Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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der oben erwähnten Parzelle verursacht und die weitere 
Ausdehnung der unter Kultur befindlichen Fläche 
216,77 ha = 585,6 Acres) verhindert wurde. 
Der Kakaokrebs oder die Rindenfäule hat 153 Opfer 
an Bäumen gefordert, wogegen Wurzelpilz, weiße 
Ameise und andere Schädlinge die alten Kakaobestände 
um 1260 Bäume verringerten. Hierdurch hat die 
Baumzahl jedoch keine Einbuße erlitten, da alle Fehl- 
stellen infolge der dauernd feuchten Witterung stets in 
Kürze nachpepflantt werden konnten. 
Das Ernteergebnis betrug 59,6 Tonnen oder 
59 600 kg einschließlich der für Saatzwecke auf der 
eigenen Pflanzung verwendeten und an andere Pflan- 
zungen verkauften Kakaos gegenüber 35,5 Tonnen oder 
35 500 kg im vorigen Jahre. Das Resultat für 1910 
kann man nicht als ungünstig bezeichnen, wenn man be- 
rücksichtigt, daß fast das ganze Jahr hindurch eine 
überaus feuchte Witterung herrschte. Man muß sich 
ferner vergegenwärtigen, daß für das Berichtsjahr 1910 
von den 216,77 ha (585,6 Acres) erst 34,40 ha (85 Acres) 
als volltragend zu begeichnen waren mit einem Durch- 
schnittsertrage von 500 kg trockenen Kakaos auf 1 ha 
(2 auf 1 Acre). Weitere 93,09 ha (230 Acres) 
sind mehr oder weniger in den Ernteanfängen mit 
312 bis 375 kg auf 1 ha (125 bis 150 kg auf 1 Acre). 
Die verbleibenden 89,28 ha (220,6 Acrcs) tragen über- 
haupt noch nicht oder nur so gering, daß von wirk- 
lichen Erträgen noch nicht die Rede sein kann. 
Sofern ein Teil der in den 89,28 ha (220,0 Acres) 
eingeschlossenen, bisher nicht tragenden Felder die in 
sie gesetzten Hoffnungen erfüllt und die Ausfälle, ver- 
ursacht durch Rindenfäule und andere Schädlinge, be- 
schränkt bleiben, dürften bei günstigen Witterungs= und 
Arbeiterverhältnissen entsprechend größere Erntemengen 
trockenen Kakaos in 1911 eingebracht werden. 
Unsere Kautschuk-Felder haben sich im letzten 
Jahre recht gut entwickelt, doch sind leider von den im 
Jahre 1909 aus Ceylon importierten und drüben aus- 
gepflanzten 10000 Hevea-Pflänzlingen ungefähr 30 v. H. 
eingegangen. Die vorhandenen Bestände machen jedoch 
einen recht gesunden und kräftigen Eindruck. Wir be- 
merken, daß wir Kautschuk in der Hauptsache nur als 
Iwischenkultur pflanzen. Die im März vorgenommenen 
Zapfversuche an Heveg= und Kastillog-Bäumen haben 
nennenswerte Resultate nicht ergeben. 
Während des Berichtsjahres hat eine Reihe von 
Neuanlagen und von Verbesserungen bestehender 
Anlagen geschaffen werden müssen. 
Die Arbeiterverhältnisse im Berichtsjahre 
können als gut bezeichnet werden. Der Gesundheits- 
zustand der älteren Kulis war durchweg befriedigend; 
dagegen hatten die neuen Leute anfänglich viel mit 
Akklimatisationskrankheiten zu schaffen. 
eitdem die Chinesen in Samoa ihren Konsul 
im Rücken haben, sind aus diesen Arbeitern bei weitem 
nicht mehr die Arbeitsleistungen herauszuholen wie in 
früheren Jahren. Anderseits hatten wir mit unseren 
Kulis keinerlei Differenzen. Für die Zukunft aber 
scheinen die Arbeiterverhältnisse recht schwierig werden 
zu wollen, da durch die eigenartigen Berichte, welche 
von dem chinesischen Konsul in Samoa nach China ge- 
langen, das Zustandekommen des neuen, Mitte 1911 
fälligen Transportes ernsllich gefährdet ist. 
* 6 * 
Der vorstehende Bericht des Pflangungsleiters 
entspricht im großen und ganzen den Wahrnehmungen 
des Vorstandsmitgliedes Rechtsanwalts Marggraff. 
soweit dieser sie bis zu seiner Ende September 1910 
erfolgten Abreise von Samoa machen konnte. Er 
glaubt auch, den Angaben des Pflanzungsleiters über 
  
