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Außer einer kleinen Anzahl speziell mineralo-
gischer und petrographischer Arbeiten sind von
später erschienenen Schriften noch zu nennen: din
Vortrag von Schmeissert) und die Aufsätze von
Voits) und Scheibe.)
Der Sockel von ganz Afrika wird von den
ältesten Schichten aufgebaut, welche wir auf der
Erde kennen, der Gneisformation, einer
Schichtenreihe, aus der Reste von Lebewesen nicht
bekannt sind. Diese Gneisformation und die ihr
auflagernde Schieferformation, in welcher Fossi-
lien bisher noch nicht gefunden wurden, hat auch
in Deutsch-Südwestafrika weite Verbreitung. Sie
reicht vom äußersten Norden des Landes vom
Kunene bis zum äußersten Süden zum Oranje
und begleitet. in einem im Süden 150 km, im
Norden weniger breiten Streifen (hier teilweise
von jüngeren Schichten verhüllt) die ganze Küste,
bildet also das Gestein der Namib. Im mitt-
leren Teil des Schutzgebietes geht diese For-
mation — von der nächstfolgenden durch die
steile Stellung ihrer Schichten sofort auch auf
große Entfernung zu unterscheiden — bis an den
Rand der Kalahari und bis in diese hinein; so
hat Passarge östlich von Gobabis Schichten ent-
deckt, die ihr angehören.
Der Gesteinscharakter dieser ältesten Forma-
tionen — Schenk und andere fassen Gneise und
Schiefer als Primärformation zusammen — ist
äußerst wechselnd. Gneise aller Varietäten vom
grobflaserigsten Angengneis bis zum feinstkörnigen
granulitischen Gestein, kristalline Schiefer, wie
Glimmer-, Talk-, Chlorit-, Amphibolit= und
Serezitschiefer, große Kalksteinlinsen und -Lager,
z. B. die bekannten Marmorvorkommen an der
Staatsbahn westlich Karibib, und andere weniger
verbreitete Gesteinsarten setzen sie zusammen. In
den jüngeren Schiefern finden sich dickbankige
Quarzite und Glimmerschiefer, auch echte Sand-
steine kommen z. B. östlich Windhnk vor. Dazu
haben intrusive Granite in den Schiefern Kontakt-
metamorphosen erzengt; sie treten häufig auf und
sind vielfach von Pegmatitgängen begleitet. Granit=
massive dieser Formation bilden umfangreiche und
hohe Gebirge. Seltener sind Diabase und Por-
phyride. Außerdem durchsetzen Gänge von Quarz
und anderen Gangarten die Schichten nach allen
Richtungen. Dieser wechselnde Gesteinscharakter
7) K. Schmeisser.
deutschen Schutgebier•.
S. 7 bis
) F. * Voit. Beiträge zur Geologie der Kupfererz-
gebiete in Deutsch- Südwestafrika. Fahrbuch d . N. Preußz.
Geol. Landesanstalt. 19041. 3897 ff.
¾lv Scheibe. Der Blue ground des deutschen
Südwestafrika im Vergleich mit dem des englischen Süd-
afrika. Programm der Königl. Vergakademie zu Berlin.
1906 C. Feister.
Die nutzbaren Bodenschätze der
Deutscher Kolonialkongreß. 1902.
läßt sich z. B. bei Lüderitzbucht ausgezeichnet beob-
achten. Die fast kahlen Höhen zeigen einen in-
tensiven Wechsel von hellen und dunklen Streifen.
Gänge von Granit und Quarz setzen hindurch.
Das charakteristische Brann und Rot von Erz-
gängen ist oft kilometerweit zu verfolgen; kurzum,
es ist ein bunter Wechsel, der sich kartographisch
schwer festlegen läßt. Durchweg zeigt die Primär=
formation äußerst gestörte Lagerungsverhältnisse.
Die Schichten stehen entweder auf dem Kopf oder
fallen mit steiler Stellung meist nach Westen ein.
Das Streichen ist an der Küste in der Regel
Nord-Süd, im Hererolande Südwest-Nordost. Die
Schichtenstellung ist das Gemeinsame dieses mäch-
tigen Komplexes, der sich bei genanerer Unter-
suchung wohl in die Formationen des Archaikums
und die ältesten des Paläozoikums, vielleicht bis
zum Silur, wird gliedern lassen; sie ist auch das
Charakteristische, das sie den jüngeren Schichten
gegenüberstellt und auch dem Laien sofort die
Unterscheidung ermöglicht. Man vergleiche nur
im Geiste die Aussicht, welche Sperlingslust bei
Windhuk bietet, mit einem Blick über die Tafel-
berge des Südens!
Ganz anders geartet ist die zweite große
Formation, welche am Aufbau unseres Schutz-
gebietes beteiligt ist, die Tafelbergformation.
Sie setzt sich aus gleichförmigen Schichten zu-
sammen, die nahezu horizontal liegen oder schwach
nach Osten einfallen. Quarzite und Dolomite —
magnesiumkarbonatreiche Kalke — sowie Schiefer
bauen sic auf. Der außerordentliche Unterschied
in dem Aussehen der Landschaft, welches durch
diesen Wechsel der geologischen Formationen ver-
ursacht wird, muß jedem unvergeßlich sein, der
einmal am Rand der Tafelberge gestanden hat
und nach der einen Seite Tafel an Tafel ge-
reiht sah, während auf der anderen wilde Block-
meere des Granits oder scharfe Grate der Gneis= und
Schieferschichten rundliche Kuppen und wechselnd
gestaltete Bergformen schufen. Diese Tafelberge
finden sich besonders im Namalande, und ich
schlage daher vor, diesen Schichten den alten
Namen Namaschichten zu belassen, welchen
ihnen Schenk gegeben hat. Ferner wird ange-
nommen, daß der Waterbergsandstein diesen
Schichten gleichaltrig ist, möglicherweise auch die
Tafelberge des Kaokofeldes, die zum Teil aber
auch von Mandelsteindecken gebildet werden.
Doch steht das keineswegs sicher fest. Ebenso-
wenig ist die Altersstellung des Namagquarzits
und Dolomits zu den Horizonten der Kapkolonie
klargelegt, weil durchgehende geologische Profile
durch die Kolonie im Anschluß an das benach-
barte englische Gebiet noch nicht festgelegt worden
sind. Daher wissen wir bisher auch nicht, ob die
sich nach Osten zu auf den Dolomit lagernden