Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Antilopen noch seltener und nur in der zweiten 
Hälfte der Trockenzeit, wenn sie im Felde keine 
Melonen und Wasserwurzeln mehr finden. Die 
Vogelfaung der Omaheke erscheint täglich in den 
Morgenstunden auf den wasserhaltenden Kalk- 
pfannen und belebt deren Umgebung. Der wasser- 
suchende Mensch folgt ihrer Flugrichtung. Große, 
nach Hunderten und Tausenden zählende Schwärme 
von Perlhühnern, verschiedenen Arten Tauben 
und Steppenhühnern (in ganz Südafrika falsch 
„Wachteln“ genannt) finden sich ein. Von den 
kleinen Vögeln fallen besonders tiefschwarz, hell- 
gelb und feuerrot gefärbte Finken auf und kleine 
grüne Papageien, welche immer einen ohren- 
betäubenden Spektakel vollführen. 
Alle Tiere erscheinen aber nur von großem 
Durst getrieben auf der Pfanne, trinken so schnell 
als möglich, um schleunigst wieder zu verschwinden. 
Denn an diesen Sammelplätzen der Tierwelt 
lauert auch das vier= und zweibeinige Raubzeug. 
Die Spuren von Leoparden, Hyänen, Wildkatzen 
und Schakalen sind regelmäßig auf der Pfanne 
zu sehen. Nachts ertönt dort ein vielstimmiges 
Konzert. Auch die noch in der Omaheke in 
kleinen Banden streifenden Feldhereros, die zur 
Zeit ein Leben wie die Buschleute führen, er- 
warten an der Pfanne das Wild, um es mit 
dem Wurfkirri oder dem Bogen zu erlegen. Auf 
den zum Wasser führenden Wechseln legen sie 
Fanggruben an und stellen Schlingen, zu denen 
sie neuerdings mit Vorliebe gestohlenen Tele- 
graphendraht benutzen. Die Tiere nähern sich 
daher mit äußerster Vorsicht, die Vierfüßler nur 
unter dem Winde, häufig verhoffend und sichernd. 
Tauben und Steppenhühner pflegen erst mehrmals 
die Pfanne zu umkreisen. 
Die wirtschaftliche Bedeutung der Kalkpfannen 
ist wegen ihres meist großen Wasserreichtums nicht 
zu unterschätzen. Die Pfannen ermöglichen die 
Ausnutzung der ungeheuren Grasflächen der 
Omaheke zur Viehzucht, besonders zur Großpvieh= 
zucht. Daß sie hierfür besonders geeignet ist, 
haben die riesigen Rinderherden der Hereros be- 
wiesen. Einige Kapitäne besaßen bis zu 20 000 
Stück. Der Ankauf von etwa 150 000 ha durch 
die Liebig-Gesellschaft beweist ebenso, daß die 
Omaheke und ihre Wasserstellen zur Biehzucht 
sehr geeignet erachtet werden. Ein besonderer 
Vorzug der Kalkpfannen ist, daß ihre Wasserstellen 
häufig offenes und — selten tiefer als 3m — 
klares und gesundes Wasser liefern. Kostspielige 
Brunnenbauten fallen also fort. Das Wasser 
pflegt sich schnell zu ergänzen. Nach den Er- 
  
zählungen der Hereros haben sie vor dem Kriege 
und vor der Rinderpest auf manchen Pfannen, 
wie Otjimbuku, Okatjire, Ovikokorero, täglich bis 
zu 2000 Ochsen getränkt. Von schlechten Regen- 
jahren wird der Wassergehalt wenig beeinflußt. 
Das ist im letzten Jahre (1908) besonders auf- 
gefallen. Während die an Rivieren sitzenden 
Farmer über ein bedeutendes Zurückgehen des 
Grundwasserspiegels klagen, ist in den Kalklöchern 
der Omaheke ein Sinken des Grundwassers kaum 
wahrzunehmen. 
Der Farmer im Sandfelde wird sich meist 
darauf beschränken müssen, seine Wasserstellen zum 
Viehtränken auszunutzen. Die Anlage von Feldern 
und größeren Gärten bereitet große Schwierig- 
keiten, weil die Pfannen in der weiteren Um- 
gebung von Kalkgestein und -Geröll und auch in 
der Regel von dichtem Dornbusch eingefaßt sind. 
Zur Bewässerung des weiter abgelegenen roten 
Sandes wären wegen der tiefen Lage der Wasser- 
löcher kostspielige Bauten von Wassertürmen, 
Wasserhebevorrichtungen und langen Röhren- 
leitungen erforderlich. Auf dem mit fettem Humus- 
boden bedeckten Grunde einiger Pfannen würden 
Gärten in kleinem Maßstabe leicht anzulegen und 
zu bewässern sein. Jedoch würden sie in der 
Regenzeit häufig wochenlang unter Wasser stehen. 
Wo die Kalkhänge genügend mit Erde bedeckt 
sind, gedeiht Wein sehr gut, wie Versuche in 
Otjosondu bewiesen haben. 
Aus dem Kalkgestein der Pfannen läßt sich 
leicht ein guter, bindiger Kalk brennen. Das 
nötige Brennholz ist fast überall in genügender 
Menge vorhanden. Wegen der weiten Transport- 
wege können jedoch für die Anfertigung und den 
Verkauf von Kalk in größeren Mengen nur die 
an der äußersten Südwestgrenze der Omaheke, 
in der Nähe der Bahn gelegenen Pfannen in 
Betracht kommen. 
Der Kalktuff läßt sich sehr leicht bearbeiten 
und ist trotz seiner Weichheit gegen Witterungs- 
einflüsse widerstandsfähig. In Otjosondu und 
Ovikokorero ist er von der Truppe vielfach zum 
Hausbau, zu Brunneneinfassungen und Grab- 
steinen verarbeitet worden. Angehörige des 
Marine-Expeditionskorps erbauten daraus ein 
ebenmäßig behauenes Denkmal. 
Im Kriege gegen die Hereros haben die 
Kalkpfannen als einzige Wasserstellen der Omaheke 
eine bedeutsame Rolle gespielt. Um ihren Besitz 
fanden die letzten Kämpfe statt. Ihr Verlust 
bedeutete für die Hereros den Untergang.
	        
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