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Besichtigung der Blaugrundstellen die Uüberzeugung
geäußert, daß eine nähere Untersuchung der Vor-
kommen aussichtslos sei.
Die Unterscheidung von Pfeifen= und Gang-
Blaugrund, wovon nur der erstere günstige Aus-
sichten auf die Auffindung von Diamanten er-
öffnen soll, wird auch von wissenschaftlicher Seite
für begründet erachtet, so von Dr. Voit,') der
die Meinung vertritt, daß die Gänge früher als
die Pfeifen entstanden seien. Wenn die Gänge
und Pfeifen danach zwar genetisch voneinander
zu treunen sind, so ist das Vorkommen der Pfeifen
nach Voit doch räumlich immer eng an dasjenige
der Gänge gebunden, derart, daß sich in Süd-
afrika seit einigen Jahren die praktische Regel
herausgebildet hat, den Gängen in ihrem Verlaufe
zu folgen, um dadurch auf neue, bisher unbekannte
Pfeifen hingeführt zu werden.
Die Hoffnung, daß es schließlich doch noch
möglich sein werde, auch im Gibeon-Gebiete und
in dessen Umgebung, besonders im Berseba-
Gebiete, diamantführende Blaugrund-Pfeifen auf-
zufinden, wird bei dieser Sachlage durch den
ungünstigen Ausfall der bisherigen Untersuchungen
keineswegs zerstört. Es erscheint vielmehr immer
noch denkbar und durchaus möglich, daß man
durch Verfolgung der bisher allein bekannt ge-
wordenen Blaugrundgänge künftig doch hier und
da noch zur Entdeckung echter Pfeifen gelangen
wird. Erfolge dürfen dabei allerdings nicht von
heute auf morgen erwartet werden. Das vor-
sichtige Entlangtasten an den oft an der Ober-
fläche erscheinenden, ebenso oft aber auch unter
jüngerem Deckgebirge wieder verschwindenden
Gängen erfordert viel Zeit; und da die Arbeit
für Jahre hinaus ergebnislos sein kann, ist auch
viel Geld erforderlich. Die Aufwendung der
nötigen Mittel erscheint aber wohl gerechtfertigt,
da die Möglichkeit der Erzielung eines Erfolges
durchaus besteht. Dabei wird man wie bei allen
derartigen Schürfarbeiten die Hoffnung hegen
dürfen, daß dem planmäßigen Vorgehen auch der
glückliche Zufall zu Hilfe kommen wird. Hat doch
solcher Zufall ohne die Ausführung planmäßiger
Arbeiten bei Lüderitzbucht erst kürglich zu so er-
freulichen und überraschenden Ergebnissen geführt.
Von größter Bedeutung für die Ausführung
künftiger Untersuchungen wird es unter den ge-
gebenen Umständen sein, wenn die zwischen dem
Pfeifen= und dem Gang-Blaugrund bestehenden
Unterscheidungsmerkmale sicher festgestellt werden.
Dazu werden aber die von der Gibeon-Gesellschaft
mit so großer Vollständigkeit und Sorgfalt ge-
sammelten Proben ein wichtiges Hilfsmittel bilden.
I
*) gzeitschrift für praktische Geologie, 1907, S. 21
und 367;: 1908, S. 199.
Es trifft sich glücklich, daß der Dozent der
Berliner Bergakademie, Professor Dr. Scheibe,
der sich seit einer Reihe von Jahren eingehend
mit der wissenschaftlichen Untersuchung von süd-
afrikanischem Blaugrund befaßt hat") und dem
die Bearbeitung jener Sammlung zufallen wird,
seit Juli 1908 im Auftrage der Gibeon-Gesellschaft
selbst in Südafrika weilt, um die Verhältnisse des
Blaugrundvorkommens an Ort und Stelle weiter
aufzuklären. Professor Scheibe hat nach einer
kurzen vorbereitenden Besichtigung der Fundstellen
des Gibeon-Gebietes und nach einer Durchstreifung
der in jüngster Zeit als diamantführend bekannt
gewordenen Umgebung der Lüderitzbucht eine
mehrmonatige Studienreise durch die Diamant-
gebiete des britischen Südafrika unternommen und
ist danach gerade jetzt in das deutsche Schutzgebiet
zurückgekehrt, um mit seiner geologischen Forschungs-
tätigkeit dort zu beginnen. Er wird danach auf
Grund der an Ort und Stelle gewonnenen An-
schauungen demnächst auch in der Lage sein, die
Bearbeitung der der Bergakademie überwiesenen
Sammlung mit besonderem Erfolge durchzuführen.
Der Kampf gegen die beuschrechen.
Im Mai vorigen Jahres tagte in Durbanu
die interkoloniale Heuschreckenkonferenz,
auf der unser südwestafrikanisches Schutzgebiet durch
den dortigen Vizekonsul vertreten war. Die
nächste Heuschreckenkonferenz findet im Mai dieses
Jahres in Lourenzo-Marques statt, und auch
hierzu wird, da die Bekämpfung der Heuschrecken
in Südafrika auch im Interesse unseres Schutz-
gebiets liegt, dieses einen Vertreter entsenden.
Außer diesen jährlich einmal tagenden Kon-
ferenzen besteht seit etwa zwei Jahren in Pretoria
ein ständiges interkoloniales Heuschreckenbureau.
Dieses hat ebenso, wie die jährlichen Konferenzen,
den Zweck, das Wesen der Heuschrecken zu stu-
dieren und deren Bewegungen zu überwachen,
geeignete Mittel zur Bekämpfung der Plage aus-
findig zu machen und ein einheitliches Vorgehen
der betreffenden Regierungen auf Grund der bis-
her gemachten Erfahrungen anzubahnen.
Von der Methode, die Heuschreckenschwärme
mittels des in Reinkultur gegüchteten Heuschrecken-
pilzes zu vernichten, ist man mehr und mehr
abgekommen. Besonders in den trockeneren Ge-
bieten Südafrikas sind die damit gemachten Er-
fahrungen nicht besonders günstig, weil dem
*) Vgl.: „Der Bluc kround des deuschen Südwest-
afrika im Vergleich mit dem des englischen Südafrika.“
Sonderabdruck aus dem Programm der Königl. Berg-
alademie in Berlin für das Studienjahr 1906,1907.