Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

W 729 20 
Die Ergebnisse sind als durchaus befriedigend 
zu bezeichnen. Es ergibt sich für das erste Halb- 
jahr ein Betriebsüberschuß der Verkehrsanlagen 
von rund 370 O0O00 “ bei einem Betriebs- 
koeffizienten von 70,6 v. H. und für das Bahn- 
unternehmen allein — ohne den Landungs- 
betrieb — eine Roheinnahme von 1 164 602 
oder für das Kilometer bei 545 km Betriebs- 
länge 2137 .J¼, wobei 12,4 v. H. aus dem Per- 
sonenverkehr, 76,4 v. H. aus dem Güter= und 
Viehverkehr, 11,2 v. H. aus sonstigen Einnahmen 
entstammen. 
Bei dem Pachtvertrage hatte der Fiskus be- 
kanntlich der Betriebspächterin eine Mindest- 
Roheinnahme der Bahn für das erste halbe Jahr 
von 700 000 /, für das erste volle Jahr von 
1 400 000 MK zugesichert und mit einem etwaigen 
Berriebszuschusse gerechnet, der für den Fiskus 
nach oben hin auf jährlich 200 000 ¼ begrenzt 
worden war. Um so erfreulicher ist es, daß statt 
des für den Anfang befürchteten Betriebs zuschusses 
schon jetzt mit einem Betriebsüberschusse zu rechnen 
und die für das erste Betriebsjahr zugesicherte 
Roheinnahme von 1 400 000 in den ersten 
sechs Monaten des Betriebes bereits nahezu — 
mit rund 83 v. H. — erreicht worden ist. Hierbei 
muß man allerdings berücksichtigen, daß die Bangut- 
frachten für den Neubau der Strecke Kcetmans- 
hoop—Kub (Südabschnitt der Bahn Windhuk— 
Keetmanshoop) seit Beginn dieser Bauausführung 
dem Güterverkehr der Bahn in steigendem Maße 
zugute kommen. 
Wichtige Hottentottenwechsel im Südosten des 
Schutzgebiets. 
Von Oberleutnant Lübben. 
Der Ausdruck „Wechsel“ ist der Jägersprache 
entnommen, er bedeutet dort einen ganz be- 
stimmten Weg, den das Wild regelmäßig zu ziehen 
pflegt. Ein Wechsel ergibt sich aus der natür- 
lichen Beschaffenheit der Gegend; er muß haupt- 
sächlich gute Nahrungs= und Wasserverhältnisse 
bieten und dem Wilde die Möglichkeit gewähren, 
stets Ausschau zu halten, ohne selbst gesehen zu 
werden. 
Nach den gleichen Gesichtspunkten ergeben sich 
die Hottentottenwechsel; diese müssen außerdem — 
möglichst in ihrer ganzen Ausdehnung durch 
ein Gelände führen, in dem wenige Leute ohne 
  
  
eigene Verluste einer weit überlegenen Abteilung 
erfolgreichen Widerstand leisten und langen Auf- 
enthalt bereiten können, während die Hauptmasse 
der Hottentotten ungesehen verschwindet. 
Die wichtigsten Hottentottenwechsel im Süd- 
osten des Schutzgebietes sind die Gamsibkluft 
einschließlich Keikeibisschlucht und die Strecke 
Beenbreek — Naros — Gründorn — Onder- 
maitje—Kubub —Noibis. 
Die Gamsibkluft war schon 1897 der Zu- 
fluchtsort der Afrikander; im März und April 
1906 vereinigten sich dort die Bondels, die nach 
dem Gefecht bei Kumkum truppweise vor den die 
Oranjeberge säubernden Abteilungen zurückwichen, 
1907 bildete dort Morenga seine Bande, 1908 
zogen sich die Mörder des Farmers Devenish 
dorthin zurück, die Abraham Rolf-Leute unter- 
nahmen von hier aus zunächst kleinere Diebstähle 
und schließlich ihren Raubzug, nachdem sie (nach 
Aussage eines von ihnen gefangen mitgeführten 
Bastards) die vorüberziehenden deutschen Streif- 
abteilungen aus sicherem Versteck beobachtet hatten. 
Die Gamsibkluft barg für die Hottentotten 
genügend Wasser und Weide; wegen ihres klippigen, 
schluchtenreichen Geländes war sie für den Klein- 
krieg hervorragend geeignet und für die Hotten- 
totten außerdem noch ganz besonders günstig 
wegen der Nähe des britischen Gebietes; hier 
konnten sie ihren Kriegsbedarf ergänzen, Werften 
und Kranke abschieben und sich überhaupt der 
Verfolgung zeitweilig entziehen; sie überschritten 
denn auch die Grenze, als starke deutsche Abtei- 
lungen von Norden, Westen und Südwesten her 
gleichzeitig vorgingen. 
Jede Truppe, die sich von Norden oder Westen 
der Kluft näherte, mußte schon sehr frühzeitig von 
den das ebene Anmarschgelände weit überragenden 
Kuppen bemerkt werden; ebenso konnten Späher 
zu Fuß eine am Oranje aufwärtsziehende Ab- 
teilung, die wegen ihrer Reit= und Packtiere nur 
ziemlich langsam vordringen konnte, mühelos 
beobachten und lange vor ihrer gefährlichen An- 
näherung melden. 
Die Hauptmasse der Bondels konnte sogar 
noch ungefährdet an den Wasserstellen in der 
Kluft oder im Backrevier sitzen, während die An- 
greifer ihre zeitraubenden Auf= oder Abstiege 
unternahmen, die um so länger dauern mußten, 
wenn sie nicht auf den bereits ausgetretenen 
Pfaden erfolgten; dann brauchten unsere Gegner 
nur in eine Nebenschlucht, auf einen nahegelegenen 
Berg oder schlimmstenfalls über die Grenze zu 
ziehen; hier konnten sie das Weitere in Ruhe 
abwarten. 
Außerdem wußten die Bondels, daß uns die 
Gamsibkluft damals fast ganz unbekannt war; 
die sagenhaftesten Gerüchte über die Unzugäng-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.