Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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lieferte dadurch wertvolle Beiträge zur Topo- 
graphie der bisher noch recht wenig erforschten 
Mono-Ebene. 
Das Gebiet nördlich von Kamina ist wie jenes 
im Süden unbewohnt bis Bagu und Gubi-Pira; 
es trägt noch durchaus den Charakter der Insel- 
berglandschaft. Lichte Baumsteppe ist die vor- 
herrschende Bodenbedeckung. 
Mit 8“ 30° Breite beginnt das Gebiet der 
sogenannten Waldorte. 
Bagu, Gubi, Kuschuntu und alle anderen 
Orte nördlich davon, soweit ich gesehen bis Sugu 
hinauf, haben eigentümlicherweise einen etwa 
200 m breiten Kranz alten Hochwaldes mit dich- 
tem Unterholz um sich, während sonst die ganze 
Gegend auch dort nur den Charakter einer mehr 
oder weniger lichten Baumsteppe hat. 
Bei einem dieser Waldorte, außerhalb des 
Ringwaldes von Bakamakare-Bassila, wurde An- 
fang Februar die letzte telegraphische Längenüber- 
tragung zur Bestimmung des Gurenzmeridians 
ausgeführt. Besonderer Leitungsbau war nicht 
nötig, weil durch Bassila französische Regierungs- 
telegraphenlinie führt. Die Bestimmung nahm 
hier etwas mehr Zeit in Anspruch, weil häufig 
irgendwo auf der langen durch Dahomey zur 
Küste führenden Telegraphenlinie eine Störung 
vorkam, meistens infolge von Gewitter. 
Das Gelände des oberen letzten Teiles der 
Meridiangrenze ist wieder ziemlich flach und un- 
übersichtlich. Daher wurde schon südlich der 
Waldorte mit der Triangulierung ausgesetzt und 
die Orte an den Längenpfeiler bei Bakamakare 
durch Polygonzüge mit Theodolit und Kompaß 
angeschlossen; der Pfeiler in Afem, auf dem auch 
1903 schon absolute Längenbestimmungen vorge- 
nommen worden waren, wurde ebenfalls durch 
Theodolitzug an den Bakamakarepfeiler ange- 
schlossen. 
Mitte April waren die Arbeiten längs der 
vom Bayolmeridian gegebenen Grenze beendet. 
Die Mitglieder der deutschen Abteilung bezogen 
Lager in Kjirkjiri, um Befehle des Gouverne= 
ments wegen Abschluß oder Fortsetzung der Expe- 
dition nach Norden abzuwarten. Bei der Aus- 
reise der Kommission von Europa war nur der 
Auftrag zur Nachmessung der Bayolmeridiangrenze 
gegeben worden. Inzwischen hatten aber die 
beiden Regierungen Verhandlungen über allen- 
fallsige Sendung der Kommission in das nördliche 
Grenzgebiet von Togo-Dahomey gepflogen. 
Es kam dann auch Anfang Mai der Befehl zur 
Fortsetzung der Expedition. 
Der Aufenthalt in Kjirkjiri wurde reichlich 
ausgenützt zur Berechnung des letzten geodätischen 
und astronomischen Materials und zur Ergänzung 
der Expeditionsausrüstung. Verpflegung und Unter- 
  
kunft machten keine Schwierigkeiten, da RKjirkjiri 
ein großer Ort mit gut besuchtem Markt ist. 
Der kommende Aufenthalt im nördlichen Ge- 
biet mit seiner unkultivierten Bevölkerung bedingte 
vorweg die Beschaffung von allerhand Tausch- 
artikeln. Auf der bisherigen Grenzstrecke sind die 
Eingeborenen seit langem durchweg an deutsches 
und französisches Geld gewöhnt. Die Lebens- 
mittel besorgte sich jeder Soldat und Arbeiter 
selbst auf den Märkten oder bei den Quartier= 
gebern gegen Bargeld. 
Die Grenzbevölkerung weiter im Norden von 
Kjirkjiri ist aber noch sehr scheu und lebt in 
primitivsten Verhältnissen. Um den Aufenthalt 
der Grenzkommission dort oben zu erleichtern, 
wurde eine Menge Salz, Tabak, Reis und Perlen 
von Station Sokode beschafft. Mit Reis wurden 
dann die Soldaten und Arbeiter verpflegt, wenn 
die Eingeborenen nicht genügend Mehl lieferten. 
Salz, Tabak, Perlen wurden statt Geld für Mehl 
und Vieh an die Eingeborenen abgegeben. 
Kjirkjiri liegt noch im oberen Teil der großen 
Mono-Gneisebene. Ein kurzer Tagesmarsch führt 
dann auf die Sudu-Dako-Hochfläche hinauf; jenem 
am weitesten nach Osten reichenden Teil des 
nahezu ganz Togo in der Mitte durchziehenden 
Schiefergebirges. Auf dieser Hochfläche verläuft 
auch ein Teil der Wasserscheide der Monn= und 
Volta-Stromsysteme. Von hier ab schon liegt 
das ganze Gelände der Ost-, Nord= und West- 
grenze Togos im Flußgebiet des Volta. 
Teile dieses Gebirges, wie z. B. das Gelände 
um Aledio-Kadara, möchte ich zu den landschaft- 
lich schönsten Gegenden Togos rechnen. Stunden- 
lang führt der Weg durch hohe, kahle, durch 
Verwitterung vielartig gestaltete imposante Fels- 
partien hindurch. 
Der Nordrand des Dako-Sudu-Gebirges fällt 
steil etwa 200 m zur Kara-Ebene ab. Diese 
etwa 20 km breite Gneisebene war bisher un- 
bewohnt und bildete so eine gute Grenz= und 
Schutzzone zwischen dem nördlich von Kara nun 
beginnenden Gebiet der heidnischen Naturvölker 
und dem kulturell auf bedeutend höherer Stufe 
stehenden islamitischen Tschautscho-Reich, dessen 
Herrscher in der Zeit vor Einrichtung europäischer 
Verwaltung stets Raubzüge gegen die Transkara= 
Völker unternommen hatten, um den eigenen 
Bedarf an Sklaven und den der küstenwärts 
sitzenden Häuptlinge zu beschaffen. Die Leute 
des Transkara-Gebietes wurden früher bis zur 
Küste verhandelt. 
Der bisherige langjährige Bezirksamtmann 
von Sokode, Dr. Kersting, hat dafür gesorgt, daß 
die fruchtbare Ebene zwischen Kara und der Sudu- 
Dako-Hochfläche von den Transkara-Heiden be- 
siedelt wird. Bisher sitzen die Völker dicht ge-
	        
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