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durchschneiden die Grenzlinien das Gebiet eines
Stammes und sind noch dazu den Eingeborenen
völlig unbekannt. Natürlich hat die deutsche Re-
gierung die Anfrage zustimmend beantwortet, und
die Einrichtung bewährt sich gut. In allen
Kommissionen, die jetzt mit Festlegung der end-
gültigen Grenzen beauftragt sind, sind sich beide
Regierungen über die Nützlichkeit und Notwendig-
keit klar geworden, so weit angängig, natürliche
Grenzen zu finden.
Ein anderes Beispiel. Als der Aufstand der
Hottentotten ausbrach, fochten englische und deutsche
Truppen Seite an Seite, um gemeinsam den
Häuptling Morenga zu unterwerfen und zu ver-
bannen. Durch die wirksame Hilfe der britischen
Kolonialverwaltung gelang es, Simon Copper,
einen Hottentotten-Kapitän, dessen ursprüngliche
Jagdreviere hauptsächlich auf deutschem Boden
lagen, festzuhalten und auf ein bestimmtes be-
schränktes Gebiet zu setzen, das für ihn und seinen
Stamm in Britisch-Betschuanaland reserviert wurde.
Als anderseits in Britisch-Südnigeria eine britische
Abteilung, die zur Unterstützung einer Grenz-
regulierungs-Expedition ausgeschickt worden war,
mit den Munschis in Schwierigkeiten geriet und
in Gefahr war, von einer überlegenen Anzahl
der Eingeborenen angegriffen zu werden, kam
das deutsche Kommando sofort zu Hilfe und ver-
hinderte schwerwiegende Folgen. Der komman-
dierende deutsche Offizier hatte den Befehl, auf
deutschem Boden zu bleiben; aber als er seines
Nachbars Lage erkannte, zögerte er nicht, dem
Befehl entgegen zu handeln, durchdrungen von
dem Gefühl der Solidarität und guten Kamerad-
schaft. Er wurde im Kampfe verwundet und
mehrere seiner Leute wurden getötet. Nun, meine
Herren, alles dieses, obwohl gut und edel auf
der einen wie auf der andern Seite, geschah nicht
aus moralischen Rücksichten, sondern in Aner-
kennung des Prinzips der Gleichheit der Inter-
ossen aller weißen Nationen; es geschah, weil wir
wußten, daß aufrührerische Eingeborene, welche
die Grenzen überschreiten, eine Gefahr bedenten,
sowohl für die Nation, die sie bekriegen, als für
diejenige, mit der sie zufällig im Frieden leben
und daß ein Sieg Eingeborener über eine weiße
Truppe sofort auf die Sicherheit aller übrigen
zurückwirken würde. Aber lassen Sie mich Ihnen
gleich hier sagen, daß es bei Staatsgeschäften der
Nationen genau ebenso ist wie bei Geschäften
Privater. Jedes Geschäft, das der ethischen
Grundlage entbehrt, ist scharfer Kritik unterworfen,
und gute Verwaltung und gute Nachbarschaft
werden immer Hand in Hand gehen, wie in den
Fällen, von denen ich spveben berichtete.
Das Hissen der Flagge eines Kolonisators
bedentet für ihn wie für die übrige Welt, daß er
nicht allein Besitz ergreift vom Grund und Bodrr.
sondern daß er auch bereit ist, den Schus N
Einwohner zu übernehmen, daß er nicht allen
neue Untertanen erhält, sondern auch neue Schüt
linge, und daß sein neues Gebiet nicht allen-
eine Quelle des Vorteils, sondern auch eine Slüäne
des Vertrauens sein soll. In höherem Sinne u
diese anerkannte Vormundschaft der europöäischer
Nationen über eine ihnen untergeordnete Rasße
die innerliche Rechtfertigung zum Kolonifieren.
Der erste Schritt zur Erfüllung dieser Verpflichtung
beruht, wie ich vorhin schon ausführte, in der
Befestigung des Friedens unter der Flagge und
der Errichtung einer unparteiischen und unbeeins#uß
baren Rechtspflege. In zweiter Linie gilt es, de
allgemeinen Verhältnisse der neuen Untertanea
kennen zu lernen. Der afrikanische Eingeboreme,
der zum ersten Male mit der Zivilisation in Be
rührung kommt, ist verhältnismäßig unerfahrer,
und während ihm die Zivilisation unzweifelte
Vorteile bringt, drohen ihm doch anderseits de
durch auch Nachteile.
Am verhängnisvollsten wirkt dabei auf den
Eingeborenen der Alkohol. Die unminelbore
Nachbarschaft der verschiedenen Kolonien und die
Abwesenheit natürlicher Grenzen macht den Kam#
gegen diese Geißel zu einem gemeinsamen Inter-
esse aller Kolonisatoren. Ich freue mich, sager
zu können, daß, während einige andere Nanonen
in der Erkenntnis der Notwendigkeit dieses Kampie-
zurückgeblieben sind, England stets bereit gewe##r
ist, auch in diesem Punkt mit meinem Vaterland
Hand in Hand zu gehen, in voller Anerkenn#uns
der Tatsache, daß nicht allein unsere Vormund
schaft über die Eingeborenen uns eine lolcr
Pflicht auferlegt, sondern auch wirtschaftliche Ver-
sicht, die uns gesunde Arbeiter unter den En.
geborenen erhalten soll, zu ihrem eigenen und
unserem Vorteil. Denn den größten Teil des
tropischen Afrikas kann der Weiße nicht allein
wirtschaftlich erschließen. Seine Persönlichkeit und
seine größeren Kenntnisse mögen viel dazu dei-
tragen, bessere Methoden einzuführen und damn
bessere und höhere Erträge zu erzielen. Chne
seine Führung, sei es nun die der Beamten, d#
Pflanzer oder der Kaufleute, wird vom Schwarzen
sehr wenig erreicht werden; der größte Teil der
wirklichen Arbeit, der niedrigen Arbeit, jedech
muß von ihm, dem Schwarzen, ausgeführt werden.
und das besonders in einem Lande, wo das g#er-
wöhnliche Arbeitstier wegen der Tsen#geia
nicht gezüchtet oder gehalten werden kann, und
wo es nur wenig künstliche Verkehrsminel gitl.
Ohne einen gesunden und kräftigen Arbeiternand
können wir nicht kolonisieren, und deshalb babe#
wir alle das gleiche Interesse, den Gebrauch ven
Alkohol zu beschränken — eine Bewegung, ½#