Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Leider läßt die Regelmäßigkeit des Verkehrs der 
Küstendampfer zu wünschen übrig. Darunter 
leidet auch der Postverkehr. Eine Postsparkasse 
ist eröffnet worden. Die Einlagen betrugen bis- 
her 15 569 K bei einer Anzahl von 1231. Da- 
von waren 165 Einlagen durch Europäer, 367 
durch Indier und 684 von Eingeborenen 
gemacht. Eine Anzahl neuer Postanstalten ist 
errichtet worden. Jedoch besteht Mangel an ge- 
eigneten Personen zur Auslieferung der Post- 
sachen. 
Rechtspflege, Polizei. Verurteilt wurden 
im ganzen 77 Europäer (meistens wegen Über- 
tretungen), 328 Afiaten und 6698 Eingeborene. 
Die Zahl der Zivilprozesse hat etwas ab- 
genommen. Die Einkünfte, die aus Eintragungen 
aller Art herrühren, sind auf 59 078 Rs. ge- 
stiegen. Es ist dabei bemerkenswert, daß der 
Wert des Landes auf der Mombassa-Insel sehr zu- 
genommen hat. So ist Land an der Mombassa- 
Kilindini-Straße für 30 L Pacht für das Jahr bei 
99 Jahren Pacht vergeben worden unter der 
Bedingung, daß der Pächter es nach fünf Jahren 
für 500 L für den Acre kaufen darf. Im 
übrigen betrug der Kaufpreis in Mombassa 300 L 
für den Acre, und die Pacht (99 Jahre) 135 S. 
für den Aere. 
Die Polizeitruppe ist um 527 Mann auf 
1504 vermindert worden. Die Kosten für sie 
betrugen 38 923 #K gegen 46 273 L im Vor- 
jahre. 
Das Gefängnis ist in drei Klassen eingeteilt. 
Bei langfristigen Strafen wird den Eingeborenen 
ein Handwerk gelehrt. 
Offentliche Gesundheit. Der Gesundheits- 
zustand in der Kolonie war zufriedenstellender 
als in den letzten fünf Jahren, eine Folge des 
günstigen Wetters. Malaria und Schwarzwasser- 
fieber kamen etwas weniger vor. Die Schlaf- 
krankheit blieb auf den Nyansa-Bezirk beschränkt, 
Tuberkulose und Dysenterie haben zugenommen. 
Die Zahl der Eingeborenen wird auf 3 000 000 
geschätzt. Uber Anzahl der Geburten und Todes- 
fälle ist Näheres nicht bekannt. Ein Sanatorium 
für Geisteskranke ist 1910 eröffnet worden. 
Eingeborenen = Angelegenheiten und 
Provinzialverwaltung. Hochländer und 
Nyansa-Becken. Zu der Nyansa-Provinz ist 
ein Stück von Uganda mit etwa 1 100 000 Ein- 
wohnern geschlagen worden. Die Eingeborenen 
haben sich im allgemeinen ruhig verhalten. Nur 
zweimal kam es an der deutschen Grenze zu 
kleinen Zwischenfällen, über die mit den deutschen 
Behörden zu Schirati korrespondiert wurde. Die 
Hüttensteuer ist fast überall gewachsen. 
In Nairobi, das 16 107 Einwohner (davon 
968 Europäer) hat, ist ein zweites Bankgeschäft 
  
eröffnet worden. Hier ist auch elektrische Be- 
leuchtung der Straßen durchgeführt worden. 
Küstenprovinz. Die Hüttensteuer hat auch 
hier zugenommen. Es hängt dies teilweise mit 
dem sorgfältigeren und genaueren Vorgehen der 
Beamten zusammen. Der Viehbestand im Ma- 
lindi-Bezirk hat unter der Thletsefliege sehr zu 
leiden. Auch ist dort der allgemeine Gesundheits- 
zustand der Europäer und Eingeborenen kein 
guter. Die soziale Lage der Eingeborenen ver- 
bessert sich dagegen durch den regen Verkehr 
zwischen den Küstenstädten und den Eisenbahnbau 
rapide. Gummi und Kakao ist in diesem Bezirk 
neuerdings in beträchtlichen Mengen angepflanzt 
worden. Zwischen Witu und Kipnini ist eine 
Telegraphenlinie errichtet worden. Durch draht- 
lose Telegraphie sind die entfernteren Orte des 
Jubalandes miteinander verbunden worden. 
Nördlicher Grenzbezirk. Die Eingeborenen 
treiben in der Hauptsache Viehzucht. Das Land 
ist sehr trocken und Ackerbau unmöglich. 
Sklaverei. Die Abschaffung der Sklaverei 
macht gute Fortschritte. 
Unterricht und Mission. In Nairobi be- 
stehen zwei Europäerschulen mit etwa 100 Kindern. 
In Nakuru ist eine kleine Schule mit acht Euro- 
päern. In Mombassa kann eine Europäerschule 
nicht errichtet werden, da das Klima für euro- 
päische Kinder ungeeignet ist. 
Man will den Versuch machen, die Säöhne 
der Häuptlinge besonders zu erziehen, damit sie 
später ihre Stämme im Ackerbau usw. unterrichten 
und die Verwaltung unterstützen können. 
Die Missionen sind mit ihren Fortschritten 
zufrieden. Ihre Beziehungen zur Regierung find 
ausgezeichnet. 
Grund und Boden und Vermessung. 
Die Zahl der Landverleihungen betrug 245 mit 
389 598 Acres gegen 222 mit 373 570 im Vor- 
jahre. Die Vermessung stößt aus Mangel an 
Landmessern auf Schwierigkeiten. Die Pachtzinsen 
und die Einkünfte aus den Landverkäufen waren 
wider Erwarten hoch. Beim Küstenland besteht 
große Unsicherheit darüber, welche Ländereien der 
Regierung und welche den Eingeborenen gehören. 
Die Bebauung ist deshalb etwas zurückgeblieben. 
Man ist jedoch dabei, durch eine Schiedsbehörde 
die Eigentumsverhältnisse klarlegen zu lassen. Die 
Arbeiten der Triangulation und der Topographie 
schreiten weiter fort. Die Ausgaben für Ver- 
messung betrugen 20 700 L. An Gebühren 
wurden 4500 2 eingenommen. » 
Wild.DicAusgabevonJagdscheinenJlk 
beträchtlich angewachsen. Zwei Wildschongebiete 
sind eingerichtet. Man beabsichtigt, hier die 
Kalahari-Wassermelone anzupflanzen, als gutes 
Futter für das Wild. Im ganzen sind gute
	        
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