Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

W 483 20 
Samoa. 
Gerichtsassistent v. Egidy ist am 13. März 
im Schutzgebiet wiedereingetroffen. 
  
Wegebauaufseher Brenner hat am 4. April 
einen Heimaturlaub nach Deutschland angetreten. 
  
Polizeiwachtmeister Pusch hat am 23. April, 
Regierungs= und Stabsarzt Dr. Keller und Steno- 
graph Keller haben am 21. Mai die Ausreise 
nach Apia angetreten. 
  
  
  
  
  
  
  
Tichtamtlicher Teil 
  
  
  
  
  
  
  
Nachrichten aus den deutschen Schutzgebieten. 
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) 
Deutsch-Ostafrika. 
Die Hleinstedelungen am OMeruberg. 
Von Generaloberargt Professor Dr. Stendel. 
Während die Deutsch-Russen am Meruberg 
im allgemeinen nicht bodenständig geworden sind, 
scheinen nach den Wahrnehmungen, die ich bei 
meiner letzten Dienstreise durch Deutsch-Ostafrika 
gemacht habe, die Palästina-Deutschen ein 
weit geeigneteres Material für Kleinsiedelungen 
zu sein. Von den Deutsch-Russen, die vor sechs 
Jahren zugewandert sind, haben die meisten Ost- 
afrika wieder den Rücken gekehrt und die noch 
ansässigen beschäftigen sich hauptsächlich wie die 
Buren mit Frachtfahren. 
Die Palästina-Deutschen sind erst seit andert- 
halb Jahren in Deutsch-Ostafrika, ihre Gehöfte 
zeigen aber schon jetzt ein erfreuliches Bild land- 
wirtschaftlicher Betriebsamkeit. Sie haben das 
Land, das am Fuße des Meru die aus zer- 
fallenem vulkanischen Boden entstandene schwarze 
fruchtbare Erde aufweist, künstlich bewässert und 
jede der fünf Familien hat zunächst mit den aus 
Palästina mitgebrachten Kulturpflanzen und an- 
deren tropischen und subtropischen, ja selbst mit 
europäischen Pflanzen einen Versuchsgarten an- 
gelegt. Man sieht neben Zitronen, Apfelsinen, 
Mandelbäumen, Oliven, Kaffee, Tabak auch Wein, 
Apfel und Birnen. In größerem Umfang bauen 
die Leute vorerst Mais, Kartoffeln und verschiedene 
Getreidesorten. 
kanischen Buckelrindern, von denen sechs vor einen 
Pflug gespannt werden. Das Pflügen und die 
meisten landwirtschaftlichen Arbeiten werden von 
den Ansiedlern und ihren zahlreichen Familien- 
angehörigen selbst besorgt. Erfreulich ist es auch 
zu sehen, daß die Kinder nicht der Obhut von 
Eingeborenen anvertraut, sondern von ihren 
älteren Geschwistern oder den Müttern selbst be- 
hütet werden; dadurch werden für die nach- 
wachsende Generation Gefahren vermieden, welche 
Gepflügt wird mit den ostafri- 
  
  
in anderen Ländern mit gemischter Bevölkerung, 
z. B. in Südafrika, schon zu offenbaren Schäden 
geführt haben. 
Leider sind die Palästina-Deutschen von Krank- 
heit nicht verschont geblieben. Zwei der Familien= 
väter sind an Schwarzwasserfieber und einige 
Kinder an Malaria erkrankt. Damit ist erwiesen, 
daß" auch die Höhenlage von Aruscha nicht 
malariafrei ist. Allerdings sind die gegenwärtigen 
Verhältnisse auch für die Entstehung von Malaria 
besonders günstig, weil die neu angelegten Wasser- 
gräben an einigen Stellen undicht geworden sind 
und dadurch Uberschwemmungen und Sumpf- 
bildung in nächster Nähe der provisorischen Häuser, 
in welchen die Ansiedler und ihre Angehörigen 
ohne Moskitonetze zu schlafen pflegen, veranlaßt 
haben. Unter diesen Verhältnissen muß man sich 
darüber wundern, daß die Malaria nicht noch 
mehr Boden gewonnen hat und daß die Kinder 
beinahe ohne Ausnahme ein blühendes Aussehen 
zeigen. Jedenfalls ist aber, ehe die Malaria 
noch weiter um sich greift, Abhilfe durch Ab- 
dichtung der Bewässerungsgräben und Bau von 
soliden Häusern in besserer Lage dringend not- 
wendig. 
Bemerkenswert ist noch, daß die Palästina- 
Deutschen so dicht am Aquator unter einfachen 
Filzhüten den ganzen Tag im Freien zu arbeiten 
vermögen. Ja die Kinder, unter denen sich auch 
blondhaarige und blauäugige befinden, setzen sich 
bei ihren Spielen oft ungeschützt der Sonne aus. 
Trotzdem sind Erkrankungen an Sonnenstich bisher 
nicht vorgekommen. Die Ansiedler sagen, daß 
die Sonne am Meruberg in den Mittags- 
stunden stärker brenne als in Palästina, daß sie 
aber im allgemeinen im ostafrikanischen Hochland 
die Hitze weniger drückend empfinden, als in 
ihrer früheren Heimat. Ob Deutsche, welche 
direkt aus der Heimat an den Aquator kommen, 
sich ebenso leicht und ohne Opfer an die Tropen- 
sonne gewöhnen würden, ist fraglich. Es ist 
nicht ausgeschlossen, daß die etappenweise Akkli- 
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