Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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wird erwartet, daß der Monatsdurchschnitt des 
laufenden Jahres 45 000 Karat erreichen wird. 
Was nun das Vorkommen selbst anlangt, so 
ist die Frage nach der Herkunft der Diamanten 
noch nicht gelöst worden, das Muttergestein, 
welches übrigens nicht notwendigerweise Blau- 
grund zu sein braucht, sondern auch ein anderes 
jüngeres Eruptivgestein sein kann, ist nach dem 
Urteil glaubwürdiger Sachverständiger noch nicht 
gefunden worden, dagegen haben sich die diamant- 
haltigen Geröllablagerungen im Sande als be- 
deutender herausgestellt, als vorsichtige Schätzer im 
Anfange annahmen. Stellenweise sind sogar 
mehrere derartige Geröllschichten von Dünensand 
getrennt übereinander angelagert, so daß, zumal 
bei der unregelmäßigen Ausdehnung dieser 
Schichten eine Schätzung der in einem bestimmten 
Gebiet vorhandenen Menge von Diamanten und 
einer Lebensdauer des Betriebes daselbst äußerst 
schwierig ist. Die Größe der Steine ist im all- 
gemeinen gering und beträgt im Durchschnitt 
½ Karat; doch hat man auch schon Steine bis 
zu 6 Karat gefunden. Die Qualität ist sehr gut 
und erinnert an die brasilianischen, am meisten 
allerdings an die Vaalriversteine. Die Fund- 
stellen erstrecken sich von der Spencerbai im 
Norden bis zum 28° f. Br., also bis zur geo- 
graphischen Breite der englischen Roastbeefinsel 
im Süden. Vereinzelt sind auch jenseits dieser 
Grenzen Diamanten gefunden worden. 
Was andere nutzbare Mineralien anlangt, so 
sollen im mittleren Teile der Kolonie versprechende 
Entdeckungen von Gold und Kupfererzen ge- 
macht worden sein. Zur Ausbeutung der 
Marmorlager ist eine Gesellschaft mit bedeu- 
tenden Mitteln in Bidung begriffen. 
Von den übrigen Kolonien ist nicht viel 
Neues aus dem letzten halben Jahre zu be- 
richten. 
In Ostafrika ist die Kironda-Goldminen- 
Gesellschaft m. b. H. in das produktive Stadium 
getreten; das bisher verarbeitete Erz hat un- 
gefähr 40 g gewinnbaren Goldgehalt gehabt. 
Am Nordende des Nyansasees sollen neue Gold- 
vorkommen entdeckt worden sein, über die indessen 
noch keine näheren Mitteilungen vorliegen. Auch 
über die Kupfer= und Silbervorkommen ist noch 
nichts Näheres bekannt geworden. Das Vor- 
kommen von Pechblende in den Glimmergruben 
des Ulugurugebirges scheint neueren Nachrichten 
zufolge ohne praktische Bedeutung zu sein. Die 
Gewinnung von Glimmer in den Ulugurubergen 
ist in den Händen von zwei größeren und einigen 
kleineren Unternehmungen. 
In Kamerun geht man am oberen Benue 
aufgefundenen Goldspuren nach und in Togo 
  
haben sich die Chromeisenerzvorkommen als nicht 
so wertvoll herausgestellt, als man erhofft hatte. 
Die vom Reichs-Kolonialamt zur Grenzregu- 
lierung und zur Untersuchung der Goldvorkommen 
an der Südostgrenze von Kaiser-Wilhelms- 
land ausgesandte Expedition hat bisher nur 
Alluvialgold in den Flußläufen feststellen können. 
Die dort tätigen englischen Goldsucher wuschen 
durchschnittlich 1 Unze oder 31½ g pro Mann 
pro Tag aus den Flußsanden aus. Das Gelände 
ist äußerst schwierig, sumpfig und von üppiger 
Vegetation überwuchert, doch mag die Gold- 
gewinnung in größerem Stil mit Hilfe von 
Baggern stellenweise, wo das Flußbett nicht zu 
felsig ist, gute Aussichten haben. Eine private 
Expedition soll weiter im Innern nach dem 
Bismarckgebirge zu mit dem Aufssuchen und Unter- 
suchen von goldhaltigen Quarzgängen beschäftigt 
sein. Von einigen anderen Erzen, die man in 
Flußgeröllen fand, hat man auch noch nicht die 
Lagerstätten gefunden. Die in der Nähe der 
Küste aufgefundene Kohle ist für Schiffskohle 
nicht gut genug, und zu anderen Zwecken ist für 
Kohle keine Verwendung dort. Dasselbe gilt 
von den bisher in Neumecklenburg und Neu- 
pommern ausfgefundenen Kohlenlagern. übrigens 
müssen, nach den von einigen Flüssen herab- 
gebrachten Geschieben zu urteilen, auch weiter 
im Innern von Kaiser-Wilhelmsland Kohlenlager 
vorhanden sein. 
Von den die reichen Phosphatlager auf den 
Marschall= und Palauinseln ausbeutenden 
Gesellschaften hat die englische Pacific Phosphat 
Co Ltd., an der die deutsche Jaluit-Gesellschaft 
mit etwa 50 v. H. beteiligt ist, im vorigen Jahre 
263 780 t verschifft: die diesjährige Dividende 
ist auf 50 v. H. festgesetzt worden. Die neu- 
gegründete Deutsche Südseephosphat-Aktiengesell- 
schaft hat die erste Schiffsladung Phosphat, dessen 
Gehalt an phosphorsaurem Kalk 80 bis 85 v. H. 
beträgt, abgesandt. 
Im Hinterlande des Kiautschougebietes ist 
die Shantung-Bergbaugesellschaft tätig, welche im 
letzten Betriebsjahr 322 000 t Kohle gefördert 
hat. Die Kohle ist zum Teil gute Schiffskohle 
und wird von der Kaiserlichen Marine verwendet. 
Außerdem ist noch die „Gesellschaft für Bergbau 
und Industrie im Auslande“ im Hinterlande der 
Kiautschoubucht tätig, wo sie versprechende Vor- 
kommen anderer Mineralien beschürft. 
Die Aussichten, die sich dem Bergbau in den 
deutschen Kolonien eröffnen, können hiernach im 
allgemeinen als günstig bezeichnet werden. 
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