Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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amerikanischer Baumwollsaat zu beschaffen. Von 
dem Ausfall der mit dieser Saat anzustellenden 
Kulturversuche wird es dann abhängen, ob im 
nächsten Jahr schon größere Flächen mit Baum- 
wolle bepflanzt werden können. Das Komitee 
hat sich in diesem Falle bereit erklärt, die er- 
forderliche Saat zur Verfügung zu stellen sowie 
in Bukoba eine Entkörnungsanlage zu errichten. 
Der Export der Bukoba-Baumwolle würde über 
den Viktoriasee und die Uganda-Bahn nach 
Deutschland erfolgen. 
Infolge des Anwachsens der Baumwollkultur 
an der Daressalam— Morogoro-Eisenbahn hat 
sich die Wiedererrichtung einer Entkörnungs- 
anlage in Daressalam als notwendig heraus- 
gestellt. Um die letztjährige Ernte verarbeiten zu 
können, hat die Vertretung des Komitees in 
Daressalam mit der Firma Günter daselbst ein 
Abkommen geschlossen, wonach diese zwei Walzen- 
gins an ihre Sägewerkanlage angeschlossen hat 
und somit in der Lage ist, alle einkommende 
Baumwolle aufzubereiten. Wegen Ausgestaltung 
dieser provisorischen Einrichtung zu einer dauernden 
Entkörnungsanlage schweben zur Zeit Verhandlun- 
gen zwischen dem Komitee und der Firma Günter. 
Die bisher mit zwei Walzengins ausgestattete 
Entkörnungsanlage der Deutsch-Ostafrikanischen 
Gesellschaft in Tanga konnte bei der erheblichen 
Zunahme der Baumwollkultur in diesem Bezirk 
den Anforderungen nicht mehr genügen. Die 
Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft hat sich ent- 
schlossen, die Anlage um zwei weitere Walzengins 
zu vergrößern, die inzwischen bereits aufgestellt 
sein dürften. Außerdem soll die bisherige ver- 
altete Spindelpresse durch eine moderne hydrau- 
lische Dampfpresse ersetzt werden. 
Der vor kurzem erfolgten Aufstellung einer 
Entkörnungsanlage im Bezirk Moschi durch die 
Kilimandscharo-Pflanzungs-Gesellschaft dürfte in 
kurzer Zeit die Einrichtung einer zweiten Anlage 
in diesem Bezirk folgen, sofern sich die dortigen 
Kulturen in der bisherigen Weise weiter entwickeln. 
Im Mohorro-Bezirk hat sich die Baumwoll- 
Eingeborenenkultur außerordentlich entwickelt. Die 
bisher in Bagamojo stationierte Entkörnungs- 
anlage der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft ist 
von dieser nach Mohorro überführt worden, 
nachdem für den Bezirk Bagamojo die Möglich- 
keit besteht, die dort angebaute Baumwolle in 
Sadani entkörnen zu lassen. 
Weitere Entkörnungsanlagen sind von der 
Ostafrikanischen Pflanzungs-Aktiengesellschaft in 
Makuyunni, von Kommerzienrat Otto auf seiner 
Baumwollpflanzung bei Kilossa, von der Firma 
Schubert-Zittau, auf ihrer Pflanzung Schuberthof 
am Rufiyi und von der Baumwoll-Pflanzungs- 
  
Gesellschaft Kilwa auf ihrer Pflanzung Mtingi 
aufgestellt worden. Außerdem hat die Kilwa- 
Südland-Gesellschaft eine Entkörnungsanlage nach 
Lindi gesandt, die indessen noch nicht aufsgestellt 
ist. Schließlich beabsichtigt die Leipziger Baum- 
wollspinnerei neben ihrer großen Entkörnungs- 
anlage in Saadani eine zweite Anlage in 
Kissauke zu errichten. 
Auf Anregung des Gouvernements beabsichtigt 
das Komitee, eine Entkörnungsanlage in Mpapua 
aufzustellen, sofern dieser Bezirk günstige Aus- 
sichten für die Baumwollkultur bietet. 
Der eigene Betrieb von Entkörnungsanlagen 
würde dem Komitee erhebliche finanzielle Opfer 
auferlegen, denen es, sobald es sich um mehrere 
Anlagen haudeln würde, mit seinen gegenwärtigen 
Mitteln nicht gewachsen wäre. Vielleicht ließe 
sich ein gangbarer Weg in der Weise finden, daß 
das Komitee die Entkörnungsanlagen zwar auf- 
stellt, daß aber der Betrieb der Anlagen von 
den Baumwollpflanzern selbst, und zwar in ge- 
nossenschaftlicher Weise, in die Hand genommen 
würde. 
Westakrihanische pflan zungs-Gesellschaft 
„Victoria“.") 
Die Entwicklung des Unternehmens im Jahre 
1908 war zufriedenstellend. Beschäftigt wurden 
in allen Betrieben zusammen durchschnittlich 
38 europäische Beamte und 2270 farbige Arbeiter 
zur Erhaltung der Pflanzungen und zur Ein- 
bringung der Ernte sowie beim Bahnbau. 
Neugepflanzt sind 113,65 ha mit Kakao, sowie 
einige Tausend Hevea brasiliensis, Ficus elastica, 
Manihot glaziovüi und Olpalmen. 
Im Victoriabezirk wurden 250 ha und im 
Lisokabezirk 106 ha mit Kali und Superphosphat 
gedüngt. 
Den Stand unserer Kulturen erhellt nach- 
stehende Zusammenstellung vom 31.Dezember 1908: 
  
  
  
  
  
  
Bebaute Bäume 
Kulturen Flächen 
insgesamt husinsgesamt Stück dav. ertragsfäbig 
1. Kakao . . setwa 2627 huletwa 1 500 000 etwa 1 030 000) 
2. Kickrigdn142 100 000 50 
3. Fieus 
clastica 1 100 
4. Heren bra- " 
Silicnsis : 14 000 
5. Manihot zerstreut s 
glitzioviiaufdcm 7000 
6. Arbeiter- - » 
Bananen Gebiete 6 
(Planten) - 100 000 200 000) 
7. Olpalmen 220000 100%00. 
  
  
*) Aus dem Geschäftsbericht für 1908.
	        
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