Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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hundert Acker Land sind im Staate Connecticut 
zu diesem Zweck mit Baumwollenzeug überspannt 
worden. Eine große Tabakfirma gebraucht allein 
1 Million Yards Baumwollenzeug für ihre Tabak- 
felder in Florida und Kuba. Dieselbe Gesell- 
schaft verbraucht alljährlich 4 Millionen VYards 
Zeug zur Herstellung von Säcken, in denen zwei 
ihrer bedeutendsten Marken zum Verkauf gebracht 
werden. 
Beim Versande von Zucker, Salz und Mehl 
haben Baumwollensäcke zum großen Teil die 
Fässer verdrängt. Selbst bei einem Baumwoll= 
preis von 15 Cent das Pfund würden sich Säcke 
noch immer billiger stellen als Fässer. 
Bei der Förderung und dem Verkauf der 
Kohle spielt Baumwolle ebenfalls eine wichtige 
Rolle. Die Luftschächte in den Bergwerken 
werden zum großen Teil aus starkem Segeltuch 
hergestellt. Etwa 15 Millionen Yard Segeltuch 
werden jährlich zur Herstellung von Säcken ver- 
braucht, die zur Ablieferung von Kohle dienen. 
Die Verwendung von geteerten oder gefirnißten 
Wagendecken hat bedeutend zugenommen. In 
den britischen Besitzungen, besonders in Südafrika, 
haben diese Decken die alten aus Flachs gefer- 
tigten Decken für offene Eisenbahnwagen, Trans- 
portwagen, Zelte usw. verdrängt. In Südafrika 
ist ferner die Wollendecke vollständig von der 
Baumwollendecke verdrängt worden; 4500 Ballen 
zu je 200 Decken werden jährlich dorthin importiert. 
Uberzieher aus Segeltuch mit Deckenfutter 
haben die schweren wollenen und Pelzkleider in 
der Union und im nordwestlichen Kanada ersetzt. 
Der Verbrauch von Baumwollenzeug für solche 
wird auf jährlich 20 Millionen Yards geschätzt. 
Bei dem Baue feuerfester Gebäude in den 
großen Städten der Vereinigten Staaten finden 
jährlich ebenfalls Tausende von Ballen Baumwolle 
Verwendung, und zwar zur Bekleidung der mit 
Asbest bedeckten Rohrleitungen für Dampf und 
heißes Wasser. 
In Tausenden moderner Häuser hat Baum- 
wollenzeug die Stelle der Tapeten eingenommen. 
Gesteiftes Baumwollenzeug wird heutzutage mehr 
zu Wandverkleidungen verwendet als grobe Lein- 
wand, da es ebenso dauerhaft wie letztere ist und 
sich besser zur Ausführung geschmackvoller Deko- 
rationen eignet. 
Für Reklamezwecke werden jährlich mehrere 
Millionen Dards Baumwollenzeug zu Tafeln und 
Schildern verarbeitet. 
Steingutfabriken gebrauchen jährlich Millionen 
Bards starkes Segeltuch zum Auspressen des Wassers 
aus dem Lehm. 
Das Schatzamt der Vereinigten Staaten ver- 
braucht jährlich vier Millionen Dards Baum- 
wollenzeng für Geldsäcke im Jahr. 
  
Der Bedarf der Zementfabriken an Baum- 
wollenstoffen für Säcke beläuft sich auf etwa acht 
Millionen Yards im Jahr. 
Zwei Millionen Bards Baumwollenzeug werden 
jährlich zur Herstellung von Futterbeuteln für 
Pferde verarbeitet. 
Papierfabriken verwenden große Mengen starken 
Baumwollenstoff für ihre Trockenmaschinen. Das 
hierzu verwendete Zeug hat häufig eine Breite 
von 12 Fuß und ein Gewicht von 7 bis 10 Pfund 
der Fuß. 
Die bei der Fabrikation von Gummiwaren, 
insbesondere Gummigürteln und Gummischläuchen, 
jährlich verbrauchte Menge von Baumwollenzeug 
beläuft sich auf 50 Millionen Yards. 
Unter den Industrien, die Baumwolle, wenn 
auch nicht in so großen Mengen, verarbeiten, sind 
ferner zu nennen die Handschuhfabrikation, die 
Fabrikation von Gamaschen, Tennis= und Turn- 
schuhen, die Kofferfabriken, die Buchbindereien. 
Die Menge des von diesen Industrien verarbeiteten 
Baumwollenstoffes beläuft sich auf etwa vier 
Millionen Yards im Jahr. 
(Bericht des Kais. Ronsulats in Atlanta, Georgia.) 
Die diesjährige Seidenzucht in der Türkei. 
Die Seidenzucht in der Türkei war in diesem 
Jahre von schönem Wetter begünstigt und kam 
gut vorwärts. Auch das Maulbeerblatt gedieh 
vorzüglich und in hinreichender Menge. Nur zur 
Zeit der vierten Häntung der Raupen machte sich 
während einiger Tage eine ziemliche Kälte be- 
merkbar, die indessen nur in den höher gelegenen 
Dörfern einen ganz unerheblichen Schaden ver- 
ursachte. 
Die Ernte hat sich, was die Menge anulangt, 
als befriedigend herausgestellt und ist bedeutender. 
als die Erzeugung vom vergangenen Jahre. Was 
die Beschaffenheit betrifft, so hat das Ergebnis 
der Ernte im Anfang etwas enttäuscht, sich jedoch 
später gebessert. Jedenfalls sind die neuen Kokons 
sehr gut, und man hofft, daß die diesjährigen 
Seiden schöner ausfallen werden als die letzt- 
jährigen. 
Im einzelnen ist noch folgendes zu erwähnen: 
Nach dem kürzlich erschienenen Jahresberichte 
der Dette Publique wurden in Brussa und Ismidt 
für die Kampagne 1908/09 168 076 Unzen 
Seidensamen ausgelegt gegenüber 160744 Unzen 
im Vorjahre, woraus 7548061 kg frische Kokons 
gegen 7225748 kg im Vorjahre gewonnen wurden. 
Eine Unze Seidensamen ergab also durch- 
schnittlich 44 kg Kokons, was dem Vorjahre 
entspricht.
	        
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