Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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schöne Bananen-Pflanzungen auch bei Afur am 
Fuß und an den Hängen des Torricelli-Gebirges. 
Weiter hinauf bei den Palai-Leuten gibt es auch 
guten Taro. Taro hat aber in allen mir be- 
kannten Gebieten Neuguineas nicht annähernd die 
Verbreitung und Güte, wie auf dem Bismarck- 
Archipel und den Salomonen. Dagegen gehören 
die im fetten Alluvialboden des Augusta-Stromes 
gezogenen Yams zu den größten und schönsten, 
die ich je gesehen und gegessen habe; nur auf 
der Insel Tanna (Neue Hebriden) sind mir 
größere vorgekommen. 
Schweine sind verhältnismäßig selten und um 
so schwerer zu erhalten, als sie gewöhnlich den 
Weibern gehören, die damit ihre Kochtöpfe be- 
zahlen wollen, denn diese werden nur in gewissen 
Gegenden gemacht. Tabak wird gepflanzt und 
mit Hilfe trockener Bananenblätter in Zigaretten- 
form geraucht. Das hier überall für Tabak ge- 
bräuchliche Wort scheint auf den ersten Blick ein 
originaler, einheimischer Ausdruck zu sein. Eine 
Sprachvergleichung zeigt aber, daß jenes Wort 
mit Leichtigkeit über den Weg West-Neuguinea— 
Halmahera—Ternate auf das portugiesische tabaco 
zurückzuführen ist. Alles kaut Arekanuß, zur sehr 
geringen Freude des die Sprache aufnehmenden 
Ethnologen. 
Die Hütten sind in der Hauptsache Pfahl- 
bauten, von Laitere nach Westen ausnahmslos. 
Laitere ist seiner Anlage nach das schönste, 
charaktervollste Pfahldorf, das ich je gesehen habe; 
so ungefähr müssen die Pfahlsiedlungen auf klei- 
neren schweizerischen Seen ausgesehen haben. 
Während für die Malol-Ssera-Gruppe die 
großen Bienenkorbhütten als Familienhäuser typisch 
sind, fangen in Laitere die Pyramidenhäuser an, 
denen vom Sentani-See an die Schildkrötendach- 
häuser folgen. Die Pyramidenhütten von Laitere 
bis Jotafa einschließlich sind quadratisch nach 
Grundriß und Aufbau; sehr häufig geben ihnen 
aber auf den vier Kanten aufgelegte schmale 
Dachstreisfen eine etwas abgerundete Form, eine 
Erscheinung, die bei größeren Gebäuden so auf- 
fällig wird, daß die schönen Geisterhäuser von 
weitem wie buddhistische Pagoden oder chinesische 
Dagobas aussehen. 
Charakteristisch in den Hütten sind die schwe- 
benden Herde und Räucheröfen. Überall in den 
Hütten findet man irdene Töpfe, Sago= und 
Wasserkiepen aus Stiparinde, holzgestielte Kokos- 
schalen als Schöpflöffel, Kopfbänke, Fischnetze, 
vielzackige Fischspeere und -pfeile, Bogen, Pfeile, 
Sagoschlägel und — wo noch vorhanden — in 
Holz gefaßte Steinkelte. Von Jakomul bis Ssera 
einschließlich besitzen Steinbeil und Sagoschlägel 
das Einsatz-Zwischenstück, von Laitere an nach 
Westen fällt dieses fort. Diese letzteren beiden 
  
Instrumente, Bogen, Pfeile, Kasuarknochen-Dolche, 
Kokosöffner, Eberzahnschmuck, gehäkelte Täschchen 
werden fast ausnahmslos von den Buschleuten 
im Hinterland hergestellt und dann an die Küsten- 
bewohner verkauft. Andere Gegenstände der In- 
dustrie, wie alle Tridakna-, Trochus-, Nassa= und 
andere Seemuschel-Arbeiten, Hundezahn-Hals- 
bänder, Lanzen, kommen durch Zwischenhandel 
Hunderte von Kilometern von Osten her. Jedes 
einzige der Tausende von Muschelschmuckstücken 
in den Dörfern zwischen Eitape und Wanimo ist 
durch Handel aus einer anderen Gegend erworben 
worden, denn auf dieser ganzen Strecke gibt es 
kein Riff, kein riffbewohnendes Muscheltier. Tumleo 
ist ein Zentrum für Topfindustrie, Seleo, Ali, 
Angel liefern unglaublich viele Kanus, Wampu, 
Arop und Akru sind Hauptplätze für Bogen- 
und Pfeilfabrikation. 
Handtrommeln (Kundu) sind überall vor- 
handen, zum Teil in der Henkelform Neuguineas; 
auch sie werden von — uns meist unbekannten — 
Buschleuten hergestellt und an die Küste verkauft. 
Die Schlitztrommel (Gaormut) wird nach Westen 
immer seltener; in Tubadi habe ich sie nicht mehr 
finden können. Es besteht sehr häufig ein großer 
Unterschied zwischen dem Ort, wo ein Sammler 
einen ethnologischen Gegenstand erworben hat, 
und dem Ort, wo das Ding eigentlich herstammt 
und seiner Kulturzugehörigkeit nach hingerechnet 
werden muß. Diese unzweifelhafte, für die Südsee 
mühelos zu belegende Tatsache scheint in den 
Museen für Völkerkunde nicht immer genügend 
geklärt zu sein und könnte für Theoretiker unter 
den Ethnologen eine Quelle unangenehmer Trug- 
schlüsse werden. 
Die Kunst jener Gegenden äußert sich in 
mancherlei Form, in den Schnitzereien an Bogen, 
Pfeilen, Kanus, Papajen, Kabang-Gefäßen und 
Penis-Futteralen, in der Form der Häuser, 
Stäbchenkämme, Kopfbänke. Ziemlich genau da, 
wo der 141. Längengrad die bisherige deutsch- 
holländische Grenze bezeichnet, fand ich mitten 
über dem Pfad liegend einen Baumstamm, in 
dem sorgfältig und geschickt eine große Eidechse 
eingeschnitten war. 
Selbst für eine so flüchtige Skizze, wie es die 
vorstehende nur sein kann, würde es eine Lücke 
bedeuten, wenn ich nicht das allen diesen Leuten 
angeborene und anerzogene Gefühl für Ordnung 
und Sauberkeit erwähnen wollte, das sie aber 
leider zu verlassen scheint, wenn sie mit unserer 
Kultur in Berührung kommen. Sie baden und 
waschen sich gern und häufig, reinigen aber nie- 
mals ihr europäisches Hemd oder Lendentuch. 
Nie habe ich, um ein Beispiel unter vielen zu 
nennen, in anderen Gegenden so saubere und 
sorgsam gefegte Orte gesehen wie die Siedlungen
	        
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