Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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festgestellt werden. 
rechneten Nutzholzmengen 
Handelsholz darstellen. 
Vielleicht die Hälfte der er- 
dürfte brauchbares 
Guttapercha= und Kautschuk-Unternehmen 
in Neuguinea. 
Das Unternehmen wird bekanntlich durch die 
Regierung und durch die Deutsche Kolonialgesell- 
schaft materiell unterstützt. Die Oberleitung im 
Schutzgebiet ist dem Gouverneur Dr. Hahl über- 
tragen. 
Der Stand des Unternehmens ist zur Zeit 
folgender: 
Im September v. JIs. unternahm ein Teil der 
Expedition eine Tour in das Finisterre-Gebirge, 
um die Aufschließung der Flußtäler bis Kap 
Rigny zu vollenden, während der andere Teil den 
Wegebauvorstoß über das Ibo-Gebirge nach dem 
Ramu-Tal förderte. Guttabäume wurden überall 
bis zu einer Höhe von 700 m beobachtet. Auch 
die von Dr. Schlechter, dem Leiter der Expe- 
dition, neuentdeckte Kautschukliane scheint hier 
im Gebirge weit verbreitet zu sein. Die Erträge 
waren sehr zufriedenstellend, von einzelnen Bäumen 
wurden bis zu 2 kg Kautschuk gezapft. Eine 
Probesendung dieses Kautschuks wurde in Deutsch- 
land zu Beginn des Jahres mit etwa 6 bis 8.7“ 
bewertet. 
Ein neuer Vorstoß zum Ramuflusse und weiter 
zum Bismarck-Gebirge ergab, daß das Waldgebiet 
der Ebene, besonders am linken Flußufer, reich 
an roter Gutta (Palaquium Supfianum) ist, 
während im Gebirge Guttabäume nur im primären 
Wald angetroffen werden. Von einzelnen Bäumen 
wurde bis zu 17 Pfund Gutta gewonnen. 
Während das Verhältnis zu den Eingeborenen 
der Ebene zufriedenstellend war, zeigten sich die 
Gebirgsbewohner sehr mißtrauisch und zu Feind- 
seligkeiten geneigt; sie griffen die Expedition mehr- 
fach an, so daß man sich gezwungen sah, eines 
ihrer Dörfer abzubrennen. Von diesen Gebirgs- 
bewohnern, die auch bei den Eingeborenen der 
Ebene gefürchtet find, dürfte in der nächsten Zu- 
kunft für eine rationelle Guttagewinnung wenig 
zu erwarten sein. 
Anfang Dezember stellte die Expedition ihre 
Tätigkeit am Bismarck-Gebirge ein und trat über 
die verschiedenen Etappen den Rückzug nach der 
Küstenstation Bulu an, wo sie Ende Dezember 
eintraf. Nachdem Dr. Schlechter nochmals einen 
Ausflug nach dem Finisterre-Gebirge unternommen 
hatte und feststellen konnte, daß die neuentdeckte 
Kautschukliane auch hier weit verbreitet ist, fand 
die Expedition in diesem Teile von Kaiser- 
Wilhelmsland ihren Abschluß. 
Anfang Februar siedelte Dr. Schlechter nach 
Friedrich-Wilhelmshafen über, um die früher in 
  
der dortigen Gegend begonnene Anleitung der 
Eingeborenen in der Guttagewinnung 
fortzuführen. Von verschiedenen Dörfern wurden 
Eingeborene unter Aufsicht von Malaien in der 
sachgemäßen Gewinnung der Gutta unterrichtet. 
Sie zeigten sich recht geschickt, die von ihnen her- 
gestellte Gutta war von guter Beschaffenheit. Nach 
gründlicher Anlernung dieser Kolonne wurde aus 
mehreren Dörfern eine neue zusammengestellt und 
zu gleichem Zwecke in den Busch gesandt. Eine 
weitere Unterrichtung der Eingeborenen in den 
verschiedenen Teilen des Schutzgebietes ist auch 
für die Zeit nach Beendigung der Expedition 
geplant; zu diesem Zwecke werden neue Malaien 
angeworben werden. Eine Berechnung der Ge- 
stehungskosten für Guttapercha in Neuguinea hat 
ergeben, daß bei Zugrundelegung eines Markt- 
preises von 5 “ für die bessere Qualität der 
freie (d. h. nicht mit Lohn beschäftigte) Eingeborene 
seinen Gewinn bei der Arbeit finden kann, wäh- 
rend die Ausbeutung der Guttabestände durch 
Europäer zunächst unrentabel erscheint. 
Die Erziehung eines arbeitsscheuen Volkes zu 
einer regelrechten Arbeit ist naturgemäß schwierig 
und kann nur langsam vonstatten gehen. Immer- 
hin sind hierin schon gute Anfänge zu verzeichnen; 
es steht zu erwarten, daß mit Hilfe des Gouver= 
nements und der Bezirksämter weitere Erfolge 
erzielt werden. 
Reiskultur in Neuguinea. 
Der Gouverneur von Deutsch-Neuguinea hat 
dem K. W. Komitee einen Antrag der katholischen 
Mission in Kaiser-Wilhelmsland auf Bewilligung 
von 80 000 ¾ zur Einführung der Reiskultur 
in Neuguinea befürwortend übermittelt. 
Vom volkswirtschaftlichen Standpunkte aus 
muß die Einführung der Reiskultur in Neuguinea 
als unbedingt nutzbringend und wünschenswert 
bezeichnet werden, da jetzt alljährlich für etwa 
350 000 bis 400 000 .K Reis aus Hongkong und 
anderen Häfen Asiens, hauptsächlich zur Ver- 
pflegung der schwarzen und der anderen farbigen 
Plantagenarbeiter, eingeführt wird. 
Bei Erwägung der Frage, ob die für die 
Einführung der Reiskultur maßgebenden Bedin- 
gungen in Neuguinea gegeben sind, muß zwischen 
Bergreis und Wasserreis unterschieden werden. 
Ersterer stellt keine besonderen Ansprüche an 
Bodenfeuchtigkeit; es dürfte nicht schwierig sein, 
die Eingeborenen an seine Kultur zu gewöhnen. 
Anbauversuche an verschiedenen Stellen der Ko- 
lonie haben günstige Resultate ergeben. Als 
Großkultur hat der Bergreis keine Aussicht auf 
dauernden Erfolg, da der Reis den Boden sehr 
stark aussaugt, doch ist sein Anbau im kleinen 
durch den Eingeborenen sehr zu empfehlen. 
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