Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Besichtigung der Blaugrundstellen die Uüberzeugung 
geäußert, daß eine nähere Untersuchung der Vor- 
kommen aussichtslos sei. 
Die Unterscheidung von Pfeifen= und Gang- 
Blaugrund, wovon nur der erstere günstige Aus- 
sichten auf die Auffindung von Diamanten er- 
öffnen soll, wird auch von wissenschaftlicher Seite 
für begründet erachtet, so von Dr. Voit,') der 
die Meinung vertritt, daß die Gänge früher als 
die Pfeifen entstanden seien. Wenn die Gänge 
und Pfeifen danach zwar genetisch voneinander 
zu treunen sind, so ist das Vorkommen der Pfeifen 
nach Voit doch räumlich immer eng an dasjenige 
der Gänge gebunden, derart, daß sich in Süd- 
afrika seit einigen Jahren die praktische Regel 
herausgebildet hat, den Gängen in ihrem Verlaufe 
zu folgen, um dadurch auf neue, bisher unbekannte 
Pfeifen hingeführt zu werden. 
Die Hoffnung, daß es schließlich doch noch 
möglich sein werde, auch im Gibeon-Gebiete und 
in dessen Umgebung, besonders im Berseba- 
Gebiete, diamantführende Blaugrund-Pfeifen auf- 
zufinden, wird bei dieser Sachlage durch den 
ungünstigen Ausfall der bisherigen Untersuchungen 
keineswegs zerstört. Es erscheint vielmehr immer 
noch denkbar und durchaus möglich, daß man 
durch Verfolgung der bisher allein bekannt ge- 
wordenen Blaugrundgänge künftig doch hier und 
da noch zur Entdeckung echter Pfeifen gelangen 
wird. Erfolge dürfen dabei allerdings nicht von 
heute auf morgen erwartet werden. Das vor- 
sichtige Entlangtasten an den oft an der Ober- 
fläche erscheinenden, ebenso oft aber auch unter 
jüngerem Deckgebirge wieder verschwindenden 
Gängen erfordert viel Zeit; und da die Arbeit 
für Jahre hinaus ergebnislos sein kann, ist auch 
viel Geld erforderlich. Die Aufwendung der 
nötigen Mittel erscheint aber wohl gerechtfertigt, 
da die Möglichkeit der Erzielung eines Erfolges 
durchaus besteht. Dabei wird man wie bei allen 
derartigen Schürfarbeiten die Hoffnung hegen 
dürfen, daß dem planmäßigen Vorgehen auch der 
glückliche Zufall zu Hilfe kommen wird. Hat doch 
solcher Zufall ohne die Ausführung planmäßiger 
Arbeiten bei Lüderitzbucht erst kürglich zu so er- 
freulichen und überraschenden Ergebnissen geführt. 
Von größter Bedeutung für die Ausführung 
künftiger Untersuchungen wird es unter den ge- 
gebenen Umständen sein, wenn die zwischen dem 
Pfeifen= und dem Gang-Blaugrund bestehenden 
Unterscheidungsmerkmale sicher festgestellt werden. 
Dazu werden aber die von der Gibeon-Gesellschaft 
mit so großer Vollständigkeit und Sorgfalt ge- 
sammelten Proben ein wichtiges Hilfsmittel bilden. 
I 
*) gzeitschrift für praktische Geologie, 1907, S. 21 
und 367;: 1908, S. 199. 
  
Es trifft sich glücklich, daß der Dozent der 
Berliner Bergakademie, Professor Dr. Scheibe, 
der sich seit einer Reihe von Jahren eingehend 
mit der wissenschaftlichen Untersuchung von süd- 
afrikanischem Blaugrund befaßt hat") und dem 
die Bearbeitung jener Sammlung zufallen wird, 
seit Juli 1908 im Auftrage der Gibeon-Gesellschaft 
selbst in Südafrika weilt, um die Verhältnisse des 
Blaugrundvorkommens an Ort und Stelle weiter 
aufzuklären. Professor Scheibe hat nach einer 
kurzen vorbereitenden Besichtigung der Fundstellen 
des Gibeon-Gebietes und nach einer Durchstreifung 
der in jüngster Zeit als diamantführend bekannt 
gewordenen Umgebung der Lüderitzbucht eine 
mehrmonatige Studienreise durch die Diamant- 
gebiete des britischen Südafrika unternommen und 
ist danach gerade jetzt in das deutsche Schutzgebiet 
zurückgekehrt, um mit seiner geologischen Forschungs- 
tätigkeit dort zu beginnen. Er wird danach auf 
Grund der an Ort und Stelle gewonnenen An- 
schauungen demnächst auch in der Lage sein, die 
Bearbeitung der der Bergakademie überwiesenen 
Sammlung mit besonderem Erfolge durchzuführen. 
Der Kampf gegen die beuschrechen. 
Im Mai vorigen Jahres tagte in Durbanu 
die interkoloniale Heuschreckenkonferenz, 
auf der unser südwestafrikanisches Schutzgebiet durch 
den dortigen Vizekonsul vertreten war. Die 
nächste Heuschreckenkonferenz findet im Mai dieses 
Jahres in Lourenzo-Marques statt, und auch 
hierzu wird, da die Bekämpfung der Heuschrecken 
in Südafrika auch im Interesse unseres Schutz- 
gebiets liegt, dieses einen Vertreter entsenden. 
Außer diesen jährlich einmal tagenden Kon- 
ferenzen besteht seit etwa zwei Jahren in Pretoria 
ein ständiges interkoloniales Heuschreckenbureau. 
Dieses hat ebenso, wie die jährlichen Konferenzen, 
den Zweck, das Wesen der Heuschrecken zu stu- 
dieren und deren Bewegungen zu überwachen, 
geeignete Mittel zur Bekämpfung der Plage aus- 
findig zu machen und ein einheitliches Vorgehen 
der betreffenden Regierungen auf Grund der bis- 
her gemachten Erfahrungen anzubahnen. 
Von der Methode, die Heuschreckenschwärme 
mittels des in Reinkultur gegüchteten Heuschrecken- 
pilzes zu vernichten, ist man mehr und mehr 
abgekommen. Besonders in den trockeneren Ge- 
bieten Südafrikas sind die damit gemachten Er- 
fahrungen nicht besonders günstig, weil dem 
*) Vgl.: „Der Bluc kround des deuschen Südwest- 
afrika im Vergleich mit dem des englischen Südafrika.“ 
Sonderabdruck aus dem Programm der Königl. Berg- 
alademie in Berlin für das Studienjahr 1906,1907.
	        
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