorhielt. Gegenseitige Aussprache 
— jede Landschaft hatte sich anscheinend ihren Sprecher 
gewählt — führte mich dann noch zu der Forderung, 
daß sie unbedingt ein Oberhaupt in jedem ihrer Orte 
wählen müßten, mit dem ich bezw. zukünftige Posten 
in Verbindung treten könnten, was auch für die 
nächsten Tage in Aussicht gestellt wurde. Da sie 
mich dann noch baten, ihnen einiges von den vielen 
Sachen zu zeigen, die ihr Erstaunen erregte, so 
wurde ihnen gezeigt und erklärt, was irgendwie 
von Interesse sein konnte. Alle Einrichtungen des 
Zeltes, das Zusammensetzen des Faltbootes, das 
Spielen des Grammophons erregten ihr größtes 
Staunen, und als wohlweislich als Schlußeffekt eine 
Mauserpistole in Aktion vorgeführt wurde, konnte 
ich die Versammlung wegen Mangel an Beteiligung 
als aufgelöst betrachten. 
Am nächsten Tage schon traf Leutnant Kund ein, 
dessen Träger, durch Soldaten bis Musgum eskortiert, 
am 21. Februar zurückgesandt wurden. 
Am 22. trafen nochmals größere Abordnungen 
der Musgus ein und führten mir gewisse Aus- 
erwählte vor, die sie zu ihren Ortsältesten ernannt 
wissen wollten. Unter einem gewissen Zeremoniell 
und Handschlag sowie elnem kleinen Bestätigungs- 
schreiben wurden Rkeijeranda von Keikei, Szezar 
von Gooi, Allan von Dukoij, Aidilopel von Ma- 
rakel, Szeukauman von Tsulek als Stammeshäupt- 
linge eingesett und mit einem kleinen Geschenk 
edacht. 
Hiermit konnte ich meine Aufgabe in diesem 
Telle vorläufig für gelöst betrachten und entschloß 
mich daher, am nächsten Morgen weiter zu mar- 
schieren. Am Nachmittag wurde zu großer Freude 
aller die Kuhherde, bis auf einen kleinen Abzug an 
Schlachtvieh, wieder zurückgegeben. 
Am 23. brach die Expedition zum Weltermarsch 
auf, hinter sich einen wilden Kampf um die zurück- 
gebliebenen Lagerreste zurücklassend. Der Anfang 
des Marsches wurde durch eine kleine Eptsode 
unterbrochen, die ich der Charakterisierung der Mus- 
gus wegen nicht unerwähnt lassen will. Beim Ab- 
mausch stellte sich nämlich ein großes Gefolge von 
500 bis 600 Musgus, vor allem zu Pferde, ein, 
das uns in angemessener Entfernung zu belden Seiten 
 
	        
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