Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

W 216 20 
Windhuk— Keetmanshoop 14 Millionen Mark 
zur Verfügung gestellt. 
Diesem erheblichen Betrag entsprechend sind 
in der Zeit vom Mai 1908 bis März 1910 von 
der Verwaltung eingehende Vorarbeiten angestellt 
worden. Dabei wurden nicht nur die technische 
Frage, wie die Anasberge am zweckmäßigsten zu 
überschreiten seien, sondern auch in wirtschaftlicher 
Hinsicht die noch möglichen Linienführungen — 
über Windhuk und Kapsfarmen nach Haza- 
mas oder über Seeis nach Hoachanas und 
östlich des Fischflusses nach Keetmanshoop, wie 
auch über Rehoboth und Kub westlich des Fisch- 
flusses — untersucht. Im Zusammenhang wurde 
dann auch die Frage der Umgehung der Onjati- 
und Auasberge durch eine Linienführung von 
Waldau über Otjihangwe nach Seeis in den 
Bereich der Vermessungen gezogen. Der Landes- 
rat, dem im April 1910 fast das gesamte Material 
vorgelegt werden konnte, hat sich dann für die 
erste Linie über den Auaspaß bei Aris entschieden. 
Bei der Bauausführung selbst wurde der 
Tunnel durch Erhöhung der maßgebenden Neigung 
von 25 auf Tausend auf 29 a. T. vermieden. 
Der Paß ist jetzt mit einem offenen Einschnitt 
überschritten; nur die Pad wurde mit einer 25 m 
langen, tunnelartigen Uberführung über die Bahn 
hinweggelegt. 
Die ausführlichen Vorarbeiten, die auf Grund 
der amtlichen Erkundungen von den beiden bau- 
ausführenden Firmen angestellt worden waren, 
zeitigten bei der Bauausführung selbst noch ver- 
schiedene erhebliche Verbesserungen der Linien- 
führung. Auf Grund jener einstweiligen und der 
dann der Ausführung unmittelbar vorangehenden 
endgültigen Vorarbeiten ist es gelungen, wohl die 
beste und im Betrieb billigste Linie zu finden. 
Als maßgebende Neigungen sind zur Durch- 
führung gelangt: 
Einfuhr- Ausfuhr= 
Strecke richtung richtung 
Windhuk — Auaspaß 29 % 3 % 
Anaspaß —Aris — 15 % 
Aris—Rehoboth 5%0 15 %0 
Rehoboth— Narib. 5%½%% 5 oom 
Narib—Tses. . 5 0/ 9 
Tses — Keetmanshoop 12,5 bzw. 10 bzw. 
16,6 00% 12,5 %½% 
  
Leider hat es sich nicht ermöglichen lassen, 
Gibeon mit der Bahn zu berühren. Sie geht 
etwa 8,4 km östlich davon auf dem Kalkrande 
vorbei. Der Anschluß von Gibeon hätte nicht 
nur einen Mehraufwand von ungefähr 1 Million 
Mark bedingt, sondern neben einer Verlängerung 
der Bahn um 10 km auch die Zulassung einer 
größeren maßgebenden Neigung gefordert. Etwas 
günstiger lagen die Verhältnisse bei Rehoboth, 
das auch 11,5 km westlich von der Bahn liegen 
bleiben mußte. Die Berührung dieses Ortes 
hätte eine Verlängerung der Bahn um 9 km 
und damit eine Verteuerung der Bahn um 
500 000 .“ gefordert. 
Bei der Prüfung der Frage, ob diese Mehr- 
aufwendungen von fast 1,5 Millionen Mark ge- 
rechtfertigt seien, war neben dem örtlichen Be- 
dürfnis des Anschlusses die finanzielle Wirkung 
für das Betriebsergebnis der Bahn zu berücksich- 
tigen. Unter der Annahme einer nur 4prozentigen 
Verzinsung erforderten die Berührung der beiden 
Siedelungen eine jährliche Summe von 60 000 ¼7 
die Betriebskosten der um 9 10 km = 19 km 
längeren Strecke bedingten jährlich weitere 38000.77, 
so daß sich der gesamte Betriebsetat der nunmehr 
gebauten Linie um rund 100 000 7 im Jahre 
billiger stellt. 
Weiter war zu berücksichtigen, daß sämtliche 
übrigen Verfrachter der Nordsüdbahn den Umweg 
von 19 km hätten mitbezahlen müssen und daß 
sich die Mehrkosten für die Tonne im Durchschnitt 
auf 3,8./“7 gestellt hätten. 
Für die Abkürzung der Linie bei Rehoboth 
war aber ausschlaggebend gewesen, daß der 
Bastardrat gebeten hatte, die Bahn, wenn möglich, 
nicht unmittelbar an den Ort heranzuführen. 
Für den Bau selbst lagen die Hauptschwierig- 
keiten zwischen Windhuk und dem nordöstlich 
Rehoboths gelegenen Gebirgszug der Auas--, 
Oamites= und Nauasberge; im Süden haupt- 
sächlich zwischen Keetmanshoop und Tses, 
wie in der Gegend von Narib und Dabib. 
Es waren zum Teil recht erhebliche Felsarbeiten 
zu leisten. Auf diesen Strecken befindet sich auch 
eine Anzahl von größeren Brückenbauten, die 
meist in Eisen ausgeführt wurden. Nur in den 
Anasbergen sind — wie auf der Umbanstrecke —
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.