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lieferte dadurch wertvolle Beiträge zur Topo-
graphie der bisher noch recht wenig erforschten
Mono-Ebene.
Das Gebiet nördlich von Kamina ist wie jenes
im Süden unbewohnt bis Bagu und Gubi-Pira;
es trägt noch durchaus den Charakter der Insel-
berglandschaft. Lichte Baumsteppe ist die vor-
herrschende Bodenbedeckung.
Mit 8“ 30° Breite beginnt das Gebiet der
sogenannten Waldorte.
Bagu, Gubi, Kuschuntu und alle anderen
Orte nördlich davon, soweit ich gesehen bis Sugu
hinauf, haben eigentümlicherweise einen etwa
200 m breiten Kranz alten Hochwaldes mit dich-
tem Unterholz um sich, während sonst die ganze
Gegend auch dort nur den Charakter einer mehr
oder weniger lichten Baumsteppe hat.
Bei einem dieser Waldorte, außerhalb des
Ringwaldes von Bakamakare-Bassila, wurde An-
fang Februar die letzte telegraphische Längenüber-
tragung zur Bestimmung des Gurenzmeridians
ausgeführt. Besonderer Leitungsbau war nicht
nötig, weil durch Bassila französische Regierungs-
telegraphenlinie führt. Die Bestimmung nahm
hier etwas mehr Zeit in Anspruch, weil häufig
irgendwo auf der langen durch Dahomey zur
Küste führenden Telegraphenlinie eine Störung
vorkam, meistens infolge von Gewitter.
Das Gelände des oberen letzten Teiles der
Meridiangrenze ist wieder ziemlich flach und un-
übersichtlich. Daher wurde schon südlich der
Waldorte mit der Triangulierung ausgesetzt und
die Orte an den Längenpfeiler bei Bakamakare
durch Polygonzüge mit Theodolit und Kompaß
angeschlossen; der Pfeiler in Afem, auf dem auch
1903 schon absolute Längenbestimmungen vorge-
nommen worden waren, wurde ebenfalls durch
Theodolitzug an den Bakamakarepfeiler ange-
schlossen.
Mitte April waren die Arbeiten längs der
vom Bayolmeridian gegebenen Grenze beendet.
Die Mitglieder der deutschen Abteilung bezogen
Lager in Kjirkjiri, um Befehle des Gouverne=
ments wegen Abschluß oder Fortsetzung der Expe-
dition nach Norden abzuwarten. Bei der Aus-
reise der Kommission von Europa war nur der
Auftrag zur Nachmessung der Bayolmeridiangrenze
gegeben worden. Inzwischen hatten aber die
beiden Regierungen Verhandlungen über allen-
fallsige Sendung der Kommission in das nördliche
Grenzgebiet von Togo-Dahomey gepflogen.
Es kam dann auch Anfang Mai der Befehl zur
Fortsetzung der Expedition.
Der Aufenthalt in Kjirkjiri wurde reichlich
ausgenützt zur Berechnung des letzten geodätischen
und astronomischen Materials und zur Ergänzung
der Expeditionsausrüstung. Verpflegung und Unter-
kunft machten keine Schwierigkeiten, da RKjirkjiri
ein großer Ort mit gut besuchtem Markt ist.
Der kommende Aufenthalt im nördlichen Ge-
biet mit seiner unkultivierten Bevölkerung bedingte
vorweg die Beschaffung von allerhand Tausch-
artikeln. Auf der bisherigen Grenzstrecke sind die
Eingeborenen seit langem durchweg an deutsches
und französisches Geld gewöhnt. Die Lebens-
mittel besorgte sich jeder Soldat und Arbeiter
selbst auf den Märkten oder bei den Quartier=
gebern gegen Bargeld.
Die Grenzbevölkerung weiter im Norden von
Kjirkjiri ist aber noch sehr scheu und lebt in
primitivsten Verhältnissen. Um den Aufenthalt
der Grenzkommission dort oben zu erleichtern,
wurde eine Menge Salz, Tabak, Reis und Perlen
von Station Sokode beschafft. Mit Reis wurden
dann die Soldaten und Arbeiter verpflegt, wenn
die Eingeborenen nicht genügend Mehl lieferten.
Salz, Tabak, Perlen wurden statt Geld für Mehl
und Vieh an die Eingeborenen abgegeben.
Kjirkjiri liegt noch im oberen Teil der großen
Mono-Gneisebene. Ein kurzer Tagesmarsch führt
dann auf die Sudu-Dako-Hochfläche hinauf; jenem
am weitesten nach Osten reichenden Teil des
nahezu ganz Togo in der Mitte durchziehenden
Schiefergebirges. Auf dieser Hochfläche verläuft
auch ein Teil der Wasserscheide der Monn= und
Volta-Stromsysteme. Von hier ab schon liegt
das ganze Gelände der Ost-, Nord= und West-
grenze Togos im Flußgebiet des Volta.
Teile dieses Gebirges, wie z. B. das Gelände
um Aledio-Kadara, möchte ich zu den landschaft-
lich schönsten Gegenden Togos rechnen. Stunden-
lang führt der Weg durch hohe, kahle, durch
Verwitterung vielartig gestaltete imposante Fels-
partien hindurch.
Der Nordrand des Dako-Sudu-Gebirges fällt
steil etwa 200 m zur Kara-Ebene ab. Diese
etwa 20 km breite Gneisebene war bisher un-
bewohnt und bildete so eine gute Grenz= und
Schutzzone zwischen dem nördlich von Kara nun
beginnenden Gebiet der heidnischen Naturvölker
und dem kulturell auf bedeutend höherer Stufe
stehenden islamitischen Tschautscho-Reich, dessen
Herrscher in der Zeit vor Einrichtung europäischer
Verwaltung stets Raubzüge gegen die Transkara=
Völker unternommen hatten, um den eigenen
Bedarf an Sklaven und den der küstenwärts
sitzenden Häuptlinge zu beschaffen. Die Leute
des Transkara-Gebietes wurden früher bis zur
Küste verhandelt.
Der bisherige langjährige Bezirksamtmann
von Sokode, Dr. Kersting, hat dafür gesorgt, daß
die fruchtbare Ebene zwischen Kara und der Sudu-
Dako-Hochfläche von den Transkara-Heiden be-
siedelt wird. Bisher sitzen die Völker dicht ge-