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Witterungsverhältnisse infolge ungewöhnlich starker Be-
wölkung und zeitweiliger Nebelbildung für den Tabak
ungünstig genannt werden müssen und zum Teil starke
Verluste durch Mehltaubefall herbeiführten, so scheint
doch das gewonnene Produkt von recht guter Qnalität
zu sein. Ein ganz bedeutender Unterschied war nach
dem Standort zu erkennen; während auf tiefgründigem,
leichtem, humosem Rotlehm ein Blatt von schlechter
Farbe erzielt wurde, das einer sachgemäßen Trocknung
große Schwierigkeiten bot, wurde auf stark lava-
schlackenhaltigem, wenig zersetztem Boden mit schwacher
Krumentiefe ein sehr feines Blatt von schöner Farbe
erzielt, das sich auch bei seiner Trockuung als wenig
empfindlich erwies. Die Samsun-Provenienzen haben
im allgemeinen weniger befriedigt. Kleine Fermen-
tierungsversuche sind in das Arbeitsprogramm aufge-
nommen: ein spezieller Bericht über die Tabakversuche
mit entsprechenden Proben wird demnächst folgen.
Die Gesamtanbanfläche des laufenden Jahres wird
sich in Kibongoto auf 50 bis 60 ha belaufen. Die
beabsichtigten Pflugarbeiten konnten noch nicht auf-
genommen werden. da der Boden noch zu stark mit
Wurzelresten von Bäumen durchsetzt ist.
Die Arbeiten auf dem Gebiete der Viehzucht
beschränkten sich vorläufig auf die Zusammenstellung
einer Herde von Eingeborenenrindern, da die Ein-
führung von enropäischem zuchtvieh der Maul= und
Klauenseuche wegen noch nicht gestattet ist. Die bis
jetzt gemachten Erfahrungen sind günstig; nennenswerte
Erkrankungen oder Verluste sind nicht vorgekommen.
Die Arbeiterverhältnisse waren meist wenig be-
friedigend und werden mit zunehmender Erschließung
des Landes von Tag zu Tag schwieriger. Die An-
werbung teurer Kontraktarbeiter aus dem Junern wird
sich in zukunft nicht vermeiden lassen. Zu den Arbeiten
im Tabakbau wurden vielfach Kinder herangezogen,
die sich sehr bewährt haben.
Mit der Errichtung dauernder Wohngebände konnte
in Rücksicht auf die ständig knappe Arbeiterzahl noch
nicht begonnen werden: vorläufig ist der Bau eines
großen Magazins und des Tabakhauses in Vorbereitung,
um die provisorischen Gebäude, die bisher diesen Zwecken
dienten, zu ersetzen.
Die Leitung der Versuchsstation, die auch meterro-
logische Station erster Ordnung ist, liegt zur geit in
Händen des landwirtschaftlichen Sachverständigen
I)#r. Sinning, der den Leiter Dr. Mickel vertritt.
Ihm stehen zur Seite Assistent Knöller, Hand-
werker Siebken und der griechische Tabakpflanzer
Bodjadjoglnu.
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Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten.
Die Kaohacovalorisation."“)
Die Kakaovalorisationspläne werden jetzt hier
verschieden beurteilt, wenn auch zur Zeit noch die
optimistische Stimmung vorzuherrschen scheint.
Jedenfalls sind alle darin einig, daß zur Durch-
führung der Valorisation viel Geld gehört. Ob
dies wirklich aufsgebracht wird, hängt mit davon
ab, bis zu welchem Grade und in welcher Weise
die hiesige Staatsregierung die Kakaointeressenten
finanziell unterstützt. Gegenwärtig läßt sich über
etwaige Regierungsmaßnahmen, die sich auf die
Kakaovalorisation beziehen, nicht einmal eine Ver-
mutung aussprechen. Etwaige Regierungsmaß-
nahmen dürften frühestens im Februar d. Is. zu
erwarten sein.
Dem Vernehmen nach sind die hiesigen Kakao-
interessenten nicht geneigt, auf den portugiesischen
Vorschlag einzugehen und ihren Kakao, der sich
hier bei mittlerer Qualität nur etwa zwei bis
drei Monate lagern läßt, nach Lissabon zur Auf-
speicherung zu übersenden. Ganz abgesehen von
der Kostenfrage fürchten sie, daß sie ihre Interessen
bei den Verkäufen drüben nicht genügend wahren
könnten, selbst wenn, wie beabsichtigt, ein inter-
nationaler Ausschuß eingesetzt werden sollte.
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Bahin
vom 29. Dezember 1911.)
*) Vgl. „D. Rol. Bl.“ 1912, S. St.
Der Cissaboner Khahdomaorkt im Januar 1912.“)
Im Januar ist der Kakaopreis in Lissabon
bis auf 3600 Reis gesunken, und da das Geschäft
andauernd flau bleibt, so ist vorläufig keine Aus-
sicht auf eine Besserung des Preises vorhanden.
Im Januar 1912 (und 1911) betrug die Zu-
fuhr 78749 (57 741), die Ausfuhr 29 900
(74039) und der Vorrat am 31. Januar 214849
(107 188) Sack.
Die Ausfuhrzahl steht bedeutend hinter der
des Vorjahres zurück, was zum Teil darauf zu-
rückzuführen ist, daß ein Teil des zur Ausfuhr
bereit liegenden Kakaos infolge des Generalstreiks
in den letzten Tagen des Januar nicht verladen
werden konnte und somit erst im Februar zur
Ausfuhr kommt. Dadurch erscheint die Vorrats-
zahl auch höher, als sie unter normalen Verhält-
nissen gewesen sein würde.
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Lissabon.)
Kahaomaorht auf Ceylon.““)
In der Zeit vom 1. Jannar bis 31. Dezember
1911 betrug die Ausfuhr von Ceylon-Kakao
60 310 ewt gegen 66 788 ewt in der gleichen
Zeit des Vorjahres.
Die Ausfuhr verteilt sich in dem genannten
Zeitraum 1911 (und 1910) auf die einzelnen
*) Agl. „D. Kol. Bl.“ 1912, S. 176.
**) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1911, S