Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

G 328 2. 
von Wasser in dieser Formation ist es ja schließ- 
lich nicht ausgeschlossen, daß an einigen geschützten 
Stellen im Innern die Lebensverhältnisse für 
Wild und Buschleute recht angenehm sind, ins- 
besondere wenn sich nach einem regenreichen 
Jahre die Formation einmal wieder gründlich 
voll Wasser gesogen hat. 
Allgemeine Verhältnisse. 
Nach den unliebsamen Erfahrungen, die ich 
mit einem Betrüger hatte machen müssen, bin 
ich mit der größten Sorgfalt an die Prüfung 
der einzelnen, nach eigenen Angaben fündig ge- 
wordenen Schürfer gegangen, soweit diese über- 
haupt auf den Feldern waren. Man mag sich 
einmal überlegen, was es heißt, wenn ein 
Prospektor vom nächsten Platz aus (das ist 
Swakopmund) versucht, seinem Schürffeld nahe 
zu kommen. Das Lasttier kann im allergünstigsten 
Falle soviel tragen, als es selbst für dreißig Tage 
braucht. Wo bleiben z. B. die Waschvorrichtungen 
(ein großes schweres Faß), eine Unmenge Siebe, 
wo bleiben Wasserfässer, um das zum Waschen 
der Diamanten notwendige Wasser heranzuholen? 
Wassersäcke leiden im dortigen Klima derart, daß 
an einen Transport im großen in ihnen nicht 
zu denken ist. Wo bleiben die Tiere selbst mit 
Trinkwasser? Schließlich braucht ein Prospektor 
auch verschiedenes andere, ein Zelt, in dem er 
Schutz vor den rasenden Stürmen suchen kann, 
Proviant und etwas Komfort, um die ganz ab- 
scheulichen Verhältnisse noch einigermaßen ertragen 
zu können. Ich habe mich nicht gewundert, daß 
ich nur recht wenige Leute getroffen habe, die 
bei den unglaublichen Zuständen es überhaupt 
fertig brachten, ein paar Tage zu waschen, d. h. 
regelrecht zu schürfen. Die meisten Prospektoren 
waren da, um ihre durch die Ungunst der 
Witterung gefährdeten Schürffelder wieder in 
Ordnung zu bringen, um die Schürfpfähle zu 
erneuern, die mutwillige Leute zum Feueran- 
machen vereinnahmten oder sonst verschleppten, 
um zu „jumpen“", wie der schöne verdeutschte 
Ausdruck des Miners slang „jump“ lautet — 
kurz: bei dem absoluten Fehlen jeder Kontrolle, 
jeder Aufsicht, jeder Möglichkeit, sich des Diebstahls 
und der Schädigung der Felder zu erwehren, 
waren tatsächlich die Leute darauf angewiesen, 
lediglich ihre Schürffelder und ihr Eigentum zu 
verteidigen. 
Salzen von Feldern. 
Das Salzen von Feldern hat nach meinen 
Untersuchungen glücklicherweise nicht den Umfang 
angenommen, den ich nach meiner Erfahrung 
gleich am ersten Tage meiner Anwesenheit auf 
den Feldern vermuten mußte. Von dem erwähnten 
Betrugsfall abgesehen, habe ich Verdacht nur 
  
noch bei zwei ganz untergeordneten Fällen, die 
weiter zu verfolgen sich in Swakopmund als 
möglich herausstellte. 
Die Diamantenfelder. 
Ich habe im vorhergehenden die schwierigen 
Verhältnisse absichtlich eingehend geschildert, um 
eine Erklärung dafür zu geben, warum das 
Prospektieren bis jetzt recht langsam vor sich ge- 
gangen ist und warum auch die Resultate eigent- 
lich recht minimal sind. Auch traf ich zu einer 
Zeit ein, als alle Prospektoren ihre Felder völlig 
zurecht gemacht hatten und nun nach Lüderitz- 
bucht oder Swakopmund verzogen waren, um 
sich für die Prospektiertätigkeit auszurüsten. Das 
Prospektieren geht überhaupt erst los. 
Nach meinen Untersuchungen habe ich in 
einem langgestreckten, ausgefegten Tale, das sich 
von Meob bis in die Breite von Conception= 
Bucht erstreckt, Diamanten konstatiert, und zwar 
von vielleicht 20 km südöstlich Landungsstelle 
Conception-Bucht bis einige 15 km nördlich von 
Mcob. Ich selbst habe keinen Zweifel, daß 
auch die restlichen 15 km südlich bis Moob, 
wenn auch nur spärlich, Diamanten führen. 
Gefunden habe ich selbst aber dort nichts, auch 
ist mir nicht bekannt, daß die Leute da fündig 
geworden sind. In der Tat ist das ganze 
Tal von der Höhe Conception-Bucht bis zur 
Wasserstelle Meob mit Schürffeldern belegt, zum 
Teile sind auch die Pfannen direkt am Strande 
belegt, wie schließlich das ganze Terrain von 
Erhornspütz bis an die Landungsstelle. JIch 
glaube, daß die Gesamtzahl der Schürffelder an 
6000 herankommen dürfte, obwohl recht viele Felder 
nicht angemeldet worden sein mögen. Sie sind 
lediglich zu Spekulationszwecken herausgenommen 
worden, als sich das erste Fieber und damit die 
sofortige Verwendungsunmöglichkeit herausgestellt 
hatte. 
Von Meob selbst bis Syloia-Hügel ist meines 
Wissens bis jetzt nichts belegt; es existieren keine 
Dünentäler, wenigstens nicht in der Nähe der 
Küste, während auf Sylvia-Hügel und sdlich 
wieder Schürffelder stehen, die sich dann wieder 
bei Osterklipp häufen. Mit Ausnahme der Stellen, 
die von mächtigen Dünen eingenommen find, 
oder die durch die Wildheit und Zerrissenheit 
des Terrains sich von selbst abschließen, ist der 
ganze Küstenstreifen bis herunter nach Anichab 
belegt worden. 
Am eingehendsten habe ich die Felder südlich 
Conception untersucht, weniger genau diejenigen 
von Osterklipp und noch weiter südlich. Ich bin 
dabei zu dem Resultat gekommen, daß die 
Diamanten wohl über das ganze enorme Areal 
verbreitet, und daß wohl auch abbauwürdige
	        
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