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diesen Grundsätzen verfahren, und es konnte die
Wahrnehmung gemacht werden, daß das Ver-
trauen der Auskunftsbegehrenden zu der Zentral-
Auskunftsstelle für Auswanderer stetig wächst. In
nicht seltenen Fällen wurde die Annahme von
Engagements in den Kolonien oder im Auslande
von der Auskunft der Zentral-Auskunftsstelle für
Auswanderer abhängig gemacht.
Evangellsche Missionen.
Der Ausschuß der Deutschen Evange-
lischen Missionen wählte an Stelle des ver-
storbenen Missionsdirektors D. Buchner den Leiter
der Basler Mission D. Oehler zu seinem Vor-
sitzenden.
Inspektor Spiecker von der Rheinischen
Mission kehrte in der Osterzeit von einer längeren
Visitationsreise durch die afrikanischen Arbeits-
felder seiner Gesellschaft nach Barmen zurück. Er
hat sich ein ganzes Jahr in Deutsch-Südwestafrika
aufgehalten, wo er neben der Herero= und Nama-
Mission auch die im Ovambolande in Augenschein
nahm. Nach seinen Vorschlägen erfolgt der Wieder-
aufbau der zerstörten Mission in unserm Schutz-
gebiet.
Am 17. April legte D. Brown sein Amt als
Generalsekretär der Wesleyaner-Mission in Sydney
nieder. Er ist lange Zeit auf den deutschen
Inseln der Südsee tätig gewesen. Erst wirkte er
als Missionar in Samoa, später gründete er unter
besonderen Schwierigkeiten die ersten evangelischen
Niederlassungen im Bismarck-Archipel.
Die Brüdergemeinde entsandte einen Schul-
mann, O. Gemuseus, nach Deutsch-Ostafrika.
Er soll das Schulwesen in ihrer Nyassa-Mission
leiten. Unterwegs konnte er zu seiner Information
die Schulen in Daressalam, Blantyre und Living-
stonian besichtigen. Welchen Aufschwung die
Schulen der Brüdermission in jenem Teile von
Deutsch-Ostafrika nehmen, ersieht man aus fol-
gender Bemerkung im „Herruhuter Missionsblatt“:
„Von Isoko aus revidierte Br. Meyer verschiedene
Gehilfenplätze und deren Schulen; so in Mbem-
bela (wo von 190 eingeschriebenen Kindern 100
amvesend waren), Mwenibungn (100, Hochstzahl
210), Kolobosya (175, Höchstzahl 400), Nyembele
(170, Höchstzahl 200), Mwasulama (150, Höchst-
zahl 250). In Ilondo, Mwakatapamya und
MzZomba war nur vereinzelt Schule gehalten
worden. Auf der Station und im Nachbardorf
Mboma ruht die Schule gegenwärtig wegen ver-
mehrter Arbeit des Missionars. Die Ergebnisse
in den Schulen waren erfreulich. In jeder
Schule gab es schon Monitoren; können diese
eine Ausbildung erhalten, so ist in wenigen
Jahren das ganze Bundali mit Schulen durch-
setzt. Wir schaffen schon von den Gehilfenzentren
aus Nebenzentren, die unter Aufsicht der Gehilfen
von den Monitoren bedient werden sollen.“
Die Leipziger Mission eröffnete eine Hand-
werkerschule in Marangu am Kilimandscharo,
die unter der Leitung ihres Missionars v. Lany
steht. Die Zöglinge kommen aus dem Dschagga-
lande, Nord-Pare, Aruscha und vom Meru. Auf
der Marangu benachbarten Station Mamba
wird zur Zeit eine größere Kirche gebant.
Die Rheinische Missionsgesellschaft ordnete zu
Pfingsten zwei Landwirte als Laienbrüder ab,
die auf dem Hansemannberg in Kaiser Wil-
helmsland die Gesundheitsstation Nobonob aus-
bauen sollen. Im Herbst werden zwei neue
Missionare zu ihnen stoßen. Während diese Mission
bisher fast gar keine sichtbaren Erfolge aufzuweisen
hatte, entsteht ihr jetzt auf einmal Arbeit in Hülle
und Fülle. Die Papua an der Astrolabe-Bai,
die früher ganz unzugänglich schienen, kommen
plötzlich in Scharen herbei und wollen Christen
werden. Sie reden von wunderbaren Erschei-
nungen, die sie in ihren Dörfern gehabt hätten.
Sie sind bereit, mit ihrem Aikult zu brechen und
ihn mit dem Christentum zu vertauschen; ja viele
haben schon die Gegenstände dieses Geheimkults
herbeigebracht und freiwillig zur Vernichtung aus-
geliefert. So schreibt z. B. Missionar Hanke,
daß am 18. Dezember die Bonguleute in Gegen-
wart der Frauen die bisher sorgfältig gehüteten
Ai-Instrumente verbrannt hätten. „Es war,“ so
berichtet er, „eine für die Bonguleute denkwürdige
Viertelstunde, als die Männer mit den Instru-
menten ankamen, noch einmal darauf bliesen, um
sie darauf zu zerschlagen und ins Feuer zu werfen.
Die Frauen, die von den Männern herbeigerufen
waren, zitterten vor Furcht am ganzen Leibe.
Eine alte, prachtvolle Maske, die den Kopf des
A darstellen soll, haben die Leute mir übergeben.
Wogegen ich jahrelang gekämpft habe in unver-
söhnlichem Streit und scheinbar ohne Erfolg, das
ist nun ohne mein Zutun geschehen.“
Die Basler Mission schickt einen Arzt,
Dr. Häberlin (bisher in Davos), der zunächst
für drei Jahre in den Missionsdienst tritt, nach
Kamerun. Er besucht unterwegs die ärztliche
Station der Mission auf der Goldküste. Die Nord-
deutsche Mission bereitet auch die Aussendung
eines Arztes für ihr Arbeitsfeld in Togo vor.
In Isoko (Bundaliland) in Deutsch-Ostafrika
ward von der Brüdermission eine Aussätzigen-
kolonie angelegt; die Missionsgesellschaft hat
solche Asyle schon in Rungwe und Rutenganio.
Die von der Norddeutschen Mission in Lome
erbaute evangelische Kirche ist vollendet und soll
Mitte Juli eingeweiht werden. Da sie auch von