Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Die Patrouille Batinga stieß in Buri auf 
heftigeren Widerstand, wobei der farbige Gefreite 
Sandi durch einen Dolchstoß ins Gesicht im 
Handgemenge verwundet wurde. Es wurden 47 
Gefangene eingebracht. 
Da der Arnado Ilinga sich vermutlich in 
allernächster Nähe versteckt hielt, wurde vom Rest 
der Truppe das ganze außerordentlich unübersicht- 
liche, von tiefen Schluchten zerissene Gelände 
systematisch abgesucht, IJlinga wurde jedoch nicht 
gefunden. 
Auch am anderen Tage blieb das Suchen nach 
dem Arnado ohne Ergebnis. Seine Festnahme 
wurde auf spätere Zeit verschoben und dem zu 
errichtenden Offizier-Wanderposten überlassen. Ein 
augenblickliches weiteres Suchen würde einen 
großen Zeitverlust bedeutet haben. 
Die Arnados von Milipa, Gungurunga und 
Kundulanga stellten sich mit Rindern als Sühne- 
geschenken. Die gefangenen Weiber und Kinder 
wurden ihnen zurückgegeben, die Männer jedoch 
als Strafarbeiter zu vorübergehendem Aufenthalt 
nach Garua mitgenommen. 
Der Expeditionsführer beschloß, um die ihm 
zur Verfügung stehende Zeit voll ausnutzen zu 
können, weiter nach Bala ins Gebiet der Basseo- 
Heiden zu marschieren. Die männlichen Ge- 
fangenen aus Musulwa, Milipa, Kundulanga, 
Gungurunga und Buri wurden mitgenommen, 
die weiblichen Gefangenen aus Buri dem Macht- 
haber von Gela übergeben, der sie in Schutzhaft 
nehmen sollte, bis der Arnado von Buri sich ge- 
stellt haben würde. 
Das Unternehmen bedeutete einen militärischen 
und politischen Erfolg, der jedoch erst vollständig 
ist, wenn die Gefangennahme des Arnado Ilinga 
von Musulwa gelungen sein wird. 
Uber Bala wurde der Marsch nach Ndili 
fortgesetzt, um die Ndili-Heiden, die sich umfang- 
reiche und fortgesetzte Räubereien hatten zuschulden 
kommen lassen, am Morgengrauen des nächsten 
Tages zu überraschen. Es wurde geplant, die 
Nacht über zu marschieren, in der Nähe der auf 
einer schwer zugänglichen Berggruppe gelegenen 
Ndili-Dörfer ein Versteck zu suchen, bei Morgen- 
grauen die Einwohner zu überraschen und mög- 
lichst viele Gefangene und Rinder einzubringen. 
Die Überraschung der Ndili-Heiden in der 
Morgendämmerung des 31. Oktober war voll- 
ständig. Trotzdem sie in den Dörfern hartnäckigen 
Widerstand leisteten, wurden ihnen 54 Rinder und 
über 100 Stück Kleinvieh abgenommen; außer- 
dem wurden 20 männliche Gefangene gemacht. 
Die Heiden wehrten sich sehr tapfer; es gelang 
ihnen sogar, vorübergehend einen der Soldaten 
gefangen zu nehmen, der aber gleich wieder be- 
freit wurde. Unsererseits fielen 2 eingeborene 
  
Führer durch Giftpfeilschüsse, ferner wurde der 
Soldat Rjama durch einen Speerstoß in das Ge- 
sicht schwer verwundet. Es gelang jedoch, ihn 
durch sofort angewandte Gegengifte nach wochen- 
langer Behandlung zu retten. Am Mittag war 
der Widerstand der Heiden gebrochen. 
Am anderen Tage kam der Arnado Oba von 
Ndili mit seinen Großleuten und mit Sühne- 
geschenken und bot seine Unterwerfung an. Aus 
dem Beutevieh wurden ihm eine Anzahl Stücke 
zurückgegeben. Der Rest wird zur Deckung der 
Expeditionskosten verkauft, bzw. den beraubten 
früheren Eigentümern überlassen. Die Gefangenen 
wurden zur Strafarbeit nach Garua gebracht. 
Der Expeditionsführer begab sich, da die 
Aktion im wesentlichen als beendet anzusehen war, 
nunmehr mit den Kriegsgefangenen über Ngomna, 
Basseo und Gasiga nach Garua zurück. Leut- 
nant v. der Planitz mit 20 Mann soll zur Unter- 
suchung und Erledigung einer Anzahl von gering- 
fügigeren Klagesachen im Expeditionsgebiet ver- 
bleiben, von Dorf zu Dorf ziehen, das Vertrauen 
der Heiden zu gewinnen suchen, Streitfälle er- 
ledigen, die Heiden zu Arbeiten (Wegebau und 
Trägerdienst) sowie zur Zahlung von Tribut (Korn) 
heranziehen und so die gänzliche Befriedung des 
Gebiets allmählich herbeiführen. Als Basis hat 
er in dem an der Straße Marua— Mubi gelegenen 
großen Ort Ba ein Standlager errichtet. 
In militärischer Hinsicht kann die Erx- 
pedition als durchaus gelungen betrachtet werden. 
Man hatte es mit einem Gegner zu tun, der 
nicht nur hartnäckigen Widerstand leistete, sondern 
auch, wie am ersten und vierten Gefechtstage, an- 
griffsweise vorging und es zum Handgemenge 
kommen ließ. Das zerklüftete, überall Schlupf- 
winkel und Verteidigungsmöglichkeiten gewährende 
Bergland und die befestigten Dörfer gaben den 
im eigenen Lande kämpfenden Gegner einen nicht 
zu unterschätzenden Vorteil über unsere Truppe. 
Die Bewaffnung des Gegners mit den unheim- 
lichen Giftwaffen stellte an den Mut der Soldaten 
hohe Anforderungen. 
Der politische Erfolg ist ebenfalls ganz un- 
verkennbar. Die friedlichen Elemente in und bei 
dem Expeditionsgebiet haben die Bestrafung der 
räuberischen Stämme als eine ihnen von der 
Residentur gewährte Hilfe sehr wohl empfunden. 
Dem Recht ist durch Befreiung einer großen An- 
zahl geraubter Leute und Rückgabe gestohlener 
Herden sowie durch die Bestrafung der Schuldigen 
Genüge geschehen. Die Sicherheit in jenem Ge- 
biet hat zugenommen. Die noch vorhandenen 
zweifelhaften und schlechten Elemente sind durch 
die Bestrafung ihrer Nachbarn eingeschüchtert.
	        
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