Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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Die Bestrebungen des Komitees gehen nun 
dahin, in Zukunft die in Deutsch-Ostafrika be- 
nötigte Baumwollsaat in der Kolonie selbst zu 
gewinnen. Auf diese Weise würde nicht nur ein 
größerer Teil der bisher für den Saatbezug aus 
Agypten aufgewendeten Kosten erspart werden, 
sondern es besteht auch begründete Hoffnung, daß 
es allmählich gelingen wird, für die verschiedenen 
in der Kolonie herrschenden Kulturbedingungen 
besonders geeignete Baumwollvarietäten heran- 
zuzlüchten. Die Vertretung des Komitees in 
Daressalam hat sich in dieser Angelegenheit mit 
dem Biologisch = Landwirtschaftlichen Institut 
Amani in Verbindung gesetzt und im Einver- 
nehmen mit diesem für den Saatbezug aus der 
Kolonie folgende Grundlagen geschaffen: 
Zunächst würden die der Saatzucht dienenden 
Pflanzungen oder Teile von solchen einer Kon- 
trolle durch die Sachverständigen des Komitees 
oder des Biologisch-Landwirtschaftlichen Instituts 
Amani unterliegen. Es ist hierbei namentlich 
auf den Wuchs der Pflanzen, Varietätenreinheit, 
Abwesenheit von Schädlingen und, sobald die- 
selben vorhanden, auf die Qualität der Wolle 
Gewicht zu legen. Die sogenannte „Hindi-Baum- 
wolle“, die auch auf Feldern, auf den direkt aus 
Agypten bezogene Saat verwendet wurde, stellen- 
weise in beträchtlichen Mengen vorkommt und 
als durchaus minderwertig zu betrachten ist, ist 
auf den zur Saatzucht bestimmten Feldern mög- 
lichst bald zu entfernen. Da diese Varietät be- 
reits beim Beginn der Blütezeit auch von Ein- 
geborenen nach kurzer Anleitung leicht und mit 
Sicherheit zu erkennen ist, würden die Reisen 
der Sachverständigen womöglich mit dem Beginn 
der Blüteperiode zu beginnen haben. Durch 
möglichst frühzeitige Entfernung der „Hindi- 
Pflanzen“ würde auch die Bildung von Hybriden 
zwischen diesen und den guten ägyptischen Va- 
rietäten verhindert werden. 
Von denjenigen Pflanzungen, die nach Ansicht 
der Sachverständigen in der Lage sind, Saatgut 
zu züchten, würde sich das Kolonial-Wirtschaftliche 
Komitee voraussichtlich verpflichten, alle gute Saat 
zum Preise von 5¼ Rup. — 7 7“ pro Zentner 
in Säcken frei Ginstation zu erwerben. 
Die Pflanzungen hätten sich außerdem zu 
verpflichten, daß bei der Ernte mit der größten 
Sorgfalt verfahren wird, indem nur erstklassige 
Baumwolle für das Saatgut eingesammelt werden 
darf. Die von den für die Saatzucht bestimmten 
Feldern geerntete Saat muß von der anderen 
Baumwollsaat getrennt gehalten werden. 
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In den näördlichen Bezirken der Kolonie wird 
die Baumwollkultur mehr als Zwischenkultur 
  
mit anderen Kulturen betrieben, und zwar vor- 
wiegend mit Kautschuk und Sisalagaven. Die 
bisher vorliegenden Ergebnisse sind recht zufrieden- 
stellend. So hat die Firma Trautmann & Weiß- 
flog, die im Jahre 1908 auf ihren Pflanzungen 
Mombo und Ndungu etwa 200 ha mit Baum- 
wolle als Zwischenkultur bepflanzt hat, hiervon 
pro Hektar 3¾ Zentner Baumwolle geerntet und 
beabsichtigt im laufenden Jahr eine mindestens 
gleich große Fläche mit Baumwolle zu bestellen. 
Die Baumwollpflanzungen von Barry & Taube 
und des Ansiedlers v. Lewinski ergaben als 
Zwischenkultur sogar bis zu 6 Zentner entkörnte 
Baumwolle pro Hektar. 
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Der Resident für den Bukoba= Bezirk, 
Hauptmann v. Stuemer, beabsichtigt im Ein- 
verständnis mit dem Kaiserlichen Gouvernement 
in seinem Bezirk die Baumwollkultur einzuführen 
und hat vom Gouvernement die übersendung 
größerer Saatmengen erbeten. Die Saat soll 
den Sultanen Mutahangarua von Kisiba, Muntu 
von Kiantuara, Kahigi von Kianja und Kassussura 
von Ussuwi zur Verteilung an ihre Untertanen 
zur Verfügung gestellt werden; bei der ziemlich 
dichten Bevölkerung des Bukoba-Bezirkes und bei 
dem großen Einfluß der einzelnen Sultane auf 
ihre Untertanen darf erwartet werden, daß in 
diesem Bezirk die Baumwollkultur eine große 
Ausdehnung nehmen wird, sobald erst einmal 
die Kulturbedingungen festgelegt sind. 
Der Bezirk Bukoba, westlich des Viktoriasees, 
mit seiner Höhenlage von über 1200 m fl. M. 
wird vermutlich ähnliche Kulturbedingungen für 
die Baumwollkultur besitzen wie die britische 
Kolonie Uganda im Norden des BDiktoriasees. 
Dort wird vornehmlich amerikanische Upland- 
Baumwolle gepflanzt, und zwar mit sehr günstigen 
Ergebnissen. Nach dem Bericht der British 
Cotton Growing Asscciation vom März 1909 
haben die Eingeborenen von Uganda den Baum- 
wollbau bereitwillig aufgenommen. Die Jahres- 
produktion 1906 betrug 500 Ballen, 1907 
2000 Ballen, und für 1908 wird mit einer 
Ernte von 5000 Ballen gerechnet. Die Qualität 
der Baumwolle wird als ausgezeichnet geschildert, 
und die erzielten Preise beliefen sich auf ½ bis 
1 Penny über amerikanisch middling. 
Es handelt sich nun zunächst darum, durch 
kleinere systematische Kulturversuche die richtige 
Pflanzzeit für die verschiedenen Gebiete des 
Bukoba-Bezirkes festzustellen. Das Komitee hat 
zu diesem Zweck seine Vertretung in Daressalam 
beauftragt, ein Quantum ägyptischer Saat, und 
zwar Abassi und Mitafifi, nach Bukoba zu senden, 
sowie aus Uganda ein Quantum dort gezogener
	        
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