Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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Tichtamtlicher Teil 
  
  
  
  
  
  
  
Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten. 
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) 
Oeutsch-Ostafrika. 
Die Sentralbahn. “) 
Der Fortschritt der Arbeiten an der Zentral- 
bahn war im zweiten Vierteljahr 1910 folgender: 
Von Kilometer 123 bis Kilometer 271, den 
Grenzen des Bezirksamtes Mpapua und der 
Militärstation Kilimatinde, sind die Kronlands- 
erklärungen des Bahngeländes durchgeführt und 
die Eingeborenen entschädigt worden. Auf der 
freien Strecke wurden durchgehends je 30 m, auf 
Bahnhöfen je 400 m auf beiden Seiten erworben. 
Die Grunderwerbsverhandlungen mit 
den an der Strecke Morogoro — Kilossa an- 
liegenden Europäern sind zum Teil zum Abschluß 
gebracht. 
Die Erdarbeiten fsind bis auf kleine Aus- 
besserungen durchgehends fertiggestellt bis Kilo- 
meter 277 und in Abschnitten von Kilometer 284,3 
bis Kilometer 401. Die großen Einschnittsarbeiten 
bei Kilometer 279 bis 281 wurden durch Leute- 
und Dynamitmangel in ihren Fortschritten ge- 
hemmt. 
Der in vielen Einschnitten angetroffene Fels- 
boden besteht aus sehr gutem, zur Schotter- 
gewinnung vorzüglich geeignetem Gneis. 
Die Wegeübergänge sind bis Kilometer 271 
festgelegt und erhalten eine Breite von 2 oder 
5m, je nachdem sie dem Personenverkehr oder 
dem Viehtrieb dienen. 
Die Brücken und Durchlässe sind bis Kilo- 
meter 222 (-— 231), mit Ausnahme der nach- 
räglich angeordneten Brücke bei Msagali (Kilo- 
meter 182) und der verlangten Befestigung der 
Durchlaßsohlen, fertiggestellt. Auf der weiteren 
Strecke bis Kilometer 283,5 sind die Bauwerke 
noch sehr im Rückstande, so daß zahlreiche Um- 
fahrungen eingerichtet werden mußten. Das im 
Januar eingestürzte Bauwerk in Kilometer 90,26 
ist wiederhergestellt. 
Die Gleisspitze hat Kilometer 257,5 erreicht. 
Bei Kilometer 234,48 ist ein Zweiggleis von 
1,5 km nach dem Wagogo-Brunnen angelegt, wo 
täglich drei Lokomotiven gespeist werden. 
Der Schotter liegt durchgehend bis Kilo- 
meter 180 in erster oder zweiter Lage. Bis Kilo- 
meter 222 haben die Schotterarbeiten gute Fort- 
schritte gemacht, während darüber hinaus außer 
*) Vgl. zuletzt „D. Kol. Bl.“ 1910, Nr. 15, S. 633f. 
  
bei Kikombo (Kilometer 232,5) noch wenig Schotter 
liegt. Leider liefert der bei Msagali aufgestellte 
Steinbrecher sehr ungleiches Material. Vorzüglich 
ist der Stein, der bei Kikombo und in dem 
Steinbruch kurz vor Dodoma (Kilometer 262) 
gewonnen wird. Bei Kilometer 235 ist ein 
Schotterlager angelegt. 
Die Fernsprechleitung konnte wegen Ma- 
terialmangel nur bis zum Oberbaulager Humwa 
(Kilometer 245), die Fernschreibleitung nur 
bis Kikombo geführt werden. Die Stangen 
sind bis Kilometer 260 versetzt. 
In Muinisagara (Kilometer 96) sind die 
Stationsgebäude bis auf Kleinigkeiten fertig. Der 
Wasserturm ist bereits im Gebrauch. 
In Kidete (Kilometer 122) wurde an der 
Inneneinrichtung der Gebäude und an der Kana- 
lisation gearbeitet. Der 8,7 m tiefe Brunnen 
liefert etwa 60 chm Wasser in der Stunde. 
In Gulwe (Kilometer 164) sind die Roh- 
bauten annähernd fertig. 
In Kikombo ist das Planum fertig. Die 
Stationsgebäude und der Brunnen sind im Bau. 
In Dodoma wird am Planum goearbeitet 
und ist mit der Tiefbohrung des Stationsbrunnens 
begonnen worden. 
In Singe (Kilometer 275) ist das Planum 
fertig. 
Die Gesundheitsverhältnisse des weißen 
Personals und der schwarzen Arbeiter waren im 
allgemeinen zufriedenstellend. 
Bei der Baufirma waren im Mai 11 000 und 
Ende Juni 11 286 schwarze Arbeiter beschäftigt. 
Gut in der Arbeit sind die Waluguru, Wassagara 
und Wanyamwanga, sehr beliebt die Wanyamwesi, 
Wassukuma und Nyassa-Leute und besonders ge- 
sucht die Wangoni, denen auch Sparsinn nach- 
gerühmt wird. Die Wagogo gewöhnen sich all- 
mählich, aber nur schwer an die Arbeit. 
Die Arbeitsfähigkeit der Schwarzen hat 
sich im Laufe der Zeit durch Gewöhnung an die 
Arbeit erheblich gesteigert. In gutem sandigen 
Boden werden bis zu 4 chm täglich, in hartem 
Steppenboden durchschnittlich 1½ chm täglich 
durch den Mann geleistet. Die Maurer (Fundi) 
leisten bei Brücken bis zu ¾ chm, bei Hochbauten 
bis zu ¼ chm für den Tag. Auf einen Fundi 
sind zwei Handlanger zu rechnen.
	        
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