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wirkung des Agricultural-Departement beschlossen
worden: Die Zahl der Inspektoren und Unter-
inspektoren soll vermehrt werden. Ferner will
man auf Grund der Erfahrungen der letzten
beiden Jahre statt der großen Zahl der Ge-
legenheits-Moawins, die eigentlich nur für die
Zeit der Wurmbekämpfung engagiert waren, einen
kleineren, aber dafür gründlich ausgebildeten
Stab von Dauerarbeitern verwenden. Abschieds-
erteilungen und Versetzungen von Beamten, die
bei der Wurmbekämpfung tätig find, sowie von
Ortsvorstehern und Scheiks sollen in der Zeit
vom 3. Juni bis 15. August nicht erfolgen.
Die „Moulids“ (Muledfeste) von Tautah und
Dessuk sollen während dieser Zeit nicht abgehalten
werden, auch sollen in Unter-Agypten keine Aus-
hebungen stattfinden. „Kutabs“ (Schulen) sollen
in der Zeit vom 15. Juni bis 15. August ge-
schlossen werden, um so Arbeiter zu gewinnen.
Die Omda, welche sich auszeichnen, sollen Be-
lohnungen erhalten. Freitags in der Moschee
nach dem Gebet und allabendlich im Hause des
Omda sollen Unterweisungen über den Baumwoll-
wurm stattfinden. Nach dem Verschwinden des
Baumwollwurms fürchtete man, daß der Boll-
wurm der späten und geschwächten Ernte großen
Schaden zufügen würde. Der Bollwurm blieb
jedoch aus, bis die Ernte gepflückt war.
Ein Buch über die Baumwollpest mit Fragen
und Antworten zum Gebrauch in den „Kutabs“
wurde herausgegeben, um so die Bevölkerung
mit der Pest bekannt zu machen und ihren Aber-
glauben zu zerstören.
Baumwoll= und Bollwurm-Kom-
mission. Infolge der schweren und plötzlichen
Heimsuchung durch den Baumwollwurm im
Jahre 1911 wurden zahlreiche Ratschläge für
Insektenvertreibung befolgt, die meist von Nicht-
sachverständigen kamen. Man vergaß aber, daß
die Hauptursache der Ausbreitung der Pest in
der Apathie der Bevölkerung (namentlich beim
Erscheinen der ersten Eiernester des Wurmes) liegt.
Die Regierung setzte zur Regelung der An-
gelegenheit eine Kommission ein, welche die Frage
der Vernichtung und besseren Kontrolle über
Baumwoll= und Bollwurm bearbeiten sollte.
Es sollten Versuche gemacht und die Erfahrungen
über ähnliche Pesten in andern Ländern studiert
werden. Das gesamte Material sollte in einer
Denkschrift niedergelegt und diese an sämtliche
Landwirtschafts-Departements und wissenschaft-
lichen Gesellschaften der Welt geschickt werden. —
Ferner wurden Versuche zur Einführung des
Parasiten des Baumwollwurmes (Prodenia litura)
unternommen, mit dem in Indien und in andern
Gegenden der Baumwollwurm in Schach gehalten
wird.
Be= und Entwässerung. Es ist die Be-
obachtung gemacht worden, daß die Baumwoll=
pflanze fast stets zu stark bewässert wird. Eine
zu starke Bewässerung kann leicht zur über-
sättigung des Bodens und zum Ersticken der
Wurzeln führen. Die Notwendigkeit der unter-
irdischen Entwässerung (Drainage) hat sich den
sorgsamen Pflanzern von selbst aufgedrängt. Es
bleibt jetzt nur zu erforschen, in welcher Tiefe sie
in dem Boden angelegt werden soll. Das Ver-
messungs-Amt hat in dieser Richtung bereits
Forschungen gemacht. Im Jahre 1912 will das
Agricultural-Departement in Verbindung mit dem
Survey-Departement die Wirkungen der Drainage
auf Erzeugung und Wachstum der Baumwoll-
pflanze gemeinsam studieren.
Mit Baumwolle angebaute Flächen
1911. Das 1910 mit Baumwollpflanzungen be-
stellte Land betrug 1 642 610 Feddan, 1911 da-
gegen 1 711 228 Feddan, es sind also im letzten
Jahre 68 618 Feddan mehr bebaut. — Eine
weit größere Fläche in Unter-Agypten wurde mit
besseren Sorten bepflanzt.
Die British Cotton Growing Assoeei-
ation und das Sekretariat der Inter-
nationalen Vereinigung von Baumwoll-
spinnern entsandten Vertreter zur Prüfung der
Fragen der Verfälschung des Mit-Afifi und der
vermuteten Verringerung des Ertrages pro Feddan.
Veröffentlichungen des Departements
of Agriculture. 1911 hat das Amt 22 Denk-
schriften über landwirtschaftliche Fragen, haupt-
sächlich über die Baumwollernte versandt. Eine,
welche die Baumwollpflanzung behandelte, wurde
jedem kleinen Pflanzer bei Kauf eines Sackes
Baumwollsamen beigelegt, eine andere über die
Baumwollpest wurde in den Ortschaften öffentlich
verlesen. Monatliche Mitteilungen über die
Baumwollernte waren dazu bestimmt, künstliche
Schwankungen von den Märkten entfernt zu
halten.
Baumwollmarkt. Die Preise waren etwas
schlechter als 1910. Dies kam infolge der großen
Ernte in Amerika. Die Preise für einheimische
Baumwolle haben sich jedoch kürzlich erholt, da
die amerikanische Baumwolle schlechter ist als die
ägyptische und sie nicht ersetzen kann.
Stand der ägyptischen Baumwollernte im
August 1912.")
In Unterägypten haben die Baumwollpflanzen
dank der günstigen Witterung im August be-
*) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1912, S. 811.