Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

S# 
Bahn am zweckmäßigsten noch vor Waldau im 
Tal des Kavatuerasane-Riviers abgezweigt würde. 
Von hier aus würde die Strecke bis Karibib 
Gemeinschaftsstück der Ostbahn und der Bahn 
nach Windhuk sein. Aus betriebstechnischen Rück- 
sichten war es daher zweckmäßig, diesem Gemein- 
schaftsstück in der Ausfuhrrichtung eine geringe 
Neigung zu geben, damit für die hier zustoßenden 
Frachten und die daraus folgende Mehrbelastung 
der Züge später nicht besondere schwerere: Loko- 
motiven in Dienst gestellt werden müssen. Bei 
der Bauausführung selbst kam dann für das 
gemeinsame Abzweigungsstück zwischen Okasise 
und dem Kavatuerasane-Rivier auf eine Länge 
von 7 km sowohl für die Einfuhr= wie für die 
Ausfuhrrichtung eine maßgebende Neigung von 
nur 10 v. T. zur Durchführung, da die erwähnten 
Vorarbeiten ergeben hatten, daß sich die Ostbahn 
wahrscheinlich mit einer maßgebenden Neigung 
von 10 v. T. werde bauen lassen. 
Der Umbau selbst vollzog sich in der Weise, 
daß zwischen den beiden auf Kapspur verschraubten 
Schienen eine dritte für die 60 cm Spur ein- 
gelegt wurde. Auf diese Weise war es möglich, 
den Schmalspurbetrieb bis zur Fertigstellung der 
Brücken und der Verlegung des Kapspur-Ober- 
baues beizubehalten und an einem Tage, ohne 
irgendwelche Betriebsstörung und ohne Umladung, 
den Schmalspurbetrieb durch den Kapspurbetrieb 
zu ersetzen. Die dritte Schiene wurde dann 
wieder ausgebaut und auf der Neubaustrecke ver- 
legt. Dieses Verfahren gestattete es, auch einen 
Teil des für die Neubaustrecke benötigten Ober- 
baues — etwa 70 km — von Swakopmund 
bis Windhuk ohne Umladung zu befördern. 
Während der Umbauzeit herrschte auf der 
Strecke ein sehr starker Verkehr. Bei der großen 
Trockenheit des Jahres 1911 mußte das für den 
Bau und Betrieb und die Versorgung der Arbeits- 
schächte und der Baukompagnien nötige Wasser 
zum größten Teil von Johann-Albrechtshöhe 
und Okahandja aus angefahren werden. Dazu 
kamen die Oberbau= und Materialzüge. Zeitweise 
waren täglich bis zu zwölf Maschinen im Dienst. 
Unter den europäischen Verhältnissen würde eine 
solche Belastung ja nichts Außergewöhnliches dar- 
stellen. Auf einer Schmalspurbahn von 60 cm 
Spurweite aber, deren Fahrzeuge bereits stark 
  
215 20 
abgenutzt waren und für deren Streckenunterhal- 
tung keine besonderen Kosten mehr aufgewendet 
werden durften, ferner bei der Notwendigkeit, 
das Gleis an einem Tage oft an mehreren Stellen 
zu beseitigen, um den Oberbau auszuwechseln, 
Brücken einzuschieben oder den Bahnkörper zu 
erhöhen und zu vertiefen und diese Arbeiten durch 
Leute ausführen zu lassen, denen die Grundregeln 
des Fahrdienstes oftmals gänzlich fremd waren — 
unter all diesen Verhältnissen stellte jener Verkehr 
wohl die größte Leistung dar, die auf einer solchen 
Bahn überhaupt erzielt werden kann. 
Beim Umbau der vorhandenen Brücken wurde 
die Frage der Durchflußweiten in jedem einzelnen 
Falle sorgfältig geprüft. Mit Ausnahme der 
Brücke über den Swakop, Okahandja und bei 
Osona konnten die Lichtweiten meist erheblich 
eingeschränkt werden. Die größeren Brücken 
wurden in Eisen, die kleineren fast durchgängig 
in Stein oder aus mit Beton umkleideten Walz- 
eisen, die beim Umbau der alten Brücken ge- 
wonnen wurden, ausgeführt. Bruchsteinmauerwerk 
überwiegt jedoch, und damit sfind der neuen Bahn 
größte Lebensdauer und geringste Unterhaltungs- 
kosten der Bauwerke gesichert. 
Neue Hochbauten wurden vorerst nicht aus- 
geführt. Die Werkstätte in Karibib wurde nur 
in dem nötigsten Maße erweitert, da die Haupt- 
werkstätte später in Windhuk eingerichtet und 
nach Umbau der Strecke Karibib— Usakos, für 
die Vorarbeiten bereits angestellt worden sind, die 
Werkstätte in Karibib mit der in Usakos vereinigt 
werden soll, um die Betriebskosten zu ermäßigen. 
Bei dem Nordstück der Neubaustrecke Wind- 
huk— Keetmanshoop boten besonders die 
Auasberge recht erhebliche Schwierigkeiten. Die 
ersten, die Strecke bis Rehoboth umfassenden 
Vorarbeiten sind bereits im Jahre 1904 von der 
Firma Arthur Koppel angestellt worden. Sie sahen 
für die Uberschreitung des auf 1931 m gelegenen 
Passes die Ausführung eines 300 m langen Tun- 
nels vor, dessen Kosten allein auf 750 000 .% 
geschätzt wurden. Für die ganze Strecke von 
Windhuk nach Rehoboth waren nach dem Etat 
für 1906 11 Millionen Mark angefordert, aber 
nicht bewilligt worden. Mit Genehmigung des 
zweiten Nachtragsetats für das Rechnungsjahr 1909 
wurden dann für den Neubau der ganzen Strecke
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.