Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

W 892 20 
drängt auf oder nahe den verschiedenen Bergen. 
Die Leute sind fleißige Ackerbauer, von gutem 
kräftigem, hohem Wuchs. Männer und Mädchen 
sind meist völlig unbekleidet; Frauen begnügen 
sich mit einem Büschel Gras oder Blätter; bei 
manchen Stämmen, z. B. den Anima-Leuten, 
gehen auch die Frauen ganz nackt. 
Zur Klarstellung des Verlaufes der deutsch- 
französischen Grenze vom Ende der Bayolmeridian= 
Grenze beim 9. Breitengrad bis hinauf zum 
10. Breitengrad waren in Ergänzung früherer 
Vermessungen nur einige Kompaß-Meßbandzüge 
und eine astronomische Azimutbestimmung vom 
Semere-Berg zum Schireobe-Berg nahe dem 
10. Breitengrad nötig. 
Über den Verlauf der Grenze zwischen 
10. Breitengrad und Dje bestanden weitgehende 
Meinungsverschiedenheiten. Diese Grenzstrecke 
wurde daher in einem breiten Streifen von der 
Kommission besonders genau vermessen. 
Vom Schireobe-Berg ab wurde von Leutnant 
v. Reitzenstein im Mai-Juni eine Dreieckskette 
gemessen bis hinauf nach Dje, östlich von Sansanne- 
Mangu. Die Basis wurde bei Tapunte ge- 
nommen und astronomische Breitenbestimmungen 
bei Semere, Tapunte und Dje ausgeführt. 
Auch die französische Abteilung triangulierte auf 
der gleichen Grenzstrecke. Das Gelände war ja 
dazu wieder recht günstig. Uber die Grenze vom 
10. Grad nach Dje streicht das Togogebirge in 
zwei als Landstufen zu bezeichnenden Zügen, 
deren einer von der Tapunte-Ebene sauft nord- 
westwärts ansteigend rund 200 m steil zum Kunitel- 
Tal, die zweite, niedere und schmalere Landstufe 
westlich davon zur Bukombe= oder Mellin-Ebene 
absällt. 
Diese durchschnittlich 15 km breite Ebene ist 
dann weiter im Westen vom Koruntiere-Kukondo- 
Gebirge gegen das große, etwa zwei Fünftel des 
gesamten Togogebietes einnehmende Oti-Tiefland 
abgeschlossen. Das Koruntiere-Kukondo-Gebirge 
ist ein typisches Rückengebirge. Hier, nahe Korun- 
tiere, verläuft auch die geologische Grenze zwischen 
der Oti-Formation und den Buem= und Haupt- 
gebirgs-Gesteinsarten. 
Die Bewohner des Grenzgeländes vom 
10. Breitengrad bis Koruntiere-Gegend, unter 
dem Händlernamen Tamberna bekannt, sind erst 
neuerdings in den Bereich der Verwaltungs- 
behörden von Togo bzw. Dahomey einbezogen 
worden; sie sind jetzt noch sehr scheu, aber willig, 
und werden, wie alle die anderen urwüchsigen 
Völker des nördlichen Togo, wertvolle Hilfskräfte 
in der Entwicklung des Schutzgebietes sein. Die 
Leute bewohnen kastellartige hohe Lehmhäuser. 
Die kleinen Burgen stehen weit zerstreut inmitten 
  
der Felder. Man kann dort stundenlang reiten, 
ohne aus dem Kulturland herauszukommen. 
Hier gestaltete sich die Aufnahme der Orts- 
gemeinden und des Wegenetzes besonders schwierig. 
Das Tamberna genannte Gebiet vom 
10. Breitengrad bis hinauf nach Koruntiere 
und der Grunerschen Route möchte ich in zwei 
Teile trennen. Nahe nördlich von Bukombe, 
von der Linie Kongo —Tarunta ab, sitzen die aus 
Gurma eingewanderten Tamaba oder Tamarda, 
von den Händlern Barba genannt. Südlich 
davon aber bis nach Pida die Somba oder 
Bomba. Schon die mäßige Kleidung der Leute, 
vor allem aber ihre Sprache und ihre Wohnungen 
ist eine verschiedene. Beide Stämme haben zwar 
Kastelle, während aber der Somba-Mann nur 
innen vom Erdgeschoß aus zu den auf der Platt- 
form der Kastelle aufgesetzten Wohnhütten steigt, 
benutzt dazu der Tamaba außen am Hause einen 
eingekerbten Einbaum als Leiter. 
Unter den südlichen Sombas haben sich einige 
Fulbe-Familien als Viehhirten niedergelassen. 
Im Gebiet nordöstlich von Bukombe leben einige 
Kotokoli-, Fulbe= und Saberma-Familien, deren 
Männer Vieh= und Tuchhandel mit den Ein- 
geborenen treiben. 
Für die Bergzüge östlich von Bukombe ist 
aus der französischen Literatur die Bezeichnung 
Atakora auch in die deutsche Literatur über- 
nommen worden. Diese Bezeichnung für diesen 
Teil allein ist aber unangebracht, weil sie ledig- 
lich Haussasprachgebrauch ist, angewandt von den 
Händlern für das ganze durch Togo und das 
nördliche Dahomey bis zum Niger hinziehende 
Schiefergebirge. Nach Mitteilung von Professor 
Mischlich entstammt das Wort der am mittleren 
Niger gesprochenen Songhai-Sprache. 
Einen besonderen Namen für den Somba- 
Tamaba-Teil des Togo-Dahomey-Schiefergebirges 
haben die Eingeborenen nicht; ähnlich wie bei 
allen anderen Naturvölkern, die nur Eigennamen 
für einzelne Berge und Kuppen haben. 
In Koruntiere, nordwestlich von Bukombe, 
wohnen zusammen mit den Tamabas Namba= 
Leute, welche wieder die gewöhnlichen Gehöfte 
mit den niederen Rundhütten zu bauen pflegen. 
Nahe an Kornntiere heran reicht das Land 
Die, deren Leute schon zur großen Gurma- 
Gruppe gehören, aber dem Tschokossi-Reich tributär 
sind. Das Gelände ist nun wieder eine Fastebene 
und ändert den Charakter nicht mehr längs des 
übrigen Grenzgebietes bis zum Ende an der 
onglischen Grenze, mit Ausnahme der Pugno- 
Landschaft. 
Das Gebiet in der Bukombe-Gegend, dann 
weiter längs der Grenze durch Die hinauf bis 
Guande ist keineswegs eine Sumpflandschaft, wie
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.