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für den Weitermarsch Führer zu erhalten. Beim
Lagern auf freiem Felde aber ruft man das
Mißtrauen der Bewohnerschaft leicht wach, denn
man bleibt nie unbemerkt, und es ist bei diesem
Modus für beide Teile erheblich schwerer, die
gegenseitigen Absichten bei einer Annäherung richtig
zu erkunden. Die Leute kamen uns meist auf
große Entfernungen schon entgegen, die Dörfer
liegen alle so, daß sie einen weiten Ausblick ge-
statten. Wir hatten von der Gegend jenseits des
Sopa, die sehr stark bevölkert ist, fast immer Be-
gleitung von einigen 40 Mann bei uns. Die
Begrüßung besteht aus den Rufen ohe, ohe, hal
hal hal und wird reichlich angewendet, so daß
sie uns bald zum Überdruß wurde und uns
schließlich viel Arger verursachte. Ein Trupp
Leute kam z. B. an. Schon auf eine Entfernung
von 50 m begann das ohe usw., das wir pflicht-
schuldigst erwidern mußten. 10 m weiter das
gleiche und beim Zusammentreffen dann erst recht.
Nun liefen sie ein Stückchen voraus, drehten sich
um und das che begann von neuem. Rutschte
von uns jemand aus, sofort folgte von allen ein
aufmerksames ohe.
Die Zwischenpausen wurden zu Rufen in die
umliegenden Dörfer verwendet, das immer ein
einzelner besorgte, und zwar in so jämmerlicher
Weise, daß es sich anhörte, als sei ihm Vater
und Mutter gestorben. Hatte sich einer heiser
geschrien, dann löste ihn ein anderer ab. Da-
zwischen stießen neue Trupps zu uns, und das
ohe nahm kein Ende, bis wir endlich, oft erst nach
Stunden, glücklich im Dorfhause saßen. Das
Abschiednehmen erfolgte in gleicher Weise, war
aber zum Glück erheblich kürzer.
Am anderen Tage erreichten wir nach einem
angenehmen Marsche, der auch zumeist über Gras-
berge ging, das Dorf Tubi am Bulong schon
nachmittags 4 Uhr. Es liegt 1130 m hoch, und
die Temperatur war morgens ½8 Uhr 24 Grad
Celsius im Sonnenschein. Hier trafen wir einen
eingeborenen Missionsgehilfen vom Sattelberg,
eer mit anderen auf Kulungtufu stationiert ist
und hier öfters einige Zeit verweilt, um die
Sprache zu erlernen. Es ist dies sicher eine be-
wunderungswürdige Leistung von einem Papua-
christen. Er kochte uns frische Bohnen, die er
von Kulungtufu mitgebracht hatte, wo auch
europäische Bohnen, Kartoffeln usw. vorzüglich
gedeihen.
Wir hatten nun den Bulong erreicht, welcher
nach unserer Annahme der letzte Fluß sein mußte,
der diesseits des Gebirges in die See mündet;
wir konnten im höchsten Falle nur noch den
Oberlauf des Adlerflusses zu kreuzen haben. Der-
selbe reicht aber, wie wir später feststellten, bei
weitem nicht bis hier herauf. Hier ist es
endlich auch am Platze, etwas über die geolo-
gischen Verhältnisse zu bemerken, die ziemlich einfach
liegen. Das ganze Gebirge ist Kalk; Korallen
sind noch bis 700 m anzutreffen. Nur einmal
trat an einem kleinen Nebenflusse des Bulong,
dem King, Granit anstehend zutage. Eratische
Blöcke oder Moränenspuren waren nicht zu be-
merken, desgleichen fehlten auch alle Anzeichen
für eine vulkanische Tätigkeit. Der Bulong führt
zwar kleine Granitstücke und auch einige Steine
plutonischen Ursprungs mit, allein das Bett selber
liegt in Kalk, und dieser bildet auch den Haupt-
bestandteil seines Geschiebes. Kalk war auch in
der Folge vorherrschend, wir trafen ihn auf
3000 m an, und man geht kaum fehl, wenn
man für die höchsten gesichteten Kuppen von
4000 bis 5000 m auch das gleiche annimmt.
Die Färbung der durch das Fernglas beobachteten
Felsen bestätigt dies. Erdbeben scheinen im
Innern selten zu sein, und das große Beben von
1906 hat offenbar in diesen Bergen keine Wirkung
gehabt; die steilen Felswände waren der Ober-
flächenoxydierung nach schon viel älter, und auf
den Fußgeröllhalden steht auch schon bedeutend
älteres Gehölz.
Wir überschritten den Bulong morgens um
½10 Uhr auf 980 m Höhe und erreichten nach-
mittags 1 Uhr das Dorf Kuntunge auf 1800 m
Höhe, nachdem wir unterwegs in einem kleineren
Dorfe einmal kurze Rast gehalten hatten. Bis
hierher war Grasland mit niedrigem, vereinzelt
stehendem Gebüsch; es gab hier sehr viele Him-
beeren, die zwar bei weitem nicht den Geschmack
der europäischen Arten aufweisen, aber immerhin
noch wohlschmeckend genannt werden dürfen und
namentlich sehr erfrischend sind. Zahlreiche Felder
sind überall bemerkbar, auch kleine Dörfer konnten
allenthalben wahrgenommen werden. Die Früh-
temperatur betrug 21 Grad, und nachts fanden
wir es schon ziemlich kalt. Unser Dolmetscher hat
uns als solcher eigentlich wenig Freude bereitet,
er war in bezug auf Marschroute immer der
gleichen Ansicht wie die jeweiligen Eingeborenen,
und diese wich meistens von der unserigen recht
erheblich ab. Wollten wir den Leuten einmal
unsere Meinung in etwas entschiedener Weise
kundgeben, dann redete er sich darauf hinaus,
daß er die Sprache nicht mehr verstände. Die
Sache funktionierte aber sofort vortrefflich, wenn
es sich darum handelte, ein Schwein zu erwerben,
dann schwadronierte er, was das Zeug hielt und
gab Maße an, die das Tier haben sollte, deren
sich ein rechtschaffener Ochse nicht hätte zu schämen
brauchen. Aber sonst war er ein ganz williger
und anstelliger Bursche, der etwas im Tragen
leistete, dabei schleppte er stets für einige Tage
Lebensmittel im voraus mit sich herum, die ihm