Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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vor, unter Schwarzen sogar einige vereinzelte 
Pockenfälle. Die Baufirma ist bestrebt, jeden 
neu hinzutretenden Arbeiter zu impfen. Der 
früher in Kilossa stationierte Bahnarzt ist seit 
Ende Februar in Dodoma, die beiden anderen 
Arzte sitzen in Morogoro und Kidete. Das 
Lazarett der Vorstreckkolonne wurde von Gulwe 
nach Msagali (Kilometer 182,7) verlegt und in 
Humwa ein neues Schwarzenlazarett gebaut. 
In jedem Arbeiterlager wurden für Darmkranke 
besondere Aborte angelegt. 
Die gleich mit Beginn des Jannar sehr heftig 
einsetzende Regenperiode hat sich in den ersten 
Monaten mit Unterbrechungen auf die ganze 
Neubaustrecke ausgedehnt, während im April nur 
streckenweis größere Regenmengen niedergingen, 
die zum Teil an den Erdarbeiten großen Schaden 
anrichteten und das eine Widerlager der Mu- 
kondok-Brücke bei Kilometer 90 + 260 zum 
Einsturz brachten. In Kinsagai herrschte infolge- 
dessen große Moskitoplage. 
Der provisorische Betrieb wurde ziemlich 
regelmäßig eingehalten. Außer den nötigen 
Schotterzügen verkehrten je ein Personen-, Wasser- 
und Vorstreckzug, letzterer zum Teil nur jeden 
zweiten Tag. 
Der Automobilbetrieb ist nach verschiedenen 
Wiedereinrichtungsversuchen Mitte April völlig 
aufgegeben worden. 
In den Berichtsmonaten sind verschiedene 
Unfälle vorgekommen, die einen bedeutenden 
Materialschaden jedoch nicht verursachten. Leider 
sind bei der — wahrscheinlich wegen Damm- 
senkung infolge starken Regens am 18. Januar 
erfolgten — Entgleisung eines gemischten Zuges 
bei Kondoa ein Europäer sowie ein Negerweib 
erheblich verletzt, am 8. April bei der — aus 
bisher unaufsgeklärter Ursache erfolgten — Ent- 
gleisung eines Oberbauleerzuges bei Weiche Kilo- 
meter 83 ein Lokomotivführer und ein farbiger 
Heizer getötet worden. 
Auf der am 1. Februar von der Ostafri- 
kanischen Eisenbahngesellschaft übernommenen Teil- 
strecke Morogoro —Kilossa fand in der Nacht 
vom 18. zum 19. April infolge wolkenbruchartigen 
Regens und Austretens des Morogoro-Baches 
ein Dammbruch bei Kilometer 209,090 statt und 
am 28. April eine Leerzugentgleisung infolge 
schlechter Gleisanlage und Versagens der Kuppelung, 
ohne jedoch erheblichen Schaden anzurichten. 
Am 28. Februar wurde die Bauabteilung I 
in Morogoro aufgelöst. Die Rückstände werden 
von Daressalam aus erledigt. 
  
Entdechung einer großen Höhle in den 
Motumbi-Bergen.“) 
Einem Schreiben des Missionars Ambros 
Mayer von der katholischen Mission Nambiligja 
in den Matumbi-Bergen (Bezirk Kilwa) an den 
Geheimen Bergrat Bornhardt entnehmen wir 
folgende interessante Mitteilungen: 
„Im August 1909 entdeckte Polizeiwachtmeister 
Weckauf von der Bezirksnebenstelle Kibata im 
Berge Nangoma, eine Stunde südwestlich von 
Nandembo, eine riesige Höhle, welche bisher allen 
das Land bereisenden Weißen, auch der Schutz- 
truppe während des Aufstandes 1905/06, un- 
bekannt geblieben war. In der Höhle konnten 
sich Tausende von Aufständischen mit Weibern, 
Kindern und genügenden Vorräten sicher verstecken, 
ohne von den rechts und links vorüberziehenden 
Truppen aufgestöbert zu werden. Während des 
Marsches vom Mbingarücken nach Nandembo war 
Weckauf rechts vom Wege ein Hügel aufgefallen, 
der im Gegensatz zu den mit Busch bestandenen 
oder gänzlich abrasierten anderen Kuppen und 
Hängen eine hervorragende Bewaldung zeigte. 
Um das Holz auf seine Verwendbarkeit als Bau- 
holz zu untersuchen, bestieg Weckauf den Abfall 
des Hügels, unbekümmert um die Bemühungen 
der Eingeborenen, die ihn von weiterem Vor- 
dringen abzuhalten suchten, aber auch ohne 
Ahnung von dem Grunde, weshalb er von seinem 
Vorhaben abstehen sollte, bis er bei Tiefersteigen 
in einen dichtbewaldeten und üppig bestandenen 
Kessel vor der Mündung einer gewaltigen Höhle 
stand. Durch herbeigerufene Askari ließ Weckauf, 
um etwaiges Raubzeug aufzuscheuchen, vorerst 
eine Salve in die Höhle feuern, und drang dann 
bis zum Ausgang vor. 
Ende Februar konnte ich Weckauf zu einer 
wiederholten Besichtigung und Untersuchung be- 
gleiten. Je mehr man sich dem Oöhlenberg 
Nangoma nähert, desto mehr tritt der unberührte 
Hochwald, eigentlich nur eine Parzelle, hervor. 
Die Eingeborenen haben diese offenbar nur des- 
halb geschont, um den Zugang zur Höhle zu ver- 
decken; tatsächlich dürfte die Höhle nicht einmal 
allen Matumbi-Leuten bekannt gewesen sein; 
wenigstens wurde sie vor allen Europäern streng 
geheim gehalten aus leicht erklärlichem Interesse, 
wie auch die Auffindung und Zugänglichmachung 
der Höhle für die Matumbi mehr bedeutet als 
eine empfindliche Niederlage, insofern als dadurch 
ein sicheres Versteck brachgelegt ist. 
  
*) Es handelt sich um eine Schlauchhöhle im 
Kalkgebirge mit Einsturgtrichter am oberen Ende, die 
durch Wasserwirkung entstanden ist. In welche Zeit 
ihre Entstehung zu verlegen ist, dafür fehlt es an allen 
Anhaltspunkten.
	        
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