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Strecke von 11 km durch die Drahtseilbahn über-
wunden; viele großartig angelegte Viadukte über-
brücken die Schluchten des Gebirges. Eine an-
dere Bahn fährt in zwölf Stunden von Säo
Paulo nach Rio de Janeiro. Nächst Rio de
Janeiro ist Säo Paulo die am weitesten ent-
wickelte Stadt Brasiliens; sie steht auch mit ihrem
Handel an zweiter Stelle. Viele elektrische Bahnen
verbinden die einzelnen Stadtteile untereinander,
und außer der Staatsregierung haben eine ganze
Anzahl staatlicher und kommunaler Justitute
(Rechtsschule, Polytechnikum, Lehrerseminar, Phar-
mazeutische Schule, medizinische Institute usw.) dort
ihren Sitz. Fast alle in Brasilien arbeitenden
Banken, auch die Brasilianische Bank für Deutsch-
land, unterhalten dort Filialen. Eine Anzahl von
Zeitungen, darunter drei in deutscher Sprache,
erscheinen am Platze. Auch an Wohltätigkeits-
anstalten, sowohl staatlichen wie privaten, fehlt
es nicht; ebenso ist für gutes Trinkwasser durch
ein Wasserwerk und für Kanalisation gesorgt. Ein
Elektrizitätswerk sowie eine Gasanstalt liefern
elektrische Kraft und Beleuchtung.
Der Staat Säo Paulo unterscheidet sich in
kultureller Beziehung vorteilhaft von allen an-
deren Staaten Brasiliens. Obgleich er der Fläche
nach an neunter Stelle steht, nimmt er mit seinem
Export den ersten und mit seinem Import den
zweiten Rang ein. Er ist in 172 Munizipien
eingeteilt und besitzt außer der Stadt Säo Paulo
noch einige größere Städte, so z. B. Santos mit
etwa 60 000 und Campinas mit etwa 40 000 Ein-
wohnern. Besonders entwickelt ist die Plantagen-
wirtschaft. Das Hauptprodukt ist der Kaffee, wo-
von im Jahre 1906 für mehr als 306 000 000
Milreis exportiert wurden. Zur Hebung der
Landwirtschaft sind vom Staate verschiedene
wissenschaftliche Institute geschaffen worden; alle
diese Institute haben schon bedeutendes geleistet.
Zu erwähnen sind das Agronomische Institut in
Campinas, die Landwirtschaftsschule in Piracicaba,
der Horto Botanico in Säo Paulo und der Tro-
pische Versuchsgarten in Cubatäo.
Außer der Kaffeekultur, für die sich der beste
Boden bei Botu Catu, Riberäo Preto und Cam-
pinas befindet, werden auf dem Plateau neuer-
dings Zucker, Baumwolle, Reis, Mais und andere
Nahrungsmittel in größerem Umfange angebaut.
In der Niederung dagegen eristieren schon seit
längerer Zeit ausgedehnte Ananas= und Bananen-=
pflanzungen und jetzt ist man damit beschäftigt,
Kakao= und andere Tropenkulturen anzulegen.
Der bisherige Ackerbauminister Botelho gab sich
alle erdenkliche Mühe, um eine möglichste Viel-
seitigkeit im Ackerbau herbeizuführen und den
Fehlschlägen einer Einzelkultur, z. B. einer lber-
produktion von Kaffec, wie sie in letzter Zeit zu
verzeichnen war, für die Folge nach Kräften vor-
zubengen.
In der Bevölkerung des Staates Säo Paulo
sind fast alle Kulturnationen vertreten, vor allem
aber Italiener, Portugiesen und Deutsche. Italien
stellt das größte Kontingent der Plantagen-
arbeiter, Portugal die meisten Händler und Hand-
werker. Uber 30 000 Deutsche sind hier au-
gesiedelt; sie nehmen teils im Handel hervor-
ragende Stellen ein, teils sind sie in der
Plantagenwirtschaft selbständig tätig. So gehört
die größte Kaffeepflanzung der Welt, im Bezirk
von Riberäo Preto, mit etwa 7½ Millionen
Kaffeebäumen, dem Deutschen Francisco Schmidt.
Von Kolonien, in denen sich seit vielen Jahren
deutsche, hauptsächlich Landwirtschaft betreibende
Ansiedler niedergelassen haben, sind Campos
Salles, Helvetia und Friedburg hervorzuheben.
Das Deutschtum hat sich sowohl in den Städten,
wie in diesen Kolonien gut erhalten. Deutsche
Schulen bestehen an vielen Orten, so z. B. inm
Säo Paulo und Campinas. An dem letzt-
genannten Ort sind jedoch bedauerlicherweise zwei
einklassige Schulen vorhanden, die in Konkurrenz
deutschen Elementarunterricht erteilen. Es wäre
erfreulich, wenn diese beiden Schulen sich ver-
einigen würden, um ihre Leistungen zu steigern.
Säo Paulo besitzt über 4000 km Eisenbahnen
in Spurweiten von 60, 100 und 160 cm; sie
sind überall dem Kaffeebau gefolgt und gehören
hauptsächlich der Companhia Paulista de Vias
Ferreas e Fluviaes, der Companhia Mogvana
de Estrada de Ferro und der Estrada de Ferro
Uniän Sorrocobana e Vtuna. Während früher
alle Materialien, Wagen und Lokomotiven vom
Auslande bezogen wurden, hat sich jetzt sowohl
die Paulista= wie die Mogyanabahn sehr gut ein-
gerichtete Eisenbahnwerkstätten gebanut, in denen
sowohl Wagen wie Lokomotiven hergestellt werden.
Die Bahnen rentieren fast durchweg sehr gut.
Freilich sind auch hier die Frachtsätze außer-
ordentlich hoch; der Verkehr wird dadurch sehr
zurückgehalten. Bei niedrigeren Frachtsätzen
würden nicht nur die wertvollen Produkte, wie
Kaffee usw. zum Transport gelangen, sondern
auch Holz und andere Bodenprodukte könnten
vorteilhaft auf den Weltmarkt gebracht werden.
Schiffahrt wird nur auf einigen kleineren
Flüssen betrieben, besonders auf denen, die nach
Westen fließen, z. B. auf dem Rio Tieté, außer-
dem auf dem Rio Iguape, der sich bei Iguape
in den Ozean ergiaßt.
Für die Verbindung mit dem Auslande kommt
besonders der Hafen von Santos in Betracht.
Dieser ist vorzüglich geschützt gelegen und hatte
im Jahre 1906 einen ausländischen Schiffsverkehr