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der dabei gefangengenommenen Häuptlinge der
Lauati-Partei durch die Kommandanten S. M.
S. „Leipzig“ und „Jaguar“ waren der erste
wichtige Erfolg der Marineaktion und hatten zu
der späteren friedlichen Beendigung der Unruhen
und der friedlichen Gestellung Lauatis wesentlich
beigetragen. Am 25. März hatte in Safotulafai
ein Kriegs-Fono stattgefunden, in dem sämtliche
zu Lauati haltenden Ortschaften den Beschluß
gefaßt hatten, lieber zu kämpfen, als nachzugeben.
Nach dem Bericht des Amtmanns Williams von
Sawaii war dieser Beschluß zum großen Teil aus
Furcht zustande gekommen, denn den Eingeborenen
war erzählt worden, daß der Admiral sämtliche
Rebellen hängen und die schwarzen Jungen, die
für den Notfall aus Neu-Guinea mitgenommen
waren, wie Hunde auf die Lauati-Partei hetzen
würde. Der Admiral und der Gouverneur waren
einer Meinung darin, daß man den irregeleiteten,
verängstigten Anhängern Lauatis Zeit lassen müsse,
zur Befinnung zu kommen und daß vor der
ultima ratio versucht werden müsse, die Samoa-
ner zu belehren. Der Gouverneur erließ deshalb
zwei weitere Proklamationen, von denen die eine
von Mataafa und den samoanischen hohen Häupt-
lingen unterzeichnet wurde. Der Admiral hielt
es seinerseits für erwünscht, dem Gerücht ent-
gegenzutreten, wonach er die Rebellen sämtlich
aufhängen und die schwarze Schutztruppe gegen
die Samoaner hetzen wolle. Er hielt am 27. März
auf dem Fono in Mulinun eine beruhigende
Ansprache, die einen sichtlichen Eindruck auf die
anwesenden Häuptlinge machte und alsbald in
ganz Sawali bekannt wurde.
Um einen friedlichen Ausgang der Unruhen
zu ermöglichen und zur Vermeidung des drohen-
den, wenn einmal begonnenen, dann schwer zu
endenden Buschkrieges hatten sich auch die
Missionen dem Gouvernement einmütig zur Ver-
fügung gestellt. Der Wesleyaner Niel hatte in
Satupaitea erfolgreich gewirkt. Ihm verdankt
das Gouvernement die pünktliche Gestellung der
Rädelsführer von Satupaitea, Afiata Taetoloa
und Asiata Maagaolo. Der Missionar der Lon-
doner Missionsgesellschaft Rev. Newell hatte sich
am 28. März nach Safotulafai begeben, um
Lauati, der zu seiner Mission gehört, zum Nach-
geben zu bewegen. Ebendahin war ihm der
katholische Bischof gefolgt, um die seinem Ein-
fluß zugänglichen Leute des Distrikts Faasaleleaga
umzustimmen. Der Gouverneur schiate, um nichts
unversucht zu lassen, auch den hohen Häuptling
der Tanu-Partei, Papalii Folau, ebenfalls nach
der Faasaleleagg, um auch diesen im Sinne
friedlicher Beilegung auf Lauati und seine Leute
einwirken zu lassen. Mittlerweile hatte sich der
Häuptling Taupau Pauesi, einer der Rebellen-
führer von Manono, freiwillig an Bord S. M. S.
„Leipzig“ gestellt. Da nach den inzwischen von
Sawati eingetroffenen Nachrichten des Rev. Ne-
well und des Häuptlings Sapapalii Folau sowie
nach den von Amtmann Williams und dem
Kommandanten S. M. S. „Leipzig“ gegebenen
Versicherungen mit Bestimmtheit mit der frei-
willigen Übergabe Lauatis und der übrigen
Rädelsführer gerechnet werden konnte, empfahl
der Gouverneur dem Admiral, die auf den
30. März — am 29. abends war die Ultima-
tumsfrist abgelaufen — angesetzte Abreise der
Kriegsschiffe noch einen Tag aufzuschieben. Der
Admiral war damit einverstanden. Neben den
von dem Admiral anerkannten Gründen, die den
Gouverneur aus seiner Kenntnis des samoanischen
Volkscharakters heraus veranlaßten, mit mög-
lichster Geduld vorzugehen und nichts unversucht
zu lassen, um ohne Blutvergießen zu einer fried-
lichen Lösung zu kommen, hatte der Admiral ge-
wichtige militärische Bedenken gegen jede Maß-
regel, die das Zurückziehen der Rebellen in den
Busch zur Folge gehabt hätte. Das Entstehen
eines Buschkrieges mußte auf alle Fälle ver-
mieden werden. Wäre es zu einem solchen ge-
kommen, so hätte sich der Admiral zu einer
Blockade von unberechenbarer Dauer entschließen
müssen, und die Heranziehung größerer Truppen-
massen aus der Heimat zur Verstärkung des ver-
fügbaren Landungskorps von ungefähr 260 Mann
wäre die notwendige Folge gewesen.
Als nach Ablauf des 31. März Lauati sich
immer noch nicht auf der „Leipzig“ gestellt hatte,
hielt es der Admiral für geboten, mit dem Ge-
schwader — unter Zurücklassung der „Jaguar“
zum Schutze der Weißen in Apia — nach Sawati,
und zwar nach Safotulafai, zu fahren. Um
½8 Uhr morgens am 1. April ging die „Ti-
tania“" mit dem Admiral und dem Gouverneur
an Bord und von S. M. S. „Arcona“ begleitet
in See. Nach etwa zweistündiger Fahrt lief fol-
gender Funkspruch vom Kommandanten S. M.
S. „Leipzig“ ein:
„Habe Lauati und fünf Häuplinge an Bord,
Malaeulu, Namulauulu, Tevaga, Letagoloa,
Letasi, geführt von Williams.“
Der Admiral ließ die „Titania“ und „Arcona“
sich der Küste von Sawaii so weit nähern, daß
die Schiffe deutlich vom Land gesehen werden
konnten, und kehrte dann mit der „Leipzig“ nach
Apia zurück.
Lauati und neun der Rädelsführer wurden
mit Verbannung nach der Insel Saipan
bestraft und mit „Jaguar“ und „Arcona“ dort-
hin transportiert.
Mit der Entfernung Lauatis aus Samoa ist
ein bedeutsamer Schritt für die friedliche Weiter-