Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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neue Vorkommen entdeckt werden, weniger nach 
Norden. Doch können hier andere primäre Vor- 
kommen neue Streukegel geschaffen haben. 
Lotz“) verlegt den Schwerpunkt seiner Theorie 
in das Zusammenvorkommen der Diamanten mit 
kleinen Bandachaten. Ahnliche Achate kommen 
in größerer Anzahl nahe der Küste vor und- 
werden wohl noch jetzt vom Meer angespült. 
Lotz hält es für möglich, daß die Achate dem 
Vaalfluß entstammen und daß die Diamanten 
von der gleichen Lagerstätte herrühren. Im 
übrigen gibt er seine Hypothese mit allem Vor- 
behalt und faßt sein Urteil wie folgt zusammen: 
„Die Lüderitzbuchter Diamantvorkommen sind ältere, 
zum Teil wieder durch den Wind aufbereitete 
und verlagerte Küstenbildungen. Die Verknüpfung 
der Diamanten mit den begleitenden Feinkiesen 
und die Achatgerölle einer jüngeren Strandterrasse 
lassen vielleicht Beziehungen zum Stromgebiet des 
Orange, also zu den Vaalriver Diamanten zu, 
denen die Lüderitzbuchter Diamanten in ihrer Be- 
schaffenheit und ihrem Begleitgestein außerordent- 
lich ähneln.“ 
Einen wertvollen Beitrag zur Kristallographie 
der Lüderitzbuchter Diamanten hat E. Kaiser“") 
geliefert. Er hatte Gelegenheit, nahezu 1800 
Steine von verschiedenen Feldern aus der Nähe 
Lüderitzbuchts zu untersuchen und unterscheidet 
nach dem kristallographischen Habitus vier ver- 
schiedene Typen, von denen zwei vorwiegen, 
nämlich Kristalle von rhombendodecandrischen 
Typ und Zwillinge nach dem Spinellgesetz. Die 
meisten Kristalle sind wasserklar. Wichtig ist ferner 
seine Feststellung, daß Kristalle, welche dem 
bloßen Auge abgerollt erscheinen, bei Betrachtung 
mit stärkerer Vergrößerung zeigen, daß die Un- 
ebenheiten auf Wachstumsformen beruhen. Starke 
Abrollung oder Abschleifung durch den Transport 
zeigt keines der untersuchten Stücke. 
Damit sind die wissenschaftlichen Arbeiten 
unserer Diamantvorkommen besprochen, die geolo- 
*) H. Lotz: Über die Diamantenablagerungen 
bei Lüderitzbucht. Monatsberichte der deutschen geo- 
logischen Gesellschaft. 1909. Nr. 3. Protokoll der 
Sitzung vom 3. 3. 1909. 
**“) E. Raiser: Uber Diamanten aus Deutsch- 
Südwestafrika. Zentralblatt für Mineralogie, Geologie 
und Paläontologie. Jahrgang 1909. Nr. 8. 
  
gische und mineralogische Erforschung dieser neuen 
Funde steht eben noch ganz in den Anfängen. 
Wo die Diamanten vorkommen, liegen sie 
meist in einem mehr oder weniger groben kieigen 
Sand, von dem etwa ein Viertel aus Steinen 
von der Größe der Diamanten besteht. Bei 
genauerer Untersuchung zeigen sich mit den Kiesen, 
wo dieselben Diamanten führen, stets Bandachate, 
Eisenkiesel, Jaspis und ähnliche Kieselmineralien 
sowie Granat vergesellschaftet. Biotit, Ennatit, 
Ilmenit, Olivie, Dioyfid und sonstige Begleit- 
mineralien der Diamanten im Kimberlit fehlen. 
Diese diamantführenden Kiese liegen meist in 
Schläuchen und Nestern und das bedingt eine 
große Unregelmäßigkeit in der Aerteilung der 
edlen Steine. Während auf den Feldern der 
Kolonialen Bergbaugesellschaft die Streifen 100 
bis 200 m breit sind, sinden sich weiter süd- 
lich häufig nur 10 bis 15 m breite Sneeifen 
von verschiedener Länge; im allgemeinen sind in 
ebenerem Gelände auch die diamantführenden 
Streifen ausgedehnter, aber weniger reich, wäh- 
rend im kupierten Pomonagebiet fabelhaft reiche 
kleine Nester mit großen tauben Arealen wechsein. 
Die zunächst bekannt gewordenen Funde in der 
Nähe Lüderitzbuchts liegen alle westlich des Wandor- 
dünengürtels, welcher, an der Elisabethbucht nabe 
dem Meere beginnend, bei Kilometer 18 bis 21 
die Eisenbahn schneidet und dann an der 
Bootsbucht etwa 20 km nördlich Lüderivbucht 
wieder unmittelbar ans Mcer tritt. Dieser 
westlich der Dünen liegende Teil der Küstenwüfte 
steigt vom Meeresspiegel aus rasch an und er- 
reicht in einzelnen Kuppen bis zu 200 m 
absoluter Höhe. Die Diamantvorkommen liegen 
in sehr verschiedenem Niveau bis zu 150 bis 
180 m über dem Meere (z. B. auf dem der 
Regierung gehörigen Block), andere wieder nur 
wenig über Null (z. B. östlich der Elisabethbuchts- 
Ob noch jetzt vom Meer Diamanten angesvült 
werden, ist nicht sicher; in größerer Menge wohl 
kaum, denn das wäre wahrscheinlich bereits de- 
obachtet. Auffällig ist aber, daß die Achatgerölle, 
welche Lotz möglicherweise als Begleitmineralien 
der Diamanten ansieht, noch jetzt massenhaft vom 
Meer ausgeworfen werden, so unmittelbar bei 
Lüderitzbucht im Roberthafen, an der Flamingo-
	        
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