Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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nach dem Ende des Jahres 1909 angepflanzten Areals, 
sowie ohne daß die Ausbente der Staaten Kedah, Perlis, 
Kelantan und Tringgann überhaupt in Berechnung 
gegogen worden sind. Dies läßt einen ziemlich weiten 
Spielraum für unvorhergesehenec schädliche Einflüsse 
und die Pflangungeindustrie müßte schon durch eine 
schlimme Katastrophe heimgesucht werden, wenn die 
70 000 Tons im Jahre 1916 nicht erreicht werden 
könnten. 
Wenn die „Malur AMaile#in ihrer Berechnung zu 
optimistisch ist (nach der amtlichen Staiistik beträgt 
das Ende 1910 mit Kautschuk angepflangte Arcal in 
Britisch-Malaya nur 362 853 Acres anstatt 423 000 
Acres) und die in der Einleitung dieses Berichts auf- 
geführten Mißstände nicht genügend berücksichtigt, so ist 
die „Straits Times: in ihrer Schätzung (wonach die 
Ausbeute für ganz Britisch-Malaya nicht mehr als 
40 000 Tons betragen soll) doch wohl etwas zu pessi- 
mistisch gewesen. Denn wenn auch ein zweiter „Boom“ 
ausgeschlossen scheint, so besteht doch bei dem augen- 
blicklichen Angiehen der Kautschukpreise die Hoffnung, 
daß das erwartete Sinken der Preise auf 3 sh in aller- 
nächster Zukunft nicht eintreten kann, weil der Bedarf 
an Rohkautschuk das Angebot noch bei weitem über- 
treffen soll. Die guten Preise werden es Gesellschaften 
mit ungenügendem Betriebskapital ermöglichen, mit 
dem Erlös ihrer laufenden Erträge jedenfalls weiter 
zu wirtschaften und einen Zusammenbruch zu vermeiden. 
Auch hofft man, daß das jetzt mehr als erwartet in 
die malayische Kautschukindustrie fließende amerikanische 
Kapital zu ihrer Gesundung beitragen wird. Ferner 
werden die Rubber Plantation Trusts dafür Sorge 
tragen, daß die von ihnen finanzgierten RKautschuk- 
pflauzungen sich halten. 
Infolge der Unsicherheit über Lage und Aussichten 
des Rautschukmarktes war das Geschäft in Kantschnk- 
aktien während fast des ganzen Jahres sehr still. 
In den Monaten Iunni, Juli und August, als die 
Kautschukpreise am niedrigsten waren, kam es ganz 
zum Stillstand und wurde erst wieder zu Ende No- 
vember etwas reger. Es wird hier vielfach ange- 
nommen, daß Kautschukaktien ihren niedrigsten Stand 
überwunden haben, das heißt, die der besten und 
besseren Kautschukgesellschaften; die der schlechteren 
Unