Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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Für den astronomischen und telegraphischen 
Dienst war die Expedition sehr gut ausgerüstet. 
Für jede der beiden Stationen waren vorhanden: 
ein Durchgangsinstrument, eine Pendeluhr, ein 
Chronograph, Morse-Apparat, mehrere Schiffs- 
chronometer und Präzisionstaschenuhren, schließlich 
Mikroskop-AUniversalinstrumente sowie Feldtele- 
phonapparate und für 30 km Armee-Feldkabel 
nach Art der neuen Infanterieausrüstung. 
Die französische Kommission war ähnlich aus- 
gerüstet. Für die Zeitbestimmungen benutzte sie 
aber, wie schon bei der Kameruner Grenzvermessung 
1905/07, moderne Astrolabe und statt der Pendel- 
uhren Kontakt-Boxchronometer. 
Meine Pendeluhr wurde schon in Adalewi 
schadhaft; ich konnte sie erst wieder bei den später 
zu erwähnenden Längenbestimmungen in Lome 
verwenden und war in der Zwischenzeit auf die 
mühsamere Arbeit mit den Borchronometern 
angewiesen. - 
Zum Beobachtungsort beim 7. Breitengrad 
wurde Adalewi, eines der dortigen zahlreichen 
Tundörfer, gewählt und Hilfstelegraphenleitung 
nach dem nahen französischen Telegraphenposten 
Parahoucé gelegt. 
Die Landschaft Tado, zu der die Tun-Orte 
gehören, liegt zum größten Teil auf Togogebiet 
zu beiden Seiten des Mono-Flusses. Das Ge- 
lände ist hier ziemlich eben. Wo nicht zu dicht 
besiedelt, herrscht die Baumsteppe vor. 
Die topographische Aufnahme des Tado-Ge- 
bietes übernahm Leutnant Heilingbrunner, später 
Lemnant v. Reitzenstein. Es wurden in Ergän- 
zung der früheren Aufnahmen noch zahlreiche 
astronomische Breitenbestimmungen, Kompaß= und 
Theodolitpolygonzüge mit astronomischen Azimut- 
bestimmungen ausgeführt und die Vermessungen 
auch an den Pfeiler in Tetetu, wo ich 1903 
absolute Längenbestimmungen mittels Mond= und 
Sternkulminationen am Durchgangsinstrument 
vorgenommen hatte, angeschlossen. 
Nach Beendigung der astronomischen Arbeit 
in Adalewi (Mitte November) wurde gleich die 
Längenbestimmung am 8. Breitengrad vorge- 
nommen. Es wurden die Längenbestimmungs- 
arbeiten vorweg durchgeführt, um die Herren 
von der Küstenstation nicht zu lange dort zurück- 
zuhalten und auch sie zur topographischen Arbeit 
heranziehen zu können. 
Der Marsch zum 8. Breitengrad wurde auf 
guter Straße von Sagada ab über Atakpame 
zurückgelegt; die meisten Lasten der Eppedition 
mit von Leuten gezogenen Wagen über Nuatjä— 
Atakpame weitergeschafft. Der direkte Weg Tetetu— 
Atakpame ist noch nicht für den Wagenverkehr 
ausgebaut. 
Der einzige grenznahe Weg von Tado nach 
  
dem nächsten zur telegraphischen Längenübertra- 
gung am 8. Breitengrad in Aussicht genommenen 
Ort führt meist auf französischem Gebiet und bietet 
im unteren Teil ungünstige Verhältnisse bezüglich 
Verpflegung und Unterkunft großer Expeditionen. 
Es war daher zweckmäßig, nicht beide Abtei- 
lungen auf dem gleichen Wege in Marsch zu seotzen; 
dieser Weg wurde daher zunächst der französischen 
Abteilung allein belassen. 
Der mittlere Teil des Weges Tado—Atakvame 
gehört schon zum großen, fast unbewohnten Gebiet, 
welches sich vom Tadoland ab bis zu den Ischeti- 
und Dume-Orten hinauf ausdehnt. Nur am 
Glito ist jetzt eine Siedlung; sonst nirgends 
zwischen den Atakpame-Orten im Westen, Aguna 
im Osten, Tado im Süden und den Kpediji- 
Dume-Orten im Norden. Das weite Gebiet 
ist fast eben, nur ab und zu ragt ein einzelner 
50 bis 200 m hoher Berg hervor. In neduester 
Zeit soll allerdings die Atakpame= Bevölkerung 
danach trachten, über den Mono ost= und südost- 
wärts hinaus Siedlungen zu gründen. 
Von Atakpame ging es zurück zur Grenze. 
Zur telegraphischen Längenübertragung wurde 
Kamina, ein Dume-Ort, wo ich ebenfalls 1903 
bereits eine absolute Längenbestimmung vorge- 
nommen hatte, gewählt. Die gleiche Längenüber- 
tragung Kamina— Bayolinsel machten auch die 
französischen Offiziere. 
Zur telegraphischen Verbindung mußte diesmal 
eine 45 km lange Leitung bis Nyamassilä ge- 
legt werden. In Nyamassilä war Anschluß an 
die bestehende Staatstelegraphenleitung Atakpame 
— Sokode. 
Die grenznahen Orte zwischen Kamina und 
der ersten Längenstation in Adalewi wurden 
von den Leutnants v. Reitzenstein und Heiling- 
brunner durch Triangulation und Polygonzüge 
angeschlossen. Die Triangulation wurde dann 
nach Norden bis nahe 8½ Grad Breite weiter- 
geführt. 
Der Ogu-Fluß wurde, soweit er grenznah 
ist, also von der Kamina-Gegend bis zur Mündung 
des Afa nahe 8⅛½ Grad nördlicher Breite, mit 
Meßband und Kompaß aufgenommen. 
In der recht mühsamen Arbeit der Gewässer= 
aufnahme in unbewohnter Gegend unterstütte 
uns der Argt der Expedition Dr. Sunder in dan- 
kenswerter Weise. Zu seinen Forschungen über 
das Vorkommen und die Lebensweise der die 
Schlafkrankheit übertragenden Stechfliege (glossina 
palpalis) bereiste Dr. Sunder auch die weite un- 
bewohnte Baumsteppe nordwestlich von Kamina 
und nördlich von Bagu. Hierbei nahm er mit 
Kompaß und Uhr den Lauf des Ofe, des be- 
dentendsten Nebenflusses vom Ogu, sowie diesen 
selbst in der Strecke Alibi — Bagu auf und
	        
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