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Vor dem Ausgießen ist die Milch durchzuseihen,
um grobe Unreinlichkeiten (Rindenteilchen usw.)
zu entfernen. Sobald die Milch eingetrocknet ist,
wird der Kautschuk abgezogen und am besten in
Würste gerollt. In dieser Form ist er dann
marktfähig. Dieses Verfahren einzuführen wird
keine Schwierigkeiten haben, da es nicht mehr
Arbeit beansprucht als das alte. Sobald die
Eingeborenen mit der neuen Aubbereitungsweise
bekannt geworden sind, wird es vielleicht zweck-
mäßig sein, die Ausfuhr von ausgekochtem Kaut-
schuk überhaupt zu verbieten.
2. Kautschuk als Volkskultur.
Der Vernichtung der Kautschukbestände kann
am ehesten und am sichersten dadurch entgangen
werden, daß man neue Pflanzungen anlegt.
Dies ist keine neue Jdee. Abgesehen davon, daß
in den Nachbarkolonien in derselben Weise vor-
gegangen wird, war auch schon in der ersten
Fassung der Instruktion für die Beamten der
Kautschukinspektion vorgesehen, daß diese dafür
Sorge zu tragen haben, daß die ausgenutzten
Bestände durch Neuanpflanzungen angemessen
wieder ergänzt werden. Für diese Neuanpflan-=
zungen wurden je nach Lage und Ortlichkeit vier
verschiedene Verfahren empfohlen:
1. Ist reichlich Saatgut vorhanden, so kann
der Wald vollkommen niedergelegt werden, und
der Same ist gleich an Ort und Stelle so dicht
auszusäen, daß die jungen Pflanzen sich von
Anfang an beschatten und Unkraut nicht auf-
kommen lassen. Die Kulturflächen sind nament-
lich in den ersten 2 bis 3 Jahren zu revidieren,
verdämmendes Unkraut, Stockausschläge usw. sind
zu entfernen. Steht der Jungwuchs zu dicht, so
sind die überzähligen Stämmchen anfangs aus-
zureißen oder abzuschneiden, später totzuzapfen,
bis die verbleibenden Stämme etwa 6 bis 8 m
Entfernung voneinander haben. Dabei ist dar-
auf zu achten, daß die zu erhaltenden Stämme
einen geraden und glatten Schaft haben, der
eine spätere rationelle Kautschukgewinnung er-
möglicht.
Daß durch dichte Aussaat das Aufkommen
von Unkraut verhindert werden kann, ist nach
meinen Erfahrungen unmöglich. Wenn man selbst
in gut angelegten Saatbeeten junge Pflanzen er-
zielen will, muß man regelmäßig und zwar in
Abständen von wenigen Tagen das Unkraut jäten,
sonst kommen nur wenige Pflangen auf. Außer-
dem dürfte dieses Verfahren viel mehr Kosten
verursachen als eine reguläre Anpflanzung. Ferner
haben Versuche, die Herr Professor Weberbauer
anstellte, ergeben, daß selbst fünfjährige Bäume
beim Totzapfen nicht mehr Kautschuk ergeben,
als wenn sie regelrecht angezapft wurden, vor
allen Dingen aber lieferten sie so geringe Mengen
Kautschuk, daß es sich nicht lohnte, sie überhaupt
anzuzapfen. Die Erfahrung lehrt, daß man beim
Lichten weniger Wert auf die Entfernung der
einzelnen Bäume voneinander legen muß, als
darauf, daß die am wenigsten entwickelten Bäum-
chen entfernt werden.
2. Steht Saatgut nur in geringen Mengen
zur Verfügung, so ist es zunächst nur in Saat-
beeten auszulegen und die jungen Pflanzen sind,
sobald sie genügend gekräftigt sind, im Dreiecks-
verbande mit 4 bis 5 m Entfernung auszupflanzen,
am besten zu Beginn der Regenzeit. Zweckmäßig
ist es, den jungen Pflanzen für die ersten 1½
bis 2 Jahre durch Voranbau von Mais und
Bananen bzw. Planten etwas Schatten zu ge-
währen.
Dies scheint mir im Prinzip das zweckent-
sprechendste Verfahren zu sein, ich werde später
hierauf zurückkommen.
3. Fehlt es an den nötigen Arbeitskräften,
so kann man sich damit begnügen, den Busch
von Unterholz und Unkraut zu reinigen, mittel-
starke Stämme als Schattenbäume stehen zu lassen
und die jungen Kautschukpflanzen in angemessener
Entfernung voneinander auszupflanzen. Ein
regelrechter Verband wird sich hierbei nicht inne-
halten lassen. Die stärksten Stämme, bei denen
zu fürchten ist, daß sie in absehbarer Zeit einem
Tornado zum Opfer fallen werden, sind gleich
zu Anfang herauszuhauen. Später ist je nach
Bedarf nachzulichten. Dabei sind die zu entfer-
nenden Stämme durch Ringeln, d. h. durch
völliges Entfernen der Rinde auf einem etwa
zwei Hand breiten Streifen um den ganzen
Stamm herum zum Absterben zu bringen, um
Fällungsschäden in den Kautschukpflan zungen mög-
lichst zu vermeiden.
Wer den Neger kennt, weiß, daß dieses Ver-
fahren nur sehr schwer durchzuführen ist, und wenn
es durchgeführt wird, wird es überaus teuer sein,
es beansprucht m. E. mehr Arbeitskräfte als eine
regelrechte Pflanzung. Nach den bisherigen Er-
fahrungen auf den Kamerunpflanzungen soll man
sich bei Arbeitermangel darauf beschränken, ge-
ringere Flächen anzulegen. Ganz abgesehen von
dem bedeutend besseren Wachstum der
Kickria im Freischlage, kostet das vorgeschlagene
allmähliche Lichten des Urwalds, bei dem ein
Brennen ausgeschlossen ist, mehr Zeit und Arbeits-
lohn als der aufängliche Freischlag.
4. Sind samentragende Kautschukbäume in
genügender Anzahl im Walde vorhanden, so ist
auf deren natürliche Verjüngung hinzuwirken. Es
sind, wie unter 3. angegeben, der Unterwuchs,
soweit er nicht schon aus jungen Kautschukpflanzen