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Wie gut die Hottentotten die Truppe beob-
achten konnten, ergab sich aus der Betrachtung
ihrer Ruheplätze; bis in die Karrasberge hatten
die Hottentotten stets, wenn die Truppe hielt,
ebenfalls gehalten und abgekocht; einmal hatten
sie sogar mit Erfolg Springbockjagd betrieben.
An besonders günstigen Aussichtspunkten blieben
einzelne Späher lange zurück und schlossen dann
in schnellem Laufe wieder auf, wie an den
Spuren deutlich festgestellt werden konnte.
Die einzige übersichtliche, daher für den Ver-
solger günstige Strecke des Wechsels liegt zwischen
Tsamab und Kubub; die Hottentotten wandten
hier das gleiche Verfahren wie im Ham an: sie
bogen plötzlich scharf seitwärts auf einen tafel-
bergartigen Höhenzug aus und durchschritten dort
mehrere steile Schluchten.
Hinsichtlich der Wasserstellen ist der Wechsel
besonders günstig gewählt. Für die Hottentotten,
die doch meist in geringerer Stärke als die Ver-
solger auftraten und entweder keine oder nur
wenige Tiere hatten, war es erwünscht, wenn
auf ihrem Wege Wasserstellen lagen, die für sie
ausreichten, für die Verfolger aber nicht; so war
es z. B. bei Kubub: Die drei Brunnenlöcher
führten damals überhaupt kein Wasser. Die
Hottentotten hatten eine auch uns bekannte Grab-
wasserstelle im Ham benutzt; die deutsche Abtei-
lung hätte hier mehrere Stunden arbeiten müssen,
um genügend Wasser zu erhalten; der Tag mußte
aber zur Verfolgung ausgenutzt werden. Abends
kam die Abteilung wieder an eine von den
Hottentotten benutzte Grabwasserstelle und mußte
nun bis in die tiefe Nacht hinein graben und
schöpfen. Diese Wasserstelle war von den infolge
des starken Nachdrängens ziemlich ermüdeten
Hottentotten für alle Fälle in weitem Halbkreise
mit Schanzen umgeben worden.
Die nächste ergiebige Wasserstelle, Noibis,
befindet sich in einem schmalen Flußbette, dessen
Ufer mit großen Klippen bedeckt sind. Dicht
östlich von den drei Brunnen liegt ein hoher
Felskegel, der eine weite Aussicht bietet; die
Hottentotten hatten ihn sowie die auf dem nörd-
lichen Flußufer von der Truppe früher angelegten
Schanzen während des Wassernehmens besetzt
gehalten.
Den Wechsel Beenbreek— Kubub haben die
Hottentotten mit kleinen Abteilungen im Jannar,
mit stärkeren im August und September, teilweise
auch im Mai 1906 benntzt.
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Die Lehren, die wir aus der Kenntnis der
Wechsel ziehen können, sind folgende: Wenn eine
Abteilung die Spuren von Hottentotten auf-
genommen hat, wird die nächste Ablösungs-
Abteilung zweckmäßig an einem entlegeneren
Punkte des Wechsels aufgestellt. Die Hottentotten
werden zwar bei ihrer vorzüglichen Aufklärung
eine solche Bereitstellung frischer Kräfte rechtzeitig
bemerken; erfahrungsgemäß biegen sie aber dann
nur so weit aus, als es durchaus nötig ist. So
wurde z. B. bei der erwähnten Verfolgung im
September 1906 Tsamab bereits besetzt, als die
Abteilung Grüner noch am Unterlauf des Ham
vorging. Die Folge war, daß die Hottentotten
nicht hier, sondern bei Zut-Zut, nur wenige
Kilometer von Tsamab entfernt, den Ham ver-
ließen. Jedenfalls wird durch eine solche Auf-
stellung der Ablösungsabteilung ein unnötiges
Hin= und Herschieben von Truppen vermieden.
Jede Abteilung muß sofort nach Ankunft an
ihrem Bestimmungsorte täglich auf den den
Wechsel kreuzenden Wegen Spuren schneiden
lassen. Dadurch wird erreicht, daß sie nicht auf
das Eintreffen der ersten Abteilung zu warten
braucht, sondern sofort nach Auffinden der Spur
die Verfolgung aufnehmen kann; die bisherigen
Verfolger müssen dann benachrichtigt werden,
damit sie nicht weiter allen „Widergängen“ der
Hottentotten folgen, sondern ihr Marschziel auf
dem nächsten Wege erreichen.
Ebenso mühssen alle weiter vorwärts liegenden
kleineren Abteilungen, wie Stationsbesatzungen
oder an einer Wasserstelle haltende Wagen-
bedeckungen, benachrichtigt und mit Spuren-
schneiden auf den die Marschrichtung der Hotten-
totten kreuzenden Wegen beauftragt werden. So
wurde z. B. 1906 von den Höhen bei Onder-
maitje aus der kleinen Besatzung von Durdrift
der Befehl geblitzt, auf dem Wege nach Osten
und Westen Spuren zu schneiden; in Verkennung
des Auftrages wurde die Patronille aber falsch
geleitet und fiel den Hottentotten in die Hände.
Zuweilen wird die Abteilung selbst eine Pa-
trouille zum Spurenschneiden auf einem kreuzenden
Wege oder bei einer Wasserstelle vorschieben; oft
wird es möglich sein, eine Patrouille bei Nacht
und auf Umwegen nach der übernächsten Wasser-
stelle zu senden; diese würde so schneller vorwärts
kommen als auf der direkten, meist zerklüfteten
Strecke und nicht so leicht abgefangen werden;
am besten werden dazu wohl (nach Art der
Eclaireurs der Fremdenlegion) bereits im Frieden
als „Späher"“ ausgebildete Leute verwendet; sie
müssen hervorragend gewandt, im Spurenlesen
geübt und so umsichtig sein, daß sie den Hotten-
totten nicht leicht in die Hände fallen.
Jedenfalls muß, wenn die Abteilung eine
freiere Fläche erreicht, das Ende der Spur auf
dieser Strecke bereits festgestellt sein, damit Um-
wege vermieden werden und in schnellerer Gang-
art vorgerückt werden kann, als es bei dem