  
  
  
  
die weitere Entwicklung der Pflanzung und die Ernte- 
aussichten voll vertrauen zu können, immer unter der 
Voraussetung daß die Arbeiterbeschaffungsfrage keine 
weiteren Schwierigkeiten verursacht, vielmehr eine 
baldige ersprießliche Lösung findet. 
*# r 
n 
Gegen das Vorjahr hat sich der Umsatz des 
Warengeschäftes im Berichtsjahre erhöht. Der 
Bruttogewinn ergab 49 408 A, wozu noch der Erlös 
aus dem Kopra-Geschäft und anderen Geschäfts-wweigen 
und Einnahmen kommt mit 12 863 .K, ergibt 62 271 Ju/k. 
Für Gehälter, Unkosten usw. wurden gebraucht 30 301,, 
für Rückstellung auf Inventur-Bestände 11 526 1¼F und 
für Amortisationen auf Gebäude usw. 3493 I, ver- 
bleiben 16 951 &, was einer etwa 9prozentigen Ver- 
zinsung des zurzeit im Warengeschäft investierten Ka- 
pitals entspricht. Hierzu bemerkt der Vorstand: 
„Vergleichen wir die Bilanz des Berichtsjahres — 
während welcher Zeit Direktor Deeken (inzwischen aus 
dem Vorstande ausgeschieden) seinen Urkaub in der 
Heimat verlebte — mit den Feststellungen des voraus- 
gegangenen Jahres, so sei erwähnt, daß in 1910 die 
Unkosten der Pflanzung und des Warengeschäftes sowie 
einschlägige Spesen der Niederlassung und der Zentrale 
Berlin durch die Erträgnisse jener Abteilungen per 
Saldo volle Deckung gefunden haben.“ 
Die Gesamtrechnung stellt sich, wie folgt: Brutto- 
ertrag in Apia 62 271 /¼ (Vorj. 55 548 ./4), in Tapa- 
tapao 69 179 /4 (Vorj. 40657 .44, insgesamt 181 450 . 
Nach Abzug der Saläre, Abschreibungen, Löhne usw. 
in Apia mit 45 320 /%4, in Tapatapao mit 68 795 .4 
und in der Zentrale Berlin mir 15 069 .1 verbleiben 
1666 . zum Vortrag auf neue Rechnung, währe 
im Jahre 1900 37 980 .x Betriebsverlust dem Pflan- 
zungskonto zugeschrieben werden mußten. Es stehen 
jetzt laut Bilanz per 31. Dezember 1910 zu Buch die 
Unternehmungen in Apia mit 209 332.¾, in Tapatapao 
mit 670 744 /“ und die Berliner Niederlassung mit 
71 360 / bei einem Grundkapital von 909 300 .. 
  
  
  
  
Jahresbericht der Deutschen Agaven-Gesellschaft 
für 1910. 
Das Haufgeschäft war das ganze Jahr hindurch 
schleppend und still, die Preise zeigten dauernd eine 
weichende Tendenz, so daß wir am Schlusse des Jahres 
nur 480 Ac für die Tonne erzielen konnten. Man führt 
den Preisrückgang auf gewaltige Produktionen von 
Manila und Bukatan zurück, wo die Pflanzer ohne 
Rücksicht auf die QOnalität bestrebt waren, durch mög- 
lichst große Quantitäten einen Ausgleich zu schaffen. 
Hierdurch ist der Markt mit minderwertiger Ware 
überreichlich versorgt worden, was auf bessere Ware 
naturgemäß nicht ohne Einfluß bleiben konnte. 
Momentan beginnt sich indes Nachfrage für gute Qua- 
litäten, wie der ostafrikanische Hauf sie darstellt, zu 
regen, und wir haben letzthin einige Abschlüsse mit 
520 .4 pro Tonne machen können. 
Im verflossenen Jahre haben wir 497 Tons Qua- 
litätshauf und 102 Tons Abfallhauf erzeugt, für die 
wir netto 285 129,79 /4 erzielt haben. Die Pflanzung 
hat sich nach dem Berichte ihres Leiters weiter sehr 
ut entwickelt, und es kann in diesem Jahre mit der 
Ernte des Neupflanzes begonnen werden. Proben mit 
den nunmehr voll ausgereiften Blättern ergaben einen 
wesentlich höheren Durchschnittsgehalt an Fasern, so 
daß das Ernteergebnis sich gegenüber den Herstellungs- 
kosten in Zukunft günstiger gestalten wird.
	        
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