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weiterhin nach Norden in Urundi vorherrschend
bleibt. Waldungen sind in diesem Gebiet nicht
vorhanden; an einigen wenigen Stellen findet
man wohl kleine, kaum 1½ ha große urwald-
artige Parzellen, sonst nur vereinzelte große
Bäume. Das Land scheint überhaupt nie in
größerem Maße bewaldet gewesen zu sein, da
aus den Überlieferungen der Watusi hervorgeht,
daß sie bei ihrer Einwanderung das Land so,
wie es heute ist, vorfanden. Das Gelände stellt
sich, mit Ausnahme des am Sece gelegenen Ge-
biets, als ein welliges Hochplateau dar, über
das sich an einzelnen Stellen höhere Kuppen er-
heben. Die absolute Höhe des Plateaus von
Nord-Udjidji und Uha wird durchschnittlich etwa
1600 m betragen.
Zwischen dem eigentlichen Uha-Plateau und
dem Tanganjika-Randgebirge befindet sich noch
eine tiefe Senke, die besonders in den Tälern
des Niansari= und Chuzabaches hervortritt, und
zu der das Uha-Plateau steil abfällt. Sowohl
der Niansari als auch ein linker Nebenbach des
Chuza, der Kisuno, bilden beim Verlassen des
Plateaus 150 bis 200 m hohe Wasserfälle, die
das ganze Jahr hindurch Wasser zu Tal führen.
Überhaupt sind auf dem ganzen Plateau die
Wasserverhältnisse sehr günstig; Bäche, die ständig
Wasser führen, durchziehen in großer Zahl die
Täler und vereinigen sich zu den nach Norden
und Süden abfließenden Nebenarmen des Mla-
garasi. Die bedeutendsten von diesen sind der
Rugufu und Rutschugi, während der Luitschi
seinen Lauf vom Plateau zum Tanganjika selb-
ständig zurücklegt und unterwegs als größeren
Wasserlauf noch den Kasekebach aufnimmt.
In Nord-Udjidji und im mittleren Uha werden
in der Hauptsache Bananen, Bohnen und Bataten
gezogen, Mais und Mtama dagegen nur in ge-
ringerem Umfange angebaut. Von letzteren
Körnerfrüchten findet man umfangreichere An-
pflanzungen nur in dem südlicheren Teile Uhas
und in der großen Ebene zu beiden Seiten des
Mittellaufes des Rutschugi in der Landschaft
Ngumire. Hohogo wird überall, wenngleich nur
spärlich, gepflanzt. Die durch die reichlichen
Niederschläge und die Güte des Bodens im all-
gemeinen vorhandene Fruchtbarkeit würde wohl
einen stärkeren Anbau zulassen, jedoch ist bei der
Indolenz der Bevölkerung, deren Haupternährungs-
mittel in Milch, Bananen und Bohnen bestehen,
vorläufig eine intensivere Bearbeitung des Bodens
nicht zu erwarten. Seinem Charakter nach eignet
sich Nord-Udjidji und Mittel-Uha ganz besonders
zur Viehzucht, die denn auch die Haupt-
beschäftigung der Bewohner bildet.
Günstig für die Viehhaltung in dem bezeich-
neten Gebiet sind in erster Linie das gänzliche
Fehlen der Tsetsefliege und sodann die vorzüg-
lichen Weide= und Wasserverhältnisse.
Das Fehlen der Tsetsefliege ist ohne Zweifel
auf den Mangel an Wald zurückzuführen. Denn
fast überall, wo solcher vorhanden ist, kommt
auch die Tsetsefliege vor, so in der Waldzone
südlich und östlich des Uha-Plateaus bis zum
Mleagarasi, auch östlich und südlich dieses Flusses
nach Unjamwesi und Uhawende hinein.
Die guten Weideverhältnisse sind als eine
Folge der reichlichen Niederschläge anzusehen;
das Gras erreicht meist nur Kniehöhe.
Trotz dieser günstigen Umstände muß man
den Bestand des Rindviehes als einen geringen
bezeichnen; er dürfte 8000 Stück nicht über-
schreiten. Entgegen früher gemachten Angaben
muß ich ferner feststellen, daß Kleinvieh nach
meiner Beobachtung überhaupt kaum vorhanden
ist. Ich war zunächst der Ansicht, daß auch hier
der immer mehr um sich greifende Fellhandel
die Bestände an Kleinvieh, vor allem an Ziegen,
gelichtet habe, erfuhr jedoch, daß die in Udjidi
gehandelten Felle zum Teil aus Urundi stammen,
und daß auch die Waha die von ihnen gehaltenen
Ziegen von dort meist gegen Salz einhandeln.
Im allgemeinen versteht die Bevölkerung
wohl die Viehhaltung, aber nicht die Züchtung.
So ist ihr z. B. das Schneiden der männlichen
Kälber, das von den Wanjamwesi und Wasukuma
in ausgedehntem Umfange geübt wird, ganz un-
bekannt. Auch für die Auffrischung des Blutes
scheint wenig getan zu werden.
Es bleibt zu hoffen, daß dies zur Viehzucht
so hervorragend geeignete Land in späteren Jahren
mehr seinem Zweck entsprechend ausgenutzt wird.
Nach der Höhenlage und den klimatischen
Verhältnissen dürften sich Nord-Udfidji und Mittel-
Uha auch für europäische Besiedlung eignen. Das
Gebiet scheint fieberfrei zu sein, wenigstens habe
ich auf der ganzen Strecke vom Betreten des
Plateaus bei Kalinsi bis zum Abstieg nach Nord-
osten keinen Moskito gesehen oder gespürt. Weniger
vorteilhaft ist allerdings der fast gänzliche Mangel
an Bauholz, das eventuell von weither beschafft
werden müßte.
Die Bevölkerung der von mir durchzogenen
Landschaft verhielt sich aller Orten mit nur
wenigen Ausnahmen zutraulich, entgegenkommend
und friedlich; überall wurde mir bereitwillig und
reichlich Verpflegung für meine Leute geliefert.
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