Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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weiterhin nach Norden in Urundi vorherrschend 
bleibt. Waldungen sind in diesem Gebiet nicht 
vorhanden; an einigen wenigen Stellen findet 
man wohl kleine, kaum 1½ ha große urwald- 
artige Parzellen, sonst nur vereinzelte große 
Bäume. Das Land scheint überhaupt nie in 
größerem Maße bewaldet gewesen zu sein, da 
aus den Überlieferungen der Watusi hervorgeht, 
daß sie bei ihrer Einwanderung das Land so, 
wie es heute ist, vorfanden. Das Gelände stellt 
sich, mit Ausnahme des am Sece gelegenen Ge- 
biets, als ein welliges Hochplateau dar, über 
das sich an einzelnen Stellen höhere Kuppen er- 
heben. Die absolute Höhe des Plateaus von 
Nord-Udjidji und Uha wird durchschnittlich etwa 
1600 m betragen. 
Zwischen dem eigentlichen Uha-Plateau und 
dem Tanganjika-Randgebirge befindet sich noch 
eine tiefe Senke, die besonders in den Tälern 
des Niansari= und Chuzabaches hervortritt, und 
zu der das Uha-Plateau steil abfällt. Sowohl 
der Niansari als auch ein linker Nebenbach des 
Chuza, der Kisuno, bilden beim Verlassen des 
Plateaus 150 bis 200 m hohe Wasserfälle, die 
das ganze Jahr hindurch Wasser zu Tal führen. 
Überhaupt sind auf dem ganzen Plateau die 
Wasserverhältnisse sehr günstig; Bäche, die ständig 
Wasser führen, durchziehen in großer Zahl die 
Täler und vereinigen sich zu den nach Norden 
und Süden abfließenden Nebenarmen des Mla- 
garasi. Die bedeutendsten von diesen sind der 
Rugufu und Rutschugi, während der Luitschi 
seinen Lauf vom Plateau zum Tanganjika selb- 
ständig zurücklegt und unterwegs als größeren 
Wasserlauf noch den Kasekebach aufnimmt. 
In Nord-Udjidji und im mittleren Uha werden 
in der Hauptsache Bananen, Bohnen und Bataten 
gezogen, Mais und Mtama dagegen nur in ge- 
ringerem Umfange angebaut. Von letzteren 
Körnerfrüchten findet man umfangreichere An- 
pflanzungen nur in dem südlicheren Teile Uhas 
und in der großen Ebene zu beiden Seiten des 
Mittellaufes des Rutschugi in der Landschaft 
Ngumire. Hohogo wird überall, wenngleich nur 
spärlich, gepflanzt. Die durch die reichlichen 
Niederschläge und die Güte des Bodens im all- 
gemeinen vorhandene Fruchtbarkeit würde wohl 
einen stärkeren Anbau zulassen, jedoch ist bei der 
Indolenz der Bevölkerung, deren Haupternährungs- 
mittel in Milch, Bananen und Bohnen bestehen, 
vorläufig eine intensivere Bearbeitung des Bodens 
nicht zu erwarten. Seinem Charakter nach eignet 
sich Nord-Udjidji und Mittel-Uha ganz besonders 
zur Viehzucht, die denn auch die Haupt- 
beschäftigung der Bewohner bildet. 
Günstig für die Viehhaltung in dem bezeich- 
neten Gebiet sind in erster Linie das gänzliche 
  
Fehlen der Tsetsefliege und sodann die vorzüg- 
lichen Weide= und Wasserverhältnisse. 
Das Fehlen der Tsetsefliege ist ohne Zweifel 
auf den Mangel an Wald zurückzuführen. Denn 
fast überall, wo solcher vorhanden ist, kommt 
auch die Tsetsefliege vor, so in der Waldzone 
südlich und östlich des Uha-Plateaus bis zum 
Mleagarasi, auch östlich und südlich dieses Flusses 
nach Unjamwesi und Uhawende hinein. 
Die guten Weideverhältnisse sind als eine 
Folge der reichlichen Niederschläge anzusehen; 
das Gras erreicht meist nur Kniehöhe. 
Trotz dieser günstigen Umstände muß man 
den Bestand des Rindviehes als einen geringen 
bezeichnen; er dürfte 8000 Stück nicht über- 
schreiten. Entgegen früher gemachten Angaben 
muß ich ferner feststellen, daß Kleinvieh nach 
meiner Beobachtung überhaupt kaum vorhanden 
ist. Ich war zunächst der Ansicht, daß auch hier 
der immer mehr um sich greifende Fellhandel 
die Bestände an Kleinvieh, vor allem an Ziegen, 
gelichtet habe, erfuhr jedoch, daß die in Udjidi 
gehandelten Felle zum Teil aus Urundi stammen, 
und daß auch die Waha die von ihnen gehaltenen 
Ziegen von dort meist gegen Salz einhandeln. 
Im allgemeinen versteht die Bevölkerung 
wohl die Viehhaltung, aber nicht die Züchtung. 
So ist ihr z. B. das Schneiden der männlichen 
Kälber, das von den Wanjamwesi und Wasukuma 
in ausgedehntem Umfange geübt wird, ganz un- 
bekannt. Auch für die Auffrischung des Blutes 
scheint wenig getan zu werden. 
Es bleibt zu hoffen, daß dies zur Viehzucht 
so hervorragend geeignete Land in späteren Jahren 
mehr seinem Zweck entsprechend ausgenutzt wird. 
Nach der Höhenlage und den klimatischen 
Verhältnissen dürften sich Nord-Udfidji und Mittel- 
Uha auch für europäische Besiedlung eignen. Das 
Gebiet scheint fieberfrei zu sein, wenigstens habe 
ich auf der ganzen Strecke vom Betreten des 
Plateaus bei Kalinsi bis zum Abstieg nach Nord- 
osten keinen Moskito gesehen oder gespürt. Weniger 
vorteilhaft ist allerdings der fast gänzliche Mangel 
an Bauholz, das eventuell von weither beschafft 
werden müßte. 
Die Bevölkerung der von mir durchzogenen 
Landschaft verhielt sich aller Orten mit nur 
wenigen Ausnahmen zutraulich, entgegenkommend 
und friedlich; überall wurde mir bereitwillig und 
reichlich Verpflegung für meine Leute geliefert. 
D
	        
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