W 1014 20
Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten.
Baumwollernte Hgyptens 1908/09.
Im Geschäftsjahre 1908/09, d. h. in der Zeit
vom 1. September 1908 bis 31. August 1909,
sind in Agypten 6751 133 Kantar Baumwolle
(1 Kantar = 44,928 kg) geerntet worden. Das
Ergebnis hat die amtlichen Schätzungen, die sich
zwischen 6¼ und 6½ Millionen bewegten, über-
troffen. Die Vorräte am 31. August d. Is. be-
liefen sich auf 354 608 Kantar. Da am Ende
des Vorjahres 462 200 Kantar vorhanden waren,
so ist mehr als die im Berichtsjahre geerntete
Menge ausgeführt worden.
Die Ausfuhr belief sich auf 6 812925 Kantar
gegen 6912756 Kantar im Jahre 1907/08 und
verteilte sich in Ballen von durchschnittlich
7½ Kantar Gewicht auf die einzelnen Bestim-
mungsländer, wie folgt: Großbritannien 420 400,
Vereinigte Staaten von Amerika 100252, Oster-
reich-Ungarn 85 654, Frankreich 82729, Italien
62180, Rußland 59572, Deutschland 26599,
Spanien 19 357, Japan und Indien 18 243,
Niederlande 18194, Andere Länder 4780 Ballen.
Die deutschen und unter deutschem Schutze
stehenden Firmen waren daran mit 266 000 Ballen
beteiligt. In der Ausfuhrziffer nach Deutschland
sind nur die Mengen enthalten, die über Hamburg
und Bremen gingen. Es ist jedoch zu bemerken,
daß Süddeutschland auch Baumwolle über Venedig
und Genua einführt und daß Elsaß solche auch
über Marseille und das Rheinland über Ant-
werpen, Rotterdam und Hull beziehen.
Die Preise waren in der ersten Hälfte des
Berichtsjahres niedrig, sind jedoch seit Ende März
d. Is. erheblich gestiegen, teils weil das Ergebnis
der diesjährigen amerikanischen Baumwollernte
ungünstig beurteilt wurde, teils weil die ägyp-
tischen Händler mehr Unternehmungslust als früher
zeigten und sich bemühten, die hohen Preise zu
halten und noch zu steigern. Es wurde am
29. März d. Is. für den Mai-Termin 14 Tallaris
(1 Tallari = 4,15 M!), am 21. August d. Is.,
dem letzten Tage der offiziellen Notierung der
Ernte des Berichtsjahres, für den August-Termin
18 Tallaris notiert. Die Nachfrage der Textil=
industrie war in den ersten Monaten des zweiten
Halbjahrs nicht befriedigend, besserte sich aber
später.
Für das Geschäftsjahr 1909/10 sind 1597055
Feddan (1 Feddan = rund 4200 qm) — gegen
1 638 040 Feddan im Jahre 1908/09 — mit
Baumwolle bepflanzt worden. Hiervon entfallen
1326588 Feddan auf Unterägypten und 270 467
Feddan auf Oberägypten. Begünstigt durch gute
Witterungsverhältnisse sind die Pflanzungen gut
gewachsen, zumal da Wasser stets reichlich vor-
handen war. üÜber Schädigungen durch Raupen
ist fast überall geklagt worden. Doch ist man
der Ansicht, daß sie durch die außergewöhnlich
große Hitze größtenteils vernichtet worden sind.
ohne erheblichen Schaden angerichtet zu haben.
Aus Oberägypten ist schon Inde Augunmn
Baumwolle neuer Ernte von guter Onalität auf
den Markt gekommen. In Unterägypten hat die
Ernte gegen Mitte September d. Js., 14 Tage
früher als im Vorjahre, begonnen.
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Alerandrien.)
—. .
Die Baumwollkhultur in Queensland.“)
Im Jahre 1899 schien es, als ob man die
Anpflanzung von Baumwolle in QOueeusland
gänzlich einstellen wollte. Doch bis 1905 hob
sich das damit bepflanzte Areal wieder, um im
folgenden Jahre abermals einen Rückgang zu
zeigen. Seitdem hat sich die Sache aber ge-
ändert; die der Baumwollkultur gewidmete Fläche
hat bedeutende Fortschritte gemacht. Sie benug
im Jahre 1906: 138 Acker (55 846 ha), 1907:
300 Acker (121 403 ha), 1908: 540 Acker
(218 526 ha). Diese Areale sind ja immer noch
ganz unbedeutend und ebenso die davon erzielten
Ernten. Sie betrugen 1906: 77 381 lb
(35 130 kg), 1907: 109 294 lb (49 574 ke)
und 1908: 117 521 lb (53 306 kgpP) Baumwolee.
Das sind Mengen, die auf dem Weltmark auch
nicht die geringste Rolle spielen.
Der immerhin wenigstens verhältnismäßig
bedeutende Fortschritt ist teils auf die Propa-
ganda einiger unermüdlicher Interessemen, zum
größeren Teil aber auf die vorzüglichen Erlöse
zurückzuführen, die für das queensländer Produkt
in Liverpool erzielt worden sind. Von nicht un-
bedeutendem Einfluß ist auch, daß der Samen,
der früher wertlos war, jetzt jederzeit Abnedmer
findet. Besonders im Norden ist das der Fall,
wo die perennierende Caravonica-Species gezogen
wird.
(Bericht des Handelssachverständigen beim
Kaiserl. Generalkonsulat in Sudney.)
Gewinnung von Baumwollsaatöl in Russisch-
MOittelasien.
Mit der Entwicklung des Baumwollanbaus
in Russisch-Mittelasien hat sich auch die Gewin-
*) Agl. „D. Kol. Bl.“ 1907, S. 1114.