Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

W 220 20 
Witterungsverhältnisse infolge ungewöhnlich starker Be- 
wölkung und zeitweiliger Nebelbildung für den Tabak 
ungünstig genannt werden müssen und zum Teil starke 
Verluste durch Mehltaubefall herbeiführten, so scheint 
doch das gewonnene Produkt von recht guter Qnalität 
zu sein. Ein ganz bedeutender Unterschied war nach 
dem Standort zu erkennen; während auf tiefgründigem, 
leichtem, humosem Rotlehm ein Blatt von schlechter 
Farbe erzielt wurde, das einer sachgemäßen Trocknung 
große Schwierigkeiten bot, wurde auf stark lava- 
schlackenhaltigem, wenig zersetztem Boden mit schwacher 
Krumentiefe ein sehr feines Blatt von schöner Farbe 
erzielt, das sich auch bei seiner Trockuung als wenig 
empfindlich erwies. Die Samsun-Provenienzen haben 
im allgemeinen weniger befriedigt. Kleine Fermen- 
tierungsversuche sind in das Arbeitsprogramm aufge- 
nommen: ein spezieller Bericht über die Tabakversuche 
mit entsprechenden Proben wird demnächst folgen. 
Die Gesamtanbanfläche des laufenden Jahres wird 
sich in Kibongoto auf 50 bis 60 ha belaufen. Die 
beabsichtigten Pflugarbeiten konnten noch nicht auf- 
genommen werden. da der Boden noch zu stark mit 
Wurzelresten von Bäumen durchsetzt ist. 
Die Arbeiten auf dem Gebiete der Viehzucht 
beschränkten sich vorläufig auf die Zusammenstellung 
  
einer Herde von Eingeborenenrindern, da die Ein- 
führung von enropäischem zuchtvieh der Maul= und 
Klauenseuche wegen noch nicht gestattet ist. Die bis 
jetzt gemachten Erfahrungen sind günstig; nennenswerte 
Erkrankungen oder Verluste sind nicht vorgekommen. 
Die Arbeiterverhältnisse waren meist wenig be- 
friedigend und werden mit zunehmender Erschließung 
des Landes von Tag zu Tag schwieriger. Die An- 
werbung teurer Kontraktarbeiter aus dem Junern wird 
sich in zukunft nicht vermeiden lassen. Zu den Arbeiten 
im Tabakbau wurden vielfach Kinder herangezogen, 
die sich sehr bewährt haben. 
Mit der Errichtung dauernder Wohngebände konnte 
in Rücksicht auf die ständig knappe Arbeiterzahl noch 
nicht begonnen werden: vorläufig ist der Bau eines 
großen Magazins und des Tabakhauses in Vorbereitung, 
um die provisorischen Gebäude, die bisher diesen Zwecken 
dienten, zu ersetzen. 
Die Leitung der Versuchsstation, die auch meterro- 
logische Station erster Ordnung ist, liegt zur geit in 
Händen des landwirtschaftlichen Sachverständigen 
I)#r. Sinning, der den Leiter Dr. Mickel vertritt. 
Ihm stehen zur Seite Assistent Knöller, Hand- 
werker Siebken und der griechische Tabakpflanzer 
Bodjadjoglnu. 
  
* * --—-—-—-—————.... — — — — — — — — 
Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. 
Die Kaohacovalorisation."“) 
Die Kakaovalorisationspläne werden jetzt hier 
verschieden beurteilt, wenn auch zur Zeit noch die 
optimistische Stimmung vorzuherrschen scheint. 
Jedenfalls sind alle darin einig, daß zur Durch- 
führung der Valorisation viel Geld gehört. Ob 
dies wirklich aufsgebracht wird, hängt mit davon 
ab, bis zu welchem Grade und in welcher Weise 
die hiesige Staatsregierung die Kakaointeressenten 
finanziell unterstützt. Gegenwärtig läßt sich über 
etwaige Regierungsmaßnahmen, die sich auf die 
Kakaovalorisation beziehen, nicht einmal eine Ver- 
mutung aussprechen. Etwaige Regierungsmaß- 
nahmen dürften frühestens im Februar d. Is. zu 
erwarten sein. 
Dem Vernehmen nach sind die hiesigen Kakao- 
interessenten nicht geneigt, auf den portugiesischen 
Vorschlag einzugehen und ihren Kakao, der sich 
hier bei mittlerer Qualität nur etwa zwei bis 
drei Monate lagern läßt, nach Lissabon zur Auf- 
speicherung zu übersenden. Ganz abgesehen von 
der Kostenfrage fürchten sie, daß sie ihre Interessen 
bei den Verkäufen drüben nicht genügend wahren 
könnten, selbst wenn, wie beabsichtigt, ein inter- 
nationaler Ausschuß eingesetzt werden sollte. 
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Bahin 
vom 29. Dezember 1911.) 
*) Vgl. „D. Rol. Bl.“ 1912, S. St. 
  
Der Cissaboner Khahdomaorkt im Januar 1912.“) 
Im Januar ist der Kakaopreis in Lissabon 
bis auf 3600 Reis gesunken, und da das Geschäft 
andauernd flau bleibt, so ist vorläufig keine Aus- 
sicht auf eine Besserung des Preises vorhanden. 
Im Januar 1912 (und 1911) betrug die Zu- 
fuhr 78749 (57 741), die Ausfuhr 29 900 
(74039) und der Vorrat am 31. Januar 214849 
(107 188) Sack. 
Die Ausfuhrzahl steht bedeutend hinter der 
des Vorjahres zurück, was zum Teil darauf zu- 
rückzuführen ist, daß ein Teil des zur Ausfuhr 
bereit liegenden Kakaos infolge des Generalstreiks 
in den letzten Tagen des Januar nicht verladen 
werden konnte und somit erst im Februar zur 
Ausfuhr kommt. Dadurch erscheint die Vorrats- 
zahl auch höher, als sie unter normalen Verhält- 
nissen gewesen sein würde. 
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Lissabon.) 
Kahaomaorht auf Ceylon.““) 
In der Zeit vom 1. Jannar bis 31. Dezember 
1911 betrug die Ausfuhr von Ceylon-Kakao 
60 310 ewt gegen 66 788 ewt in der gleichen 
Zeit des Vorjahres. 
Die Ausfuhr verteilt sich in dem genannten 
Zeitraum 1911 (und 1910) auf die einzelnen 
*) Agl. „D. Kol. Bl.“ 1912, S. 176. 
**) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1911, S
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.