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ohne Beeinträchtigung gewährleistet, so brauchte niemand
Kolonien. Aber die volkswirtschaftliche Entwicklung der
letten Jahrzehnte hat gelehrt, daß der nationale Gedanke
gerade auf der Grundlage neuerer Entwicklungstendenzen
zu einem viel stärkeren Leben erwacht ist, als er es je
vorher war. Der Welthandel wird heute mehr als je-
mals durch solche nationalen Tendenzen einzelner Länder
beeinflußt. Es braucht nur an die Politik der Vereinigten
Staaten, an die Mac Kinley-Bill mit ihren Folgen er-
innert zu werden; es braucht nur erinnert zu werden an
die Maßnahmen, die der australische Bund zur Beförde-
rung des englischen Handels und der englischen Schiff-
fahrt unter der Beeinträchligung des Handels und der
Schiffahrt anderer Länder trifft. Diejenige Nation
wird von solchen Einschränkungen am meisten
betroffen, deren Welthandel und Weltschiffahrt
sich am meisten entwickelt hat. Diese Nation ist
Deutsch .
Die temuunis der hier skizzierten Tatsachen ist bei
allen Kulturvölkern gleichzeitig aufgetreten und hat die-
selbe Folge gehabt, nämlich den Ubergang zur Kolonial-
politik. Bei allen Kulturvölkern der Gegenwart ist diese
Erkenntnis in den politischen Kreisen durchgedrungen, nur
bei uns nicht. Und doch ist Deutschland dasjenige
Land, welches für Kolonialpolitik am meisten
prädestiniert ist.
Die Ausdehnung unseres überseeverkehrs spricht zu-
nächst dafür. Wir besitzen ferner, abgesehen von den
Vereinigten Staaten, die größte jährliche Bevölkerungs-
zunahme unter allen Völkern der Welt. Die deutsche
Durchschnittsbildung ist erheblich höher als bei allen
anderen Nationen; der Drang zur Ubersee-, zur Kolonial-
betätigung ist bei den Deutschen uralt und hat die Kulti-
vierung ganzer Erdteile, aber für fremde Rechnung, zur
Folge gehobt.
Eine Diskussion über die Nütlichkeit oder Notwendig-
keit der Kolonialpolitik an sich dürfte ernsthaft überhaupt
nicht mehr in Frage kommen: Sie hat nur die eine
—.
Folge, uns vor der Welt lächerlich zu machen und
eine unter keinen Umständen mehr zurückzuhaltende Eni-
wicklung zu verlangsamen.
Es lohnt sich kaum, die Prinzipienreiter aus der
Kolonialgegnerschaft durch Ziffern belehren zu wollen:
immerhin redet die Steigerung der handelspoliti-
schen, nach den Kolonien gehenden und von dort
kommenden Werte eine deutliche Sprache.
Wir haben im Gegensav zu anderen Nationen so gut
wie keine Verkehrsmittel in unseren Rolonien geschaffen.
Wir haben mit dem größten Widerstreben innerhalb
Deutschlands arbeiten müssen; die Unternehmungslust har
leinerlei Garantic dafür gehabt, daß ihre Anlagen einen
Rückhalt finden würden, und doch haben alle Kolonien
eine A ufwärtsbewegung zu verzeichnen, die nur
durch Ignoran oder Böswilligkeit geleugne:
werden kann. D Daß man in zwei Jahrzebnten Länder,
welche viermal so groß sind wie das Deutsche Reich, nicht
völlig erschließen kann, zumal dann nicht, wenn die gesesr
gebende Körperschaft die NRegierungsanlagen nur tropfen-
weise bewilligt, und wenn von irgendeiner Einheitlichkeir
in der Kolonialpolitik infolgedessen nicht die Rede sein
kann, das liegt doch auf der Hand.
Mehr als beschämend ist es, wenn man in der unmittel-
baren Nachbarschaft unserer eigenen Nolonien durch die
Erfolge anderer in Kolonialpolitik erfahrener Staaten, die
entweder unter ganz gleichen örtlichen Bedingungen oder
sogar unter viel schlechteren in die Erschließung ihrer
Kolonialgebiete eingetreten sind, beweisen muß, was aus
jenen Gebieten zu machen ist.
Die englische Uganda-Bahn, die alle deutschen Waren
aus dem Gebiete des Viktoria-Sees an sich zieht, die un-
geheuren Bahnanlagen Englands in Südafrika reden hier
eine so deutliche Sprache, daß man sich schon beide Ohren
verstopfen muß, wenn man sie nicht hören will.
Das deuische Volk steht gegenwärtig an einem Scheide-
wege. Erkennt es die volkswirtschaftlichen Grundlagen
nicht, denen die Neuzeit ihre gesamte Gestalt verdankt, so
werden andere Nationen unsere lachenden Erben
sein.
Verkehrs-Nachrichten.
In Kondoa-Irangi,
und am 1. Dezember 1906 eröffnet worden.
In Atakpame (Togo) ist am
1. Jannar d. Js.
Bezirk Mpapna (Deutsch-Ostafrika), ist eine Postanstalt eingerichtet
eine Postagentur eingerichtet worden,
deren Tätigkeit sich bezüglich des Postbetriebes auf die Annahme und Ausgabe von gewöhnlichen
und eingeschriebenen Briefsendungen, auf den Zeitungs-, Postanweisungs= und Nachnahmedienst, aui
den Paketdienst im Verkehr innerhalb des Schutzgebiets und seit dem 11. Jannar auch auf den
Telegraphendienst erstreckt.
Die Worttaxe für Telegramme nach Atakpame ist dieselbe wie für die übrigen Anstalten
des Schutzgebiets.