Full text: Deutsches Kolonialblatt. XVIII. Jahrgang, 1907. (18)

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suchten, den Anschluß an den rückwärts liegenden 
Teil der Kompagnie zu gewinnen, was ihnen 
unter dem Schutz des Feuers derselben auch ge- 
lang. Die Kompagnie wurde dabei wirksam von 
dem Maschinengewehrzuge des Oberleutnants 
Strehlke unterstützt, der schon zu Beginn der An- 
griffsbewegung links von der Kompagnie in 
Stellung gegangen war und das feindliche Feuer 
niederzuhalten versucht hatte. 
Nach diesem aufregenden Vorfall ließ auf 
beiden Seiten das Feuer an Heftigkeit nach; kurz 
nach Mittag lebte es jedoch plötzlich wieder auf, 
da die Hottentotten versucht hatten, die deutsche 
Abteilung auch im Rücken anzugreifen. Hier 
war die Funkenstation des Leutnants Jochmann 
seit dem frühen Morgen erfolgreich tätig, um die 
Verbindung mit Warmbad aufrecht zu erhalten. 
Sie hatte wiederholt das Feuer einzelner an- 
greifender Hottentotten erwidern müssen, aber 
trotzdem den Betrieb aufrecht erhalten. Unter- 
stützt durch Pferdehalter, Wagenführer und Leute 
des Kamelkorps unter Zahlmeisteraspirant Molling 
vermochten sie auch jetzt, die Hottentotten zurück- 
zuweisen. 
Im Laufe des Nachmittags ließ die Kampf= 
lust und Widerstandskraft des Feindes immer 
mehr nach, zumal er wohl Nachricht von dem 
Anrücken der 2. Kompagnie des 2. Feldregiments 
erhielt, die, durch den Funkentelegraphen benach- 
richtigt, den Marsch von Ramansdrift auf Sperlings- 
pütz angetreten hatte. Major v. Freyhold konnte 
daher nachmittags trotz der Ermüdung seiner 
Truppen durch einen 22 stündigen schweren 
Kampf seine Kompagnien zu beiden Seiten des 
Weges zum Angriff vorführen. Die Bondels 
hielten nicht stand, sondern wandten sich unter 
fortwährendem Feuern zur Flucht. Gegen Abend 
war die Wasserstelle Sperlingspütz in den Händen 
der Deutschen und das letzte größere Gefecht 
dieses Feldzuges damit siegreich beendigt. 
Der Kampf hatte hohe Anforderungen an die 
Tapferkeit und Ausdauer der deutschen Reiter 
gestellt und ihnen schwere Opfer auferlegt, zwei 
Offiziere, acht Mann waren tot, ein Offi- 
zier und sieben Mann verwundet. Aber die 
Reiter konnten auf diese letzte größere Waffentat 
mit berechtigtem Stolz zurückblicken. „Sämtliche 
Truppen einschließlich der Funkenstation und der 
Bedeckungsmannschaften haben sich vorzüglich ver- 
halten“, so lautete das Urteil des Kommandeurs 
der Schutztruppe. 
Der Feind, den Major v. Freyhold auf etwa 
200 Gewehre schätzte und der wahrscheinlich Zu- 
zug aus dem englischen Gebiet erhalten hatte, 
war bestrebt gewesen, seinen durch die schnellen 
  
Kreuz= und Querzüge erschöpften Werften die er- 
forderliche Zeit zum Abzug zu verschaffen, was 
ihm auch gelang. In diesem Kampfe, in dem 
er zum letzten Male entschlossenen Widerstand 
leistete, hatte er noch einmal seine ganze Zähig- 
keit und sein Geschick in der Ausnutzung um- 
fassender Feuerstellungen bewiesen. Daß er 
einem schlimmeren Schicksal entging, verdankte er 
dem Umstande, daß die 11. Kompagnie, die von 
Ramansdrift am Oranje entlang gegen Nohaseb- 
mund vorgedrungen war, nicht mehr rechtzeitig 
hatte eingreifen können, obwohl sie, sobald sie 
den Kanonendonner vernommen hatte, sofort auf 
diesen losmarschiert war. Auch die 2. Kom- 
pagnie des 2. Feldregiments traf erst nach Be- 
endigung des Kampfes in Sperlingspütz ein. Am 
5. Juni langte noch Oberstleutnant von Estorff 
mit der 1. und 9. Kompagnie des 2. Feldregi- 
ments, der halben 2. und der halben 8. Batterie 
und einem Maschinengewehrzuge aus Warmbad 
ein. Die bei Sperlingspütz vereinigte Truppen- 
macht mußte indessen wegen Wassermangels an 
die Straße Warmbad-Ramansdrift und an den 
Oranje verlegt werden. 
Die Verfolgung des geschlagenen Feindes 
wurde der durch die 9. Kompagnie des 2. Feld- 
regiments verstärkten Abteilung Freyhold über- 
tragen, während Major Sieberg mit der 7. und 
8. Kompagnie des 2. Feldregiments, einem 
Maschinengewehr= und einem Artilleriezuge an 
der Pad Ramanzdrift-Warmbad ein Ausweichen 
der Bondels nach Osten verhindern sollte. Ritt- 
meister Ermekeil stand bei Außenkehr bereit, 
während Hauptmann Wilck mit zwei Kompagnien 
über Uhabis gegen den Oranje vordrang, aber 
der außerordentlich beschwerliche Vormarsch in 
das wild zerklüftete Oranjebergland führte auch 
diesmal nicht zum Ziel. Am 18. Juni erschienen 
die Bondels bei Auros plötzlich im Rücken der 
Abteilung Freyhold und gingen in zwei Gruppen 
auf Haib und Warmbad vor, offenbar mit der 
Absicht, Vieh zu stehlen. Sofort wurden in Auros, 
Haib und Gabis Kräfte bereitgestellt, um die 
Verfolgung aufzunehmen, sobald der Feind an 
irgend einer Stelle mit Sicherheit festgestellt wäre. 
Der Transportverkehr zwischen Ramanzdrift und 
Kalkfontein wurde eingestellt, an alle Stationen 
erging eine Warnung. Trotzdem fielen einer 
Bande von über 100 Bondels am 20. Juni 
nördlich Warmbad 36 Maultiere in die Hände, 
die infolge eines Versehens auf der Weide belassen 
worden waren. Teile der Besatzung von Warm- 
bad unter Hauptmann v. Stocki und Oberlentnant 
v. Schauroth sowie ein von Kalkfontein kommen= 
der Transport Ergänzungsmannschaften unter
	        
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