Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

Kolonle sich entwickeln wird; langsam vielleicht, aber 
beständig und auf gesunder Grundlage. Dazu ge- 
hören vor allem vier Dinge: Zeit, Geduld, Tatkraft 
und Gel)d. " « * 
Die Kultivierung eines großen Gebietes, das 
mehr oder weniger dicht von einer schwierig zu be- 
handelnden Bevölkerung bewohnt ist, ist nicht leicht 
und wird viele Jahre dauern; sie wird sich aber 
eines Tages lohnen. Für die Aufschließung 
Australiens sind Millionen ausgegeben worden; in 
Neu-Guinea, wo die natürlichen Schwierigkeiten vilel 
größer sind, als in den melsten Teilen des Bundes- 
gebietes, wird man mit einigen tausend Pfund im 
Jahre nicht auskommen. Die Verwaltungsausgaben 
betragen 75 v. H. der Gesamtkosten und steigen von 
dahr zu Jahr. Daher kann die Anlage von Wegen 
und Brücken, die Urbarmachung der Büsche und die 
Trockenlegung der Sümpfe nur allmählich, dem be- 
hrenzten Einkommen der Kolonle entsprechend, aus- 
geführt werden. 
Von den einzelnen Gewerben ist der Bergbau 
zur Zeit noch die Haupterwerbsquelle der Kolonie. 
lerdings ist der in erreichbarer Nähe liegende 
goldhaltige Flußsand ziemlich erschöpft, aber die 
deckung abbauwürdiger Golderze wird täglich 
erwartet. Am Schürfen können sich noch mehr 
Personen beteiligen, sie müssen aber etwas Kapital 
#- Anlegen von Gängen und Stollen haben. Die 
"1 gierung sollte solche Goldsucher in geeigneter Welise 
ranziehen, besonders dadurch, daß sie auf die 
Ussichten des Bergbaues aufmerksam macht. Größere 
Finde würden allerdings die unerwünschten Neben- 
rscheinungen eines allgemelnen Andranges von 
Voldsuchern herbeiführen. 
u Auf den kleineren Inseln, besonders bei Murua 
ind Misima auf den Wordlark= und St. Aignans- 
seln wird mit steigendem Erfolg geschürft. 
Vorsber Berichterstatter beschäfü#gt sich sodann mit 
beorschlägen zur Förderung der Ansiedlung. Er 
mweeichnet als geeignete Ansiedlungsgebiete die Gegend 
bas n Milne · Bah und Fife-Bay an der Sũdkaste, 
8 Tal des Lalokiflusses in der Gegend von Sozeri 
Regidie Ufer des St Joseohslusses. Hler solle die 
E— die Ansiedlungen vereinigen, statt sie sich 
nodte das ganze Land zerstreuen zu lassen. Sie 
der serner amtliche Auskunftsblätter nebst Karte 
-au egend verbvelten lassen, Versuchspflanzungen, 
lasemschulen und staatliche Musterplantagen anlegen 
Lean sowie werwollere Holzarten, wie Ebenholz-, 
für d und Sandelholzbaume anpflanzen und Prämien 
en Anbau bestimmter Gewächse aussetzen. 
der Ei Verfasser empfiehlt ferner die Besteuerung 
werdenngeborenen, die dann vielleicht mehr arbeiten 
dem au sinhd um den Produkten Neu-Guineas auf 
schlleßen wllschen Markt ein Absatzgebiet zu er- 
dlese Eizeien inführung eines Vorzugstarifs für 
Er hält Neu-Guinea fü ignet zur Vieh- 
zu r ungeelgnet zur Vie 
cht. da passendes Weideland winch zu #ien *z* 
111 
  
Außerdem ist die Konkurrenz Auftraliens, des 
einzigen möglichen Absatzgebietes, zu groß, der eigene 
Verbrauch zu klein und die Ausfuhr von Fleisch in 
lebendem oder gefrorenem Zustand auf weite Ent- 
fernungen zu schwierig und teuer. . 
Mr. Hunt hält die Verwaltung Neu-Guineas 
für sparsam und wirtschaftlich. .· 
Der Zuschuß des australischen Bundesministeriums 
beträgt 20 000 & jährlich, das eigene Einkommen 
der Kolonie etwas weniger. Mr. Hunt befürwortet 
die Erhöhung des Zuschusses, auf 25 000 2 jährlich 
wegen der vermehrten Verwaltungskosten und die 
Heranziehung größerer Kapitalien zur wirtschaftlichen 
Aufschließung der Kolonie. 
Suckergesellschaften in Portugiesisch-Gstafrika. 
Die zwei am unteren Sambesi in Portugiesisch- 
Ostafrika tätigen Zuckergesellschaften hatten im Jahre 
1904 auf ihren Zuckerrohrplantagen eine sehr gute 
Ernte zu verzeichnen. Die eine von ihnen, die 
Companhla do Assucar de Mocambique, in Mopea, 
eln portugiesisch-englischer Concern, beschäftigt un- 
gefähr 20 Europäer, 10 Goanesen und ungefähr 
2000 bis 3000 Eingeborene je nach der Saison bei 
elner Produktion von 3700 t, ungefähr doppelt so 
viel als im Jahre 1903. Die zweite Gesellschaft, 
die Companhta de Erploracao da Fabrica de 
Marromen, die hauptsächlich mit französischem Ka- 
pital arbeltet und ihren Direktionssitz in Paris hat, 
produzierte im Jahre 1904 3750 t und dürfte im 
laufenden Jahre ungefähr ebensoviel erzeugen. Die 
portuglesische Reglerung gewährt der Zuckerausfuhr 
ihrer afrikanischen Kolonien bel der Einfuhr nach 
Portugal eine 50 prozentige Ermäßigung des dortigen 
Zuckerzolles, doch dürfen sowohl aus Portugiesisch- 
Ostafrika als aus Portuglesisch-Westafrika nur je 
6000 t zu dem niedrigen Zolle eingeführt werden. 
Was darüber hinausgeht, hat den höheren Zoll zu 
entrichten. Beide Zuckergesellschaften haben mit ihren 
Unternehmungen bisher noch keine Serde gesponnen. 
Häufige Mißernten oder Zerstörung der Ernten durch 
Heuschreckenschwärme haben mehrfach Verlustjahre 
gebracht. Die Gesellschaft in Mopea erfreute sich 
lange Jahre einer übel wirtschaftenden Leltung durch 
einen Engländer und hat starke Anleihen — auch 
hier in Hamburg — aufnehmen müssen. Die Co. 
de Marromen mußte sogar schon einmal von Grund 
auf reorgantsiert werden. Den größten Schaden 
erlitten die beiden Gesellschaften durch den für Eng- 
land günstigen Ausgang des Burenkrieges, der ihnen 
die Ausfuhr von Alkohol nach Transvaal abschnitt. 
Seitdem müssen die Fabriken die Rückstände und 
Melasse, die früher zu Spirituosen verarbeitet wur- 
den, unbenutzt in den Zambesi laufen lassen: Ein 
weiteres Hemmnis ist der Umstand, daß die Fabriken 
den Zucker drüben nicht raffinteren dürfen, dieses 
Vorrecht vielmehr den portugiesischen Mutterlande 
durch die Gesetzgebung vorbehalten ist. Z 
 
	        
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