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Die Patrouille Batinga stieß in Buri auf
heftigeren Widerstand, wobei der farbige Gefreite
Sandi durch einen Dolchstoß ins Gesicht im
Handgemenge verwundet wurde. Es wurden 47
Gefangene eingebracht.
Da der Arnado Ilinga sich vermutlich in
allernächster Nähe versteckt hielt, wurde vom Rest
der Truppe das ganze außerordentlich unübersicht-
liche, von tiefen Schluchten zerissene Gelände
systematisch abgesucht, IJlinga wurde jedoch nicht
gefunden.
Auch am anderen Tage blieb das Suchen nach
dem Arnado ohne Ergebnis. Seine Festnahme
wurde auf spätere Zeit verschoben und dem zu
errichtenden Offizier-Wanderposten überlassen. Ein
augenblickliches weiteres Suchen würde einen
großen Zeitverlust bedeutet haben.
Die Arnados von Milipa, Gungurunga und
Kundulanga stellten sich mit Rindern als Sühne-
geschenken. Die gefangenen Weiber und Kinder
wurden ihnen zurückgegeben, die Männer jedoch
als Strafarbeiter zu vorübergehendem Aufenthalt
nach Garua mitgenommen.
Der Expeditionsführer beschloß, um die ihm
zur Verfügung stehende Zeit voll ausnutzen zu
können, weiter nach Bala ins Gebiet der Basseo-
Heiden zu marschieren. Die männlichen Ge-
fangenen aus Musulwa, Milipa, Kundulanga,
Gungurunga und Buri wurden mitgenommen,
die weiblichen Gefangenen aus Buri dem Macht-
haber von Gela übergeben, der sie in Schutzhaft
nehmen sollte, bis der Arnado von Buri sich ge-
stellt haben würde.
Das Unternehmen bedeutete einen militärischen
und politischen Erfolg, der jedoch erst vollständig
ist, wenn die Gefangennahme des Arnado Ilinga
von Musulwa gelungen sein wird.
Uber Bala wurde der Marsch nach Ndili
fortgesetzt, um die Ndili-Heiden, die sich umfang-
reiche und fortgesetzte Räubereien hatten zuschulden
kommen lassen, am Morgengrauen des nächsten
Tages zu überraschen. Es wurde geplant, die
Nacht über zu marschieren, in der Nähe der auf
einer schwer zugänglichen Berggruppe gelegenen
Ndili-Dörfer ein Versteck zu suchen, bei Morgen-
grauen die Einwohner zu überraschen und mög-
lichst viele Gefangene und Rinder einzubringen.
Die Überraschung der Ndili-Heiden in der
Morgendämmerung des 31. Oktober war voll-
ständig. Trotzdem sie in den Dörfern hartnäckigen
Widerstand leisteten, wurden ihnen 54 Rinder und
über 100 Stück Kleinvieh abgenommen; außer-
dem wurden 20 männliche Gefangene gemacht.
Die Heiden wehrten sich sehr tapfer; es gelang
ihnen sogar, vorübergehend einen der Soldaten
gefangen zu nehmen, der aber gleich wieder be-
freit wurde. Unsererseits fielen 2 eingeborene
Führer durch Giftpfeilschüsse, ferner wurde der
Soldat Rjama durch einen Speerstoß in das Ge-
sicht schwer verwundet. Es gelang jedoch, ihn
durch sofort angewandte Gegengifte nach wochen-
langer Behandlung zu retten. Am Mittag war
der Widerstand der Heiden gebrochen.
Am anderen Tage kam der Arnado Oba von
Ndili mit seinen Großleuten und mit Sühne-
geschenken und bot seine Unterwerfung an. Aus
dem Beutevieh wurden ihm eine Anzahl Stücke
zurückgegeben. Der Rest wird zur Deckung der
Expeditionskosten verkauft, bzw. den beraubten
früheren Eigentümern überlassen. Die Gefangenen
wurden zur Strafarbeit nach Garua gebracht.
Der Expeditionsführer begab sich, da die
Aktion im wesentlichen als beendet anzusehen war,
nunmehr mit den Kriegsgefangenen über Ngomna,
Basseo und Gasiga nach Garua zurück. Leut-
nant v. der Planitz mit 20 Mann soll zur Unter-
suchung und Erledigung einer Anzahl von gering-
fügigeren Klagesachen im Expeditionsgebiet ver-
bleiben, von Dorf zu Dorf ziehen, das Vertrauen
der Heiden zu gewinnen suchen, Streitfälle er-
ledigen, die Heiden zu Arbeiten (Wegebau und
Trägerdienst) sowie zur Zahlung von Tribut (Korn)
heranziehen und so die gänzliche Befriedung des
Gebiets allmählich herbeiführen. Als Basis hat
er in dem an der Straße Marua— Mubi gelegenen
großen Ort Ba ein Standlager errichtet.
In militärischer Hinsicht kann die Erx-
pedition als durchaus gelungen betrachtet werden.
Man hatte es mit einem Gegner zu tun, der
nicht nur hartnäckigen Widerstand leistete, sondern
auch, wie am ersten und vierten Gefechtstage, an-
griffsweise vorging und es zum Handgemenge
kommen ließ. Das zerklüftete, überall Schlupf-
winkel und Verteidigungsmöglichkeiten gewährende
Bergland und die befestigten Dörfer gaben den
im eigenen Lande kämpfenden Gegner einen nicht
zu unterschätzenden Vorteil über unsere Truppe.
Die Bewaffnung des Gegners mit den unheim-
lichen Giftwaffen stellte an den Mut der Soldaten
hohe Anforderungen.
Der politische Erfolg ist ebenfalls ganz un-
verkennbar. Die friedlichen Elemente in und bei
dem Expeditionsgebiet haben die Bestrafung der
räuberischen Stämme als eine ihnen von der
Residentur gewährte Hilfe sehr wohl empfunden.
Dem Recht ist durch Befreiung einer großen An-
zahl geraubter Leute und Rückgabe gestohlener
Herden sowie durch die Bestrafung der Schuldigen
Genüge geschehen. Die Sicherheit in jenem Ge-
biet hat zugenommen. Die noch vorhandenen
zweifelhaften und schlechten Elemente sind durch
die Bestrafung ihrer Nachbarn eingeschüchtert.