Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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zur Errichtung von Windmotoren, zum Ankauf 
von Pumpen oder sonstigen Maßnahmen zur Ver- 
besserung des Grundstücks Verwendung finden 
würde. Ob man später durchweg an diesem 
Grundsatz habe festhalten können, wisse er nicht. 
Herr Freiherr von Oppenheinm steellte, nach- 
dem er darauf hingewiesen hatte, daß der Fiskus 
auch als fast alleiniger Landbesitzer ein sehr großes 
Interesse an Landmeliorationen habe, die Frage, 
ob durch groß angelegte irrigation works eine 
Verbesserung des Landes herbeigeführt werden 
könne oder ob auf jeder einzelnen Farm durch 
Niederbringen von Brunnen usw. das Wasser zu 
erschließen wäre. 
Der Vorsitzende antwortete: Da Südwest- 
afrika ein Viehzuchtland sei und in der Haupt- 
sache auch bleiben werde, so komme es in erster 
Linie auch darauf an, daß jeder Farmer auf 
seinen Weiden genügend Tränkstellen habe, die 
durch Brunnenbohrung und Errichtung von kleinen, 
sogenannten Farmdämmen herzustellen wären. 
Im britischen Südafrika gäbe es kaum eine Farm 
ohne einen solchen Damm, und es erscheine zweifel- 
los, daß im Schutzgebiet in dieser Hinsicht noch 
viel geschehen könne, irrigation works seien aber 
nicht ausgeschlossen. So sei ein Projekt, im Süden 
von Keetmanshoop an 2 Naute genannten Plätzen 
Staubecken zu errichten, nur aus Geldmangel 
zurückgestellt. Man beabsichtige dort Kleinsiedler, 
die für die Versorgung von Keetmanshoop mit 
Lebensmitteln von Bedentung sein würden, an- 
sässig zu machen. Bei Windhuk befände sich ein 
größerer Regierungsstaundamm, der sowohl zur 
Bewässerung als zum Viehtränken diene. Während 
des Aufstandes sei es nur durch diese Tränke er- 
möglicht worden, das bei Windhuk konzentrierte 
Vieh zu halten. 
Hierauf wurde in eine Pause eingetreten. 
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Nach Wiederaufnahme der Verhandlung ergriff 
Herr Eduard Woermann das Wort. 
Er stimme im großen und ganzen den Aus- 
führungen des Herrn Dr. Salomonsohn zu. 
Die Summen, die bisher in Südwestafrika 
geliehen worden seien, seien verhältnismäßig klein, 
und ein staatliches Kreditinstitut könne durch Her- 
gabe billigen Geldes nur den Erfolg haben, daß 
relativ sehr mäßige Beträge an Zinsen erspart 
würden. Auf so kleine Verhältnisse einzugehen, 
dürfte nicht angebracht sein. Großes lasse sich 
wohl nur durch Meliorationen erreichen. Im 
übrigen empfehle er, die Befriedigung des Kredit- 
bedürfnisses Privaten zu überlassen. Die Farmer 
stünden mit etwa 6 Millionen Mark in der Schuld 
der Kaufleute. Die Beträge seien zum großen 
  
Teil ohne Sicherheit nur zu dem Zwecke gegeben 
worden, um die betreffenden Geschäfte herein- 
zuholen. Von Kaufleuten sei ihm gegenüber ge- 
äußert worden, wenn sie jetzt ihre Schulden ein- 
treiben würden, so würden ihnen die Hälfte der 
Farmen gehören. Dabei spreche allerdings die 
augenblickliche durch die Trockenheit herbeigeführte 
ungünstige Lage mit. 
Die Kreditverhältnisse würden überhaupt mit 
solcher Sicherheit, wie hier, im Schutzgebiet nicht 
geregelt werden können, weil immer einmal schlechte 
Jahre kommen und dann die Farmer mit Zins- 
zahlung und Amortisotion im Rückstande bleiben 
würden. 
Der Vertreter seines Hauses in Südwestafrika 
habe ihm in einem Briefe folgendes berichtet: 
„UÜber die Aufgaben der Kreditorganisation in 
Südwestafrika wird seit Jahren in allen privaten 
und amtlichen Körperschaften verhandelt und es 
sind so viele Beschlüsse gefaßt worden, daß man 
eigentlich zu der Annahme berechtigt ist, eine 
weitere Besprechung sei überflüssig, zumal ohne 
genaue Kenntnis der örtlichen Verhältnisse eine 
entscheidende Behandlung der Frage kaum möglich 
ist. Auch wird man sich, bevor die Aufgaben 
einer Kreditorganisation festgelegt werden, darüber 
schlüssig werden müssen, eine solche erst zu schaffen. 
Bis jetzt wird das außerordentlich große Kredit- 
bedürfnis Südwestafrikas durch die dort ansässigen 
Geschäftshäuser, Banken und Privatleute in augen- 
scheinlich nicht ausreichendem Maße gedeckt. 
Trotzdem weisen bei einer Anzahl erwerbsfähiger 
Personen von etwa 6000 die Grundbücher schon 
hypothekarisch gesicherte Darlehn und Restkauf- 
gelder in Höhe von rund 18 Millionen Mark 
nach, wobei zu beachten ist, daß die Grundbücher 
in mehreren Bezirken noch in der Einrichtung 
begriffen sind. Die Darlehen im freien Geschäfts- 
verkehr werden von kompetenter Seite auf rund 
6 Millionen Mark geschätzt, doch ist auch diese 
Summe fraglos zu niedrig gegriffen. Bleibt man 
aber bei einer Schuldsumme von 24 Millionen Mark, 
so kommt jeder erwachsene, erwerbstätige Ein- 
wohner Deutsch-Südwestafrikas auf 4000 .“ 
Schulden. 
Zieht man in Betracht, daß die Inhaber und 
Angestellten der größeren Firmen, die Beamten 
der Bergwerks= und Eisenbahn-Gesellschaften und 
Banken in der Regel keine Schulden haben, so 
stellt sich die Schuldsumme der kleineren Geschäfts- 
leute und Farmer noch ungünstiger, als oben 
erwähnt. 
Diese ungünstigen Momente habe ich angeführt, 
um nichts unerwähnt zu lassen, sie sollen aber 
nicht als Beweis dafür gelten, daß ein Kredit- 
institut für Südwestafrika nicht am Platze sei. Es 
sind mir persönlich eine ganze Anzahl sehr fleißiger
	        
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