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Die dem Eigentümer ferner auferlegte Ver-
pflichtung, die Farm zu bewirtschaften, habe
auch kaum je zu Härten geführt, die Vorschrift
sei nötig gewesen, weil es infolge der niedrigen
Preise vorgekommen sei, daß Farmen von vorn-
herein in der Absicht gekauft wurden, sie un-
bewirtschaftet liegen zu lassen, um aus einer
späteren allgemeinen Wertsteigerung Gewinn zu
erzielen.
Auf Ersuchen des Vorsitzenden, sich über die
rechtliche Seite der Frage zu äußern, bemerkte
sodann Herr Geheimrat Meyer-Gerhard:
Er teile die Ansicht des Herrn Vorsitzenden,
daß rechtliche Schwierigkeiten nicht entstehen
würden. Im übrigen wolle er darauf hinweisen,
daß eine dingliche Sicherheit mit Vorrang vor
bereits bestehenden Hypotheken für das Melio-
rationsdarlehn dadurch geschaffen werden könne,
daß man die zu entrichtenden Annuitäten zu
öffentlichen Abgaben erkläre.
Herr Direktor Dr. Tröltsch wies darauf hin,
daß es schwierig sein dürfte, wenn man ein
Personalkreditinstitut schaffe, das Geld zur Melio-
ration, das doch wohl durch Ausgabe von Schuld-
verschreibungen auf den Inhaber beschafft werden
solle, zu erhalten.
Der Vorsitzende bemerkte, er fasse wohl die
Ausführungen der Herren Sachverständigen richtig
dahin zusammen, daß Herr Präsident Heiligen-
stadt für den allgemeinen Kredit freie Genossen-
schaften und nur für den Kredit für große
Meliorationen Zwangsgenossenschaften vorschlage,
Herr Tröltsch dagegen für den gesamten Melio-
rationsbetrieb Zwangsgenossenschaften, für den
übrigen Kredit freie Genossenschaften in Vorschlag
bringe.
Beide Herren bejahten dies.
Auf die Bitte des Herrn Dr. Salomonsohn,
seinen Standpunkt näher zu präzisieren, führte
Herr Heiligenstadt aus: Er halte auf Grund
seiner Kenntnisse der hiesigen Verhältnisse und
seiner allerdings sehr geringen Kenntnisse der
kolonialen Verhältnisse die Gründung eines Real-
kreditinstituts nicht für zweckmäßig. Das zu
gründende Institut müsse aber in etwa vor-
kommenden Fällen auch den Realkredit, der in
der reinen Form eines solchen nicht genommen
werden könne, mit übernehmen, desgleichen den
Kredit für den kleineren Mcliorationskredit, der
dann durch die kleinen Genossenschaften ver-
mittelt werden könnte, während für jede größere
Melioration eine Zwangsgenossenschaft zu gründen
wäre.
Auf eine Frage des Vorsitzenden:
Das Institut, an dessen Gründung er denke, sei
im Schutzgebiete, nicht im Mutterlande zu errichten.
Herr Geheimrat Zoepfl (auf Anfrage): es sei
irreführend, unter dem Ausdruck Personalkredit
hier, wo es sich um landwirtschaftlichen Kredit
handele, auch den rein kaufmännischen Kredit
der Banken zu subsumieren. Dies könne verwirren.
Die afrikanischen Banken gäben rein kaufmännischen
Kredit, aber keinen landwirtschaftlichen Betriebs-
kredit. Für die Befriedigung des Betriebskredits
der Farmer sei durchaus nicht durch die Banken
gesorgt. Lediglich die Windhuker Genossenschafts-
bank befasse sich mit diesem Kreditzweig; die
Afrikabank in Ausnahmefällen, die Westafrikanische
und Ostafrikanische Bank gar nicht. Auch die neue
Handelsbank für Ostafrika werde voraussichtlich
nur den rein kaufmännischen Kredit pflegen.
Herr Woermann bemerkte dazu, die Kredite
der Banken an die Farmer stammten aus der
Stundung von Warenkaufgeldforderungen.
Herr Freiherr von Oppenheim: Wenn
nach dem Vorschlag des Herrn Präsidenten
Dr. Heiligenstadt der hohe Zinsfuß beibehalten
werde, so würde damit der Zweck des neu zu
gründenden Instituts mehr oder weniger para-
lysiert werden. Herr Heiligenstadt halte den
hohen Zinsfuß für erforderlich, um untüchtige
Elemente auszuschalten. Soweit die Farmer
bereits jetzt im Lande seien, sei die Gefahr un-
tüchtiger Elemente wohl nicht groß. Bei Neu-
hinzukommenden habe die Regierung es in der
Hand, sich Unterlagen für die Solldität zu
schaffen.
Herr Woermann: Es sei ihm schwer, dem
Herrn Sachverständigen auf dem ihm fernliegenden
Gebiete zu folgen; in einem Punkte stehe er
jedenfalls zu Herrn Heiligenstadt im Gegensatz: Die
Formen, die sich hier sehr gut bewährten, stimmten
nicht ohne weiteres für Südwestafrika; dort finde
ein reger Wechsel der Bevölkerung statt, da, wie
ihm Exzellenz bestätigen werde, jeder das Be-
streben habe, wieder nach Europa zurückzukehren.
Der Vorsitzende: Er bedauere, Herrn Woer-
mann nicht zustimmen zu können. Nach seinen
Erfahrungen hinsichtlich Südafrika und Südwest-
afrika kehrten wohl vielfach Leute aus Afrika
wieder nach Europa zurück, wenn es ihnen aber
irgend möglich wäre, suchten sie dann wieder nach
Afrika überzusiedeln. Die Anziehungskraft des
afrikanischen Bodens sei erstaunlich groß. Nur
aus gesundheitlichen und ähnlichen Rücksichten,
früher wohl auch wegen der Erziehung der
Kinder, pflegten nach Afrika Ausgewanderte
dauernd nach Europa zurückzukehren.
Herr Präsident Dr. Heiligenstadt: Er
habe seinen Ausführungen vorauggeschickt, daß er
persönlich die Verhältnisse Südwestafrikas nicht
kenne; die Bedenken des Hern Woermann ver-