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einzuholen und zu stellen, dann nahm ihn die
schützende Wildnis auf. Der Wassermangel zwang
den Verfolger, von seiner frischen Spur abzulassen
und Kehrt zu machen. Dieses Bewußtsein lieh
dem Führer und seiner Truppe während der
folgenden 14 Stunden bei fast ununterbrochener
Vorwärtsbewegung eine außerordentliche Kraft
und Ausdauer im Ertragen von Anstrengungen.
Ein Glück war es, daß das Pferdematerial vor-
züglich war. Der Lohn der rastlosen Verfolgung
blieb nicht aus.
Von Mitternacht bis 2 Uhr nachmittags wurde
der Marsch am 20. mit nur anderthalbstündiger
Pause trotz großer Hitze fortgesetzt. Morengas
Spur führte von Koegoekub zunächst nach Norden,
dann nach Nordosten über die Farmen Harrisdale,
Khorkam, Norokai auf Eenzamheid, wohl über
300 Dünen fort. Hervorragend bewährten sich
die Scouts (eingeborene Aufklärer) im Spuren-
suchen, so daß keine Verzögerungen im Marsch
eintraten. Leutnant Mander hatte mit seinem
Zuge, nachdem er 36 Stunden im Sattel gewesen,
mittags Halt gemacht, um das Herankommen der
Hauptkräfte abzuwarten. Morenga, wohl im
Glauben, daß der Gegner am Ende seiner Kraft
angelangt sei und die Verfolgung eingestellt habe,
marschierte nur eine Stunde weiter und machte
dann in der Nähe der wasserlosen Pfanne von
Eenzamheid, etwa 100 km nördlich Upington und
ebensoweit von der deutschen Grenze, in bergigem
Buschgelände, das sehr geeignet für eine Verteidi-
gungsstellung war, gleichfalls Halt.
Um 1 Uhr erreichte Elliot den Zug Manders,
der ihm die Nähe Morengas meldete. Unauf-
haltsam ging es weiter, bald begann ein etwa
40 Minuten langer Galopp. Die vier Züge
folgten aufgelöst hintereinander den Sconts. Der
Feind war erreicht. Elliot ließ sofort den vor-
dersten Zug zum Fußgefecht absitzen und entwickelte
ihn und die Scouts auf den vorliegenden Höhen
in großer Breite, um die feindlichen Flügel um-
fassen zu können. Bald darauf verlängerte ein
zweiter Zug die Schützenlinie noch nach links hin.
Beide Züge gingen, ohne Feuer zu erhalten, unter
Sicherung ihrer Flanken bis auf die nächstgelegene
Höhe vor. Es entspann sich nun ein längerer
Feuerkampf. Der Feind lag so geschickt verborgen
in den Büschen, daß während der ganzen ersten
Stunde des Gefechts nicht ein einziger Mann zu
sehen war. 4
Allmählich gewann Moajor Elliot den Eindruck,
daß der Feind zwei vorliegende Höhen besetzt
hielt, von denen die westliche den Schlüsselpunkt
seiner Stellung zu bilden schien. In llberein-
stimmung mit Hauptmann v. dem Hagen entschloß
er sich, diese Höhe zu stürmen, und befahl dazu
um 4 Uhr nachmittags dem bisher in Reserve
gehaltenen Zuge Mander, unter dem Feuerschutz
eines Teils der entwickelten Schützen zum frontalen
Angriff vorzugehen. Hauptmann v. dem Hagen
übernahm es freiwillig, mit dem rechten Flügel
die linke Flanke des Feindes zu umfassen. In
sprungweisem Vorgehen wurde die Höhe genommen.
Der Gegner verlor dabei fünf Mann, darunter
vier Tote.
Auf englischer Seite fiel ein Sergeant, ein
Mann wurde leicht verwundet. Der Gegner
räumte nun auch die östlich gelegene Höhe, doch
fielen aus den im Grunde dahinter befindlichen
Büschen ernent Schüsse. Gegen diese Büsche
richteten nun die Engländer von den genommenen
Höhen aus bis etwa 6 Uhr nachmittags ein leb-
haftes, gut gezieltes und wirksames Feuer. Als
drüben kein Schuß mehr fiel, wurde das Gefechts-
feld abgesucht. Hierbei fand man Morenga tot
unter einem Baum liegen. Er hatte drei Schüsse
erhalten; ein Geschoß war durch die rechte Schläfe
eingedrungen und hinter dem linken Ohr wieder
herausgetreten, ein zweites hatte ihm den Hinter-
kopf weggerissen, ein drittes das Herz durchbohrt.
So hatte der tapfere und unversöhnliche Feind
den Tod im Kampfe einer weiteren Flucht in die
Wildnis vorgezogen. Außerdem wurden noch
zwei tote Männer, vier tote Frauen und ein Ver-
wundeter gezählt. Der Verlust des Feindes be-
trug somit an Toten: sieben Männer, darunter
nach Aussage der Gefangenen ein Bruder, ein
Schwager und drei Neffen Morengas, und vier
Frauen, an Verwundeten ein Mann. Ferner
wurden zwei Mann gefangen; es waren Leute
von Simon Kopper, die Morenga zu diesem hatten
bringen sollen. Major Elliot trat alsbald den
Rückmarsch nach Upington an.
War es somit auch den deutschen Truppen
nicht vergönnt gewesen, mit dem Feinde in Be-
rührung zu kommen und selbst durch die endgül-
tige Beseitigung des hartnäckigen und starrsinnigen
Friedensstörers das Werk ihrer anstrengenden und
entsagungsvollen Tätigkeit zu krönen, so darf man
doch mit Genugiunng feststellen, daß es nur der
vom Oberstleutnant v. Estorff angeordneten raschen
Versammlung so starker Kräfte in der Südostecke
des Schutzgebiets zu danken gewesen ist, wenn die
Morenga-Gefahr keine größere Ausdehnung an-
genommen hat und insbesondere die eben unter-
worfenen Bondels ruhig geblieben sind. Das
Zusammenwirken der deutschen und englischen
Truppen ist auch politisch nicht ohne Bedeutung
gewesen. Es hat beide Nationen in Südafrika
einander genähert. Den Eingeborenen aber ist
dadurch zum Bewußtsein gekommen, daß sie mit
einem einheitlichen Handeln der weißen Rasse
rechnen müssen.