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wird erwartet, daß der Monatsdurchschnitt des
laufenden Jahres 45 000 Karat erreichen wird.
Was nun das Vorkommen selbst anlangt, so
ist die Frage nach der Herkunft der Diamanten
noch nicht gelöst worden, das Muttergestein,
welches übrigens nicht notwendigerweise Blau-
grund zu sein braucht, sondern auch ein anderes
jüngeres Eruptivgestein sein kann, ist nach dem
Urteil glaubwürdiger Sachverständiger noch nicht
gefunden worden, dagegen haben sich die diamant-
haltigen Geröllablagerungen im Sande als be-
deutender herausgestellt, als vorsichtige Schätzer im
Anfange annahmen. Stellenweise sind sogar
mehrere derartige Geröllschichten von Dünensand
getrennt übereinander angelagert, so daß, zumal
bei der unregelmäßigen Ausdehnung dieser
Schichten eine Schätzung der in einem bestimmten
Gebiet vorhandenen Menge von Diamanten und
einer Lebensdauer des Betriebes daselbst äußerst
schwierig ist. Die Größe der Steine ist im all-
gemeinen gering und beträgt im Durchschnitt
½ Karat; doch hat man auch schon Steine bis
zu 6 Karat gefunden. Die Qualität ist sehr gut
und erinnert an die brasilianischen, am meisten
allerdings an die Vaalriversteine. Die Fund-
stellen erstrecken sich von der Spencerbai im
Norden bis zum 28° f. Br., also bis zur geo-
graphischen Breite der englischen Roastbeefinsel
im Süden. Vereinzelt sind auch jenseits dieser
Grenzen Diamanten gefunden worden.
Was andere nutzbare Mineralien anlangt, so
sollen im mittleren Teile der Kolonie versprechende
Entdeckungen von Gold und Kupfererzen ge-
macht worden sein. Zur Ausbeutung der
Marmorlager ist eine Gesellschaft mit bedeu-
tenden Mitteln in Bidung begriffen.
Von den übrigen Kolonien ist nicht viel
Neues aus dem letzten halben Jahre zu be-
richten.
In Ostafrika ist die Kironda-Goldminen-
Gesellschaft m. b. H. in das produktive Stadium
getreten; das bisher verarbeitete Erz hat un-
gefähr 40 g gewinnbaren Goldgehalt gehabt.
Am Nordende des Nyansasees sollen neue Gold-
vorkommen entdeckt worden sein, über die indessen
noch keine näheren Mitteilungen vorliegen. Auch
über die Kupfer= und Silbervorkommen ist noch
nichts Näheres bekannt geworden. Das Vor-
kommen von Pechblende in den Glimmergruben
des Ulugurugebirges scheint neueren Nachrichten
zufolge ohne praktische Bedeutung zu sein. Die
Gewinnung von Glimmer in den Ulugurubergen
ist in den Händen von zwei größeren und einigen
kleineren Unternehmungen.
In Kamerun geht man am oberen Benue
aufgefundenen Goldspuren nach und in Togo
haben sich die Chromeisenerzvorkommen als nicht
so wertvoll herausgestellt, als man erhofft hatte.
Die vom Reichs-Kolonialamt zur Grenzregu-
lierung und zur Untersuchung der Goldvorkommen
an der Südostgrenze von Kaiser-Wilhelms-
land ausgesandte Expedition hat bisher nur
Alluvialgold in den Flußläufen feststellen können.
Die dort tätigen englischen Goldsucher wuschen
durchschnittlich 1 Unze oder 31½ g pro Mann
pro Tag aus den Flußsanden aus. Das Gelände
ist äußerst schwierig, sumpfig und von üppiger
Vegetation überwuchert, doch mag die Gold-
gewinnung in größerem Stil mit Hilfe von
Baggern stellenweise, wo das Flußbett nicht zu
felsig ist, gute Aussichten haben. Eine private
Expedition soll weiter im Innern nach dem
Bismarckgebirge zu mit dem Aufssuchen und Unter-
suchen von goldhaltigen Quarzgängen beschäftigt
sein. Von einigen anderen Erzen, die man in
Flußgeröllen fand, hat man auch noch nicht die
Lagerstätten gefunden. Die in der Nähe der
Küste aufgefundene Kohle ist für Schiffskohle
nicht gut genug, und zu anderen Zwecken ist für
Kohle keine Verwendung dort. Dasselbe gilt
von den bisher in Neumecklenburg und Neu-
pommern ausfgefundenen Kohlenlagern. übrigens
müssen, nach den von einigen Flüssen herab-
gebrachten Geschieben zu urteilen, auch weiter
im Innern von Kaiser-Wilhelmsland Kohlenlager
vorhanden sein.
Von den die reichen Phosphatlager auf den
Marschall= und Palauinseln ausbeutenden
Gesellschaften hat die englische Pacific Phosphat
Co Ltd., an der die deutsche Jaluit-Gesellschaft
mit etwa 50 v. H. beteiligt ist, im vorigen Jahre
263 780 t verschifft: die diesjährige Dividende
ist auf 50 v. H. festgesetzt worden. Die neu-
gegründete Deutsche Südseephosphat-Aktiengesell-
schaft hat die erste Schiffsladung Phosphat, dessen
Gehalt an phosphorsaurem Kalk 80 bis 85 v. H.
beträgt, abgesandt.
Im Hinterlande des Kiautschougebietes ist
die Shantung-Bergbaugesellschaft tätig, welche im
letzten Betriebsjahr 322 000 t Kohle gefördert
hat. Die Kohle ist zum Teil gute Schiffskohle
und wird von der Kaiserlichen Marine verwendet.
Außerdem ist noch die „Gesellschaft für Bergbau
und Industrie im Auslande“ im Hinterlande der
Kiautschoubucht tätig, wo sie versprechende Vor-
kommen anderer Mineralien beschürft.
Die Aussichten, die sich dem Bergbau in den
deutschen Kolonien eröffnen, können hiernach im
allgemeinen als günstig bezeichnet werden.
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