Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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mehrte Zugang erklärt sich dadurch, daß die 
Erntearbeiten im Innern zu Ende gegangen 
waren. Leider steht der Vermehrung an Arbeits- 
kräften eine qualitative Verschlechterung entgegen. 
Die Bauleitung klagt namentlich über erhebliche 
Mehrkosten, die dadurch entstehen, daß ein großer 
Prozentsatz der angeworbenen Arbeiter auf dem 
Transport aus dem Innern zur Baustelle flüchtet 
und ein weiterer großer Prozentsatz während der 
Vertragsdauer entläuft; regelmäßig kann nur ein 
verschwindender Bruchteil wieder zurückgebracht 
werden. 
Neben Reis erhalten die Leute gemahlenes 
Maismehl, das sehr gern genommen wird. In 
Same und über Same hinaus werden auch 
Bohnen gegeben, die mit Burenwagen aus dem 
Kilimandscharogebiet herbeigeschafft werden. 
Die große Regenzeit setzte am 10. April ein 
und brachte bis Ende Mai fast täglich Regen, 
so daß im April die Arbeiten zeitweilig ein- 
gestellt werden mußten. Nennenswerte Beschädi- 
gungen waren jedoch nicht zu verzeichnen. Der 
Monat Juni war trocken und infolgedessen der 
Arbeitsfortschritt nicht behindert. 
Nach dem Hospitalbericht waren monatlich 
3 bis 4 Europäer an Typhus, Malaria, Dysenterie 
oder Schwarzwasserfieber in Behandlung. Von 
den Schwarzen wurden monatlich zwischen 96 
und 68, zum großen Teil wegen Dysenterie, be- 
handelt. Gestorben sind im ganzen 43 Schwarze. 
Die große Anzahl der Dysenterie-Erkrankungen mit 
tödlichem Ausgang ist hauptsächlich darauf zurück- 
zuführen, daß die neuen Arbeiter aus dem Innern 
bei ihrem Eintreffen meist schon mit der Krank- 
heit behaftet waren. Anderseits hat auch die 
nasse Witterung im April und Mai den Gesund- 
heitszustand der Arbeiter ungünstig beeinflußt. 
Während des trockenen Juni wurde er wieder 
  
besser; etwa 80 v. H. der in den Listen geführten 
Leute traten zur Arbeit an. 
Seit Anfang Juni liegt der Bahnarzt an 
schwerem Typhus und Brustfellentzündung im 
Lazarett in Tanga; die neuerkrankten Europäer 
mußten deshalb gleichfalls nach Tanga geschafft 
werden, während die Genesenden im Bauleitungs- 
hospital belassen werden konnten. 
Die diesjährige lange Regenzeit hat auch zur 
Folge gehabt, daß in Buiko starke Moskitoplage 
aufgetreten, während Makanja moskitofrei ge- 
blieben ist. 
In Same wurde zur Erleichterung der 
Krankenbehandlung eine Heilgehilfenstation ein- 
gerichtet. 
*# 4 
* 
Am 9. April ist der vorläufige Betrieb 
bis Tanda (Kilometer 199) ausgedehnt und am 
1. Juli der beschränkte öffentliche Verkehr bis 
Makanja (Kilometer 218) eröffnet worden. 
Die Betriebsergebnisse der Bahn Daressalam— 
Oorogoro im RKalenderjahr 1909. 
Die nachstehende Zusammenstellung zeigt die Be- 
triebsergebnisse der Stammstrecke Daressalam — 
Morogoro der ostafrikanischen Zentralbahn für 
das Kalenderjahr 1909, das erste Jahr, in dem 
die Stammstrecke im vollen Eigenbetriebe gestanden 
hat. Im vorangegangenen Jahr ging der Betrieb 
noch teilweise für Rechnung des Baues. Es kann 
daher ein Vergleich zwischen 1909 und 1908 
bezüglich der allgemeinen Betriebsergebnisse und 
der Betriebseinnahmen, aber nicht hinsichtlich der 
Betriebsausgaben, gezogen werden. 
.—— 
  
  
  
  
  
  
„ Unterschied gegen das 
Kalenderjahr Tn 3 1nn 
Betriebslänge 209 km — — — — —— — 
1909 1908 im ganzen v. H. 
Befördert: 
deiße 4 0907 3 963 134 — 3.38 
Farbige .. 40 068 38 676 7392 f119,1 
Zusammen. 50 165 1 42 639 + 7526 +K 17,7 
Personenkilometer 6 694442 5é233 090 + 1 461 33222 T 28 
Auf das Kilometer Bahr . 32030l 25 038 + 6 992 K- 27,9 
Bezahltes Gepäck in Tonnen 214 1 160, 14 53 
Freigepäck in Tonnen 74 51,3 14 23 
Hunden. 111 l 136 — 25 
Fahrräder 108 89 + 19
	        
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