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schöne Bananen-Pflanzungen auch bei Afur am
Fuß und an den Hängen des Torricelli-Gebirges.
Weiter hinauf bei den Palai-Leuten gibt es auch
guten Taro. Taro hat aber in allen mir be-
kannten Gebieten Neuguineas nicht annähernd die
Verbreitung und Güte, wie auf dem Bismarck-
Archipel und den Salomonen. Dagegen gehören
die im fetten Alluvialboden des Augusta-Stromes
gezogenen Yams zu den größten und schönsten,
die ich je gesehen und gegessen habe; nur auf
der Insel Tanna (Neue Hebriden) sind mir
größere vorgekommen.
Schweine sind verhältnismäßig selten und um
so schwerer zu erhalten, als sie gewöhnlich den
Weibern gehören, die damit ihre Kochtöpfe be-
zahlen wollen, denn diese werden nur in gewissen
Gegenden gemacht. Tabak wird gepflanzt und
mit Hilfe trockener Bananenblätter in Zigaretten-
form geraucht. Das hier überall für Tabak ge-
bräuchliche Wort scheint auf den ersten Blick ein
originaler, einheimischer Ausdruck zu sein. Eine
Sprachvergleichung zeigt aber, daß jenes Wort
mit Leichtigkeit über den Weg West-Neuguinea—
Halmahera—Ternate auf das portugiesische tabaco
zurückzuführen ist. Alles kaut Arekanuß, zur sehr
geringen Freude des die Sprache aufnehmenden
Ethnologen.
Die Hütten sind in der Hauptsache Pfahl-
bauten, von Laitere nach Westen ausnahmslos.
Laitere ist seiner Anlage nach das schönste,
charaktervollste Pfahldorf, das ich je gesehen habe;
so ungefähr müssen die Pfahlsiedlungen auf klei-
neren schweizerischen Seen ausgesehen haben.
Während für die Malol-Ssera-Gruppe die
großen Bienenkorbhütten als Familienhäuser typisch
sind, fangen in Laitere die Pyramidenhäuser an,
denen vom Sentani-See an die Schildkrötendach-
häuser folgen. Die Pyramidenhütten von Laitere
bis Jotafa einschließlich sind quadratisch nach
Grundriß und Aufbau; sehr häufig geben ihnen
aber auf den vier Kanten aufgelegte schmale
Dachstreisfen eine etwas abgerundete Form, eine
Erscheinung, die bei größeren Gebäuden so auf-
fällig wird, daß die schönen Geisterhäuser von
weitem wie buddhistische Pagoden oder chinesische
Dagobas aussehen.
Charakteristisch in den Hütten sind die schwe-
benden Herde und Räucheröfen. Überall in den
Hütten findet man irdene Töpfe, Sago= und
Wasserkiepen aus Stiparinde, holzgestielte Kokos-
schalen als Schöpflöffel, Kopfbänke, Fischnetze,
vielzackige Fischspeere und -pfeile, Bogen, Pfeile,
Sagoschlägel und — wo noch vorhanden — in
Holz gefaßte Steinkelte. Von Jakomul bis Ssera
einschließlich besitzen Steinbeil und Sagoschlägel
das Einsatz-Zwischenstück, von Laitere an nach
Westen fällt dieses fort. Diese letzteren beiden
Instrumente, Bogen, Pfeile, Kasuarknochen-Dolche,
Kokosöffner, Eberzahnschmuck, gehäkelte Täschchen
werden fast ausnahmslos von den Buschleuten
im Hinterland hergestellt und dann an die Küsten-
bewohner verkauft. Andere Gegenstände der In-
dustrie, wie alle Tridakna-, Trochus-, Nassa= und
andere Seemuschel-Arbeiten, Hundezahn-Hals-
bänder, Lanzen, kommen durch Zwischenhandel
Hunderte von Kilometern von Osten her. Jedes
einzige der Tausende von Muschelschmuckstücken
in den Dörfern zwischen Eitape und Wanimo ist
durch Handel aus einer anderen Gegend erworben
worden, denn auf dieser ganzen Strecke gibt es
kein Riff, kein riffbewohnendes Muscheltier. Tumleo
ist ein Zentrum für Topfindustrie, Seleo, Ali,
Angel liefern unglaublich viele Kanus, Wampu,
Arop und Akru sind Hauptplätze für Bogen-
und Pfeilfabrikation.
Handtrommeln (Kundu) sind überall vor-
handen, zum Teil in der Henkelform Neuguineas;
auch sie werden von — uns meist unbekannten —
Buschleuten hergestellt und an die Küste verkauft.
Die Schlitztrommel (Gaormut) wird nach Westen
immer seltener; in Tubadi habe ich sie nicht mehr
finden können. Es besteht sehr häufig ein großer
Unterschied zwischen dem Ort, wo ein Sammler
einen ethnologischen Gegenstand erworben hat,
und dem Ort, wo das Ding eigentlich herstammt
und seiner Kulturzugehörigkeit nach hingerechnet
werden muß. Diese unzweifelhafte, für die Südsee
mühelos zu belegende Tatsache scheint in den
Museen für Völkerkunde nicht immer genügend
geklärt zu sein und könnte für Theoretiker unter
den Ethnologen eine Quelle unangenehmer Trug-
schlüsse werden.
Die Kunst jener Gegenden äußert sich in
mancherlei Form, in den Schnitzereien an Bogen,
Pfeilen, Kanus, Papajen, Kabang-Gefäßen und
Penis-Futteralen, in der Form der Häuser,
Stäbchenkämme, Kopfbänke. Ziemlich genau da,
wo der 141. Längengrad die bisherige deutsch-
holländische Grenze bezeichnet, fand ich mitten
über dem Pfad liegend einen Baumstamm, in
dem sorgfältig und geschickt eine große Eidechse
eingeschnitten war.
Selbst für eine so flüchtige Skizze, wie es die
vorstehende nur sein kann, würde es eine Lücke
bedeuten, wenn ich nicht das allen diesen Leuten
angeborene und anerzogene Gefühl für Ordnung
und Sauberkeit erwähnen wollte, das sie aber
leider zu verlassen scheint, wenn sie mit unserer
Kultur in Berührung kommen. Sie baden und
waschen sich gern und häufig, reinigen aber nie-
mals ihr europäisches Hemd oder Lendentuch.
Nie habe ich, um ein Beispiel unter vielen zu
nennen, in anderen Gegenden so saubere und
sorgsam gefegte Orte gesehen wie die Siedlungen