Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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Verschiedene (Mitteilungen. 
Fabrlkate aus deutscher fiolonialbaumwolle. 
Die mechanische Trikotweberei Hechingen, Lieb- 
mann & Levi, in Hechingen (Hohenzollern) hat 
in ihrem Betriebe eine besondere Abteilung für 
die Herstellung von Unterkleidern aus verbürgt 
deutscher Kolonialbaumwolle eingerichtet. Die 
Fabrik hat für ihr Erzeugnis Musterschutz ge- 
nommen und bringt es unter dem Namen „Togo- 
lano“ und mit einer Schutzmarke versehen in den 
Handel. Die Firma errichtet außerdem in allen 
größeren Städten Deutschlands Verkaufsstellen. 
Die Fachzeitschrift „Konfektionär" in Berlin 
schreibt in ihrer Nummer vom 24. Jannar: 
„Die Baumwolle unserer Kolonien in Ost- 
afrika und Togo verdient bessere Beachtung; 
insbesondere die erstere ähnelt im Stapel dem 
im Agypten gepflanzten Produkt, dem schönen 
Maco; an Zähigkeit und Dauerhaftigkeit über- 
trifft sie dieselbe noch. Einen verlässigen Markt- 
preis vermochte sich aber die Baumwolle unserer 
Kolonien noch nicht zu erobern. Die Ursache 
hiervon liegt weniger an dem relativ kleinen 
Quantum der Ernte, als in der Tatsache, daß 
deutsche Baumwolle noch keinem bestimmten 
Zwecke dienstbar gemacht und von einzelnen 
Spinnereien nur zur Mischung mit Baumwolle 
anderer Provenienz gekauft wurde. Bis jetzt 
erzielte dadurch z. B. gute ostafrikanische Baum- 
wolle nur einige Pfennige mehr wie middling 
Orleans, während ihr der Preis, den gute 
ägyptische Sorten erringen, also ein weit höherer, 
zukäme. Das kann und darf nicht so bleiben! 
Es müssen Fertigfabrikate für den Massen- 
konsum aus deutscher Kolonialbaumwolle ge- 
schaffen werden, dann erst tritt die Wechsel- 
wirkung zwischen Angebot und Nachfrage in 
Kraft, und die Baumwollkultur Ostafrikas und 
Togos wird einen mächtigen Anreiz für ihre 
Weiterentwicklung und Ausdehnung gewinnen.“ 
Kolonlale Volksschriften. 
Auf Anregung des stellvertretenden Kolonial- 
direktors Dernburg befaßt sich das Kolonial= 
Wirtschaftliche Komitee, Berlin, Unter den Lin- 
den 43, mit der Herausgabe kolonialer Volks- 
schriften. Den Schriften ist das zuverlässigste 
Material zugrundegelegt, die Tatsachen werden in 
volkstümlicher Sprache vorgetragen, zum Teil als 
Erzählung, zum Teil in Form eines Gesprächs. 
Ihrem Zweck entsprechend sind die Schriftchen 
zur Verbreitung bestimmt an: Industrie, Handel, 
Handwerk, Landwirtschaft, an den Auswanderer, 
an die deutsche Hausfrau usw. Der Satz für die 
  
Industrie z. B. umfaßt: „Baumwolle, Kautschuk, 
Kupfer, Kakao, Hauf, Olfrüchte, Gerbstoffe und 
die deutschen Kolonien“. Einzelnummern sind: 
„Der Handel der deutschen Kolonien“, „Die Rück- 
ständigkeit des Eisenbahnbaues in den deutschen 
Kolonien“, „Die deutsche Hausfrau und die Kolo- 
nien“. In Vorbereitung sind: „Das deutsche 
Handwerk“, „Die deutsche Landwirtschaft“, „Der 
deutsche Auswanderer und die Kolonien“ usw. 
Körperschaften und Vereinen, Fabriken und 
Stellen, welche sich zur Verbreitung eignen, werden 
die kolonialen Volksschriften von dem Komitee frei 
zur Verfügung gestellt. 
Kolonlal-Wlrtschaftliches. 
Das soeben erschienene Februarheft des 
„Tropenpflanzer“, Organ des Kolonial-Wirt- 
schaftlichen Komitees, bringt an erster Stelle einen 
Aufsatz von Professor O. Warburg, betitelt: „Was 
lehrt uns die Statistik des Kautschuks?“ In diesem 
Artikel wird darauf hingewiesen, daß vorläufig 
noch fast der gesamte Kautschuk von wilden Be- 
ständen, und zwar weit über die Hälfte aus Amerika 
kommt. Die Zukunft des Kautschuks liegt aber 
in der Kultur desselben, und naturgemäß wird 
der Löwenanteil dem stark bevölkerten Südasien 
zufallen; schon jetzt schätzt man die Kautschuk- 
pflanzungen auf Ceylon und der malayischen Halb- 
insel auf 80 000 ha. Aber auch Afrika wird sich 
stark an der Kautschukkultur beteiligen, und es 
dürfte nicht allzu schwer sein, den gesamten 
Kautschukbedarf Deutschlands, etwa 13 500 Tonnen, 
in unseren Kolonien zu produzieren. 
Carl Bolle berichtet über Groß= und Klein- 
betrieb des brasilianischen Kaffeebaues mit Hinweisen 
auf reichsdeutsche Kolonialgebiete. Dr. Schlechter, 
der Leiter des vom Kolonial-Wirtschaftlichen Ko- 
mitee ins Leben gerufenen Guttapercha= und Kaut- 
schuk-Unternehmens in Neugnuinea, bringt seinen 
ersten Reisebericht aus Singapore mit Beobach- 
tungen über die dortige Kautschukkultur. Paul Lippe 
empfiehlt Versuche bezüglich des Imports von in 
Dosen konservierter Ananas aus den deutschen 
Kolonien. Gustav Eismann berichtet über die 
schnell zunehmende Plantagen= und Kautschukkultur 
in Deutsch-Ostafrika, die im Jahre 1906 bereits 
einen Aussuhrwert von 100000 Mark ergeben 
haben dürfte. H. Fehlinger behandelt die Abaca 
(Manilahanf)-Kultur der Philippinen, welche mit 
21,7 Millionen Dollar 65 Prozent der Gesamt- 
ausfuhr der Philippinen bildet. 
Ferner finden sich in der Nummer Statistiken 
und Mitteilungen über Yukatanausfuhr an Sisal-
	        
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