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Papitelai aus auf Makareng angesiedelt haben,
noch nicht völlig geklärt.
Daß jedoch irgendwelche tiefergehende Feind-
schaft zwischen Po Minis und Loniu nicht
vorliegt, erhellt schon aus der Tatsache, daß beide
Stämme sich im vergangenen Monat zu einem
großen Festessen zusammenfanden. Allerdings
hatte vor einiger Zeit wegen eines geringfügigen
Anlasses ein Streit zwischen ihnen stattgefunden,
in dessen Verlauf sich die kriegerischen Gemüter
derart erhitzten, daß man hüben wie drüben die
Ermahnungen der Verwaltung vergaß und nach
alter Sitte zu den Speeren griff.
Da es sich aber offenbar nur um eine so-
genannte „Katzbalgerei" handelte, die Beteiligten
auch ihr Unrecht einsahen, sind beide Teile nur
Cindringlich verwarnt worden.
Anders und viel ernster ist die Lage im
Innern der Hauptinsel. Die im Busch lebenden
Usiai liegen in steter Fehde miteinander.
Einige starke und verschlagene Stämme, so die
Ulkul im Norden, die im Hinterlande von Ssan,
gegenüber der Insel Andra, auf steilen Felsen
ihre Dörfer errichtet haben, dann die Linro (Liero,
Lindode) im Hinterlande der Seichten Bucht und
die Amok an der Westküste im Hinterlande der
Kale-Bucht, terrorisieren ihre schwächeren Nachbarn
und unternehmen fortgesetzt Raubzüge, wobei sie
stets eine Anzahl Gegner erschlagen und auf-
fressen. Die unterlegenen Usiai wissen sich vor
ihren Verfolgern nicht anders zu schützen, als
dadurch, daß sie ihre Wohnplätze, ihre Kokos= und
Sagopalmbestände im Stich lassen und sich in
den sumpfigen, ungesunden Mangrovenbüschen der
Küste verstecken.
Die Linro können ihr Unwesen um so nach-
drücklicher treiben, als sie seit dem Uberfall auf
die eingeborene Besatzung des Kutters Waikatu
(1908) noch im Besitz von zwei Mauserkarabinern
mit über zwanzig Patronen sind. Alle Versuche,
die Gewehre auf gütlichem Wege herauszubekommen,
waren bisher fruchtlos. Die letzte Aufforderung
zur Herausgabe der Gewehre überbrachte der
Oäuptling Bosso von Sissi, der mit den Linro
dadurch Fühlung hat, daß seine Leute (Manus)
Taro und Sago von den Linro gegen Fisch ein-
tanschen. Bosso erhielt von Batakalék, dem
Häuptling der Linro, die Antwort, er dächte gar
nicht daran, die Gewehre herauszugeben; er
fürchte sich nicht vor dem weißen Mann, der ihn
und seine Leute im Busch doch nicht finden könne;
anuch die Kriegsschiffe könnten ihm nichts anhaben.
Kurz vor dem Eintreffen der Erpedition in
den Admiralitäts-Inseln hatten sich auch die
Amok in den Besitz von zwei Manserkarabinern
und über vierzig Patronen gesetzt, indem sie eine
nur mit eingeborenen Arbeitern besetzte Station
des Japaners Komine an der Kale-Bucht über-
fielen und ausraubten, wobei sie die sieben Ar-
beiter erschlugen und zwei davon auffraßen.
Der Expedition ist es nicht gelungen, die vier
Gewehre herauszubekommen. Gegen die Ulkul
wurde von Ssau aus, gegen die Amok von der
Kale-Bucht aus, gegen die Linro von der Malai-
Bucht (Südküste) aus vorgegangen. Nur bei der
letzten Unternehmung gelang es, Fühlung mir
den Buschleuten zu bekommen, sonst ergriffen diese
stets rechtzeitig die Flucht. Beim Sturm auf das
Linro-Dorf fiel ein Gegner; außerdem wurden
bedauerlicherweise zwei im Busch versteckte Weiber,
die als solche nicht erkannt wurden, erschossen.
Gefangene konnten nicht gemacht werden. Als
Ergebnis kann bezeichnet werden, daß wenigstens
den Linro, die sich so sicher vor dem Weißen
wähnten, dieser Glaube zerstört worden ist. Bei
der Unternehmung gegen die Linro ist die Trupve,
nachdem am Nachmittag zuvor im Busch Lager
bezogen worden war, an einem Tage vierzehn
Stunden durch Busch und Sumpf, davon fünf
Stunden im Dunkeln, marschiert.
Bei allen drei Unternehmungen wurde je ein
feindliches Dorf niedergebrannt. Diese Maßregel
war notwendig, um diesen Naturmenschen zu
zeigen, daß das Gouvernement mit ihrem räube-
rischen Treiben nicht einverstanden ist und daß
es die Macht hat, seinen Willen durchzusetzen.
Da zu befürchten ist, daß sich die Uberfälle
der Usiai auf eingeborene Arbeiter wiederholen,
ist dem Japaner Komine untersagt worden, seine
Pflanzung auf der Hauptinsel an der Kale-Bucht
durch schwarze Arbeiter allein, ohne ständige An-
wesenheit eines Weißen oder Japaners, weiter
zu betreiben.
Die Zustände auf der Hauptinsel lassen die
baldige Errichtung einer Regierungsstation drin-
gend wünschenswert erscheinen. Nur durch die
dauernde Stationierung einer Polizeitruppe kann
der Friede unter den Eingeborenen und der
Schutz der wirtschaftlichen Unternehmungen, die
sich jetzt auch auf die Hauptinsel erstrecken, ge-
währleistet werden.“
Von der deutsch- niederländischen Crenzerpedition.
Der Geologe der Grenzexpedition, Bergassessor
Stollé meldet, daß die Expedition, nachdem sie
am 8. September von der Tami-Mündung auf-
gebrochen war, am 21. September d. Js. bei
dem Versuch, auf dem Kaiserin Augusta-Fluß er-
neut zur deutsch= niederländischen Grenze vor-
zudringen, bereits die Stelle des Flusses erreicht
hatte, an welcher auf der Karte 26 des „Großen
deutschen Kolonialatlasses“ die hypothetische Strichel-