Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVII. Jahrgang, 1906. (17)

von Finschhafen). Vereinzelte Objelte stammen von 
der Nordküste bei Berlinhafen, von den Iku (Berg- 
volk, landeinwärts von Potsdamhasen), aus Bilibili 
und Beltao (Friedrich-Wilhelmshafen), von den Tepe 
(Bergvolk der Flnisterre-Halbinsel), vom Hüongolf 
und aus den Bainingbergen (Neu-Pommern). 
Zusammenstellungen unter einem einheitlichen 
Gesichtspunkte wurden gemacht: Uber Pflanzenfasern 
und daraus verarbeitete Gewebe (Kai), Töpfe in 
verschiedenen Stadien der Herstellung und Werkzeug 
dazu (Bilibili), Tanzmasken der Monumbo und 
Watam,’) alte Steinwerkzeuge und Steinkeulen 
aus verschiedenen Gegenden, Geräte zur Flußfischerei 
(Bergstämme — Iku, Kai, Baining). 
Tänze und Gesänge, Sprache. 
In Potsdamhafen hatte ich Gelegenheit, großen 
Tanzfesten der Monumbo beizuwohnen, wie sie in 
dieser Art nur in Zwischenräumen von mehreren 
Jahren wiederkehren. *) 
Die Tänze wurden immer von Gesang begleitet 
und nähere Nachforschungen über deren Ursprung 
und Bedeutung ergaben folgende bemerkenswerte 
Resultate: 
1. Alle Tänze, Gesänge und Masken stammen 
von den Völkern an der Mündung des Augusta- 
flusses; wir dürfen wohl, auch mit Rücksicht auf 
das früher über die Ornamente Gesagte, dort ein 
größeres Kulturzentrum vermuten. 
2. Die Monumbo verstehen, ebenso wie die 
Leute am Augustaflusse, ihre eigenen Gesänge nicht 
— es sind also Worte einer alten, heute schon ver- 
gessenen und nicht mehr verstandenen Sprache. 
Anläßlich dieser Tänze und Gesänge wurden 
phonographische Ausnahmen der Texte gemacht. 
Daran schlossen sich Aufnahmen der Sprache (und 
zwar einzelner Worte zur Illustrierung der Gramma- 
tik und zusammenhängende Erzählung). Außer der 
Monumbosprache wurden auch Proben anderer 
Sprachen festgehalten, dann Trommelsignale 
(„Trommelsprache") und Melodien auf Mufik- 
instrumenten. *1#) 
Als die Platten aufgebraucht waren, wurde der 
Archivphonograph, den mir das Phonogrammarchiv 
der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien 
mitgegeben hatte, am 23. Dezember 1904 nach Wien 
zurückgeschickt. 7) 
*) In Potsdamhasen hatte ich Gelegenheit, besonderen 
Tanzfeierlichkeilen der Monumbo beizuwohnen. 
*"“) ÜUber diese Tänze und die begleitenden Gesänge 
wurde eine Arbeit am 3. Februar 1905 zur Publikation 
an Hofrat Prof. A. Penck: „Beobachtungen über Sprache, 
Gesänge und Tänze anläßlich phonographischer Aufnahmen 
in Monumbo (Potsdamhasen), Deutsch-Neu-Guinea“ ab- 
* „Bericht über Aufnahmen mit einem Archiophono= 
graphen der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in 
Wien unter den Monumbo vom 28. Juli bis zum 24. No- 
vember 1904“, eingeschickt an Hofrat Prof. S. Exner am 
3. Februar 1905. 
7) Für weitere Aufnahmen habe ich mich dem Phono= 
grammarchiv zur Verfügung gestellt. 
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Von Sprachen, die bis jetzt noch von niemand 
studlert waren, wurden Aufzeichnungen gemacht, so 
von den Sprachen von Manam und Watam. Es 
wurde dabei weniger auf die Zusammenstellung 
elnes möglichst großen Vokabulars, als auf die Er- 
mittlung wichtiger grammatikalischer Regeln geachtet, 
namentlich solcher, die für die große Scheldung in 
papuanische und melanesische Sprachen maßgebend 
sind (Voranstellung des Genetivs, Possesivsuffix, Zahl 
des Genus, Flexlon der Haupt= und Zeitwörter). 
Es wurde nie nach Dingen gefragt, die nicht der 
unmittelbaren Anschauung zugänglich sind. Meist 
wurde mit der Bezeichnung der Körperteile begonnen 
und dabei immer darauf geachtet, ob die eigenen 
oder ob ein fremder Körper berührt wurde (Possesiv= 
suffir). Dann wurde nach den Dingen gefragt, die 
der Betreffende mit sich hatte (Eßwaren, Betel, 
Tabak, Ethnologica), nach dem Hausgerät usw. 
Dann folgten die Zahlwörter, die meist nur Begriffe 
von 1 bis 5, dann 10, eventuell noch 20 enthalten. 
In allen melanesischen Sprachen fand ich bis jetzt 
fast gleichlautende Zahlwörter. 
Die Ermittlung der Grußformel (meist „ich 
gehe, du bleibst“ oder dergl.) führt auf das Verbum. 
Es ist immer sehr darauf zu achten, daß die 
Leute nicht anfangs jede Flexion der Wörter unter- 
drücken, da sie gewöhnt sind, im Verkehre mit 
fremden Stämmen, die ihre Sprache nicht kennen, 
auf dlese Weise die Verständigung zu erleichtern. 
II. Tropenhygiene und andere medizinische 
Untersuchungen. 
Die Küstenstriche von Neu-Guinea gehören zu 
den schweren Malarialändern der Erde. Die häufigste 
Form der Krankheit ist die Malaria tropica, da- 
neben gibt es auch Quartan= und Tertianfieber. 
Schwarzwasserfieber ist nicht selten. In manchen 
Fällen scheint für Schwarzwasserfieber von vorn- 
herein eine Prädisposition da zu sein, oft wird durch 
eine unrichtige Chininprophyloxe — Einnehmen im 
Fleberanstieg und Gebrauch zu kleiner Dosen — 
erst eine Dispositlon geschaffen. 
Das Bergland von Neu-Guinea ist malariofrei, 
die Eingeborenen, die als Arbelter in die Plantagen 
an die Küste kommen, erkranken an Malaria. 
Die Malaria wird in Deutsch-Neu--Guinea gegen- 
wärtig durch eine systematisch durchgeführte indivi- 
duelle Chininprophyloxe bekämpft. Die Vorurtelle 
gegen das Chinin sind geringer geworden. Ge- 
wöhnlich wird ein Gramm alle fünf Tage genommen. 
Eine allgemeine Chininprophylaxe, die sich auch 
auf die Eingeborenen erstreckt (Stefansort), wird 
nicht mehr geübt. 
Von tropischen Krankheiten, welche die Ein- 
geborenen betreffen, wurden folgende beobachtet: 
1. Der sogenannte „Ringwurm“, eine schuppende 
Hautkrankheit (Hautstücke wurden konserviert); 
2. Elephantiasis, kommt bisweilen vor; 
3. venerisches Granulom, eine Geschlechtskrankheit 
in der Südsee sui generis, welche hauptsächlich bei
	        
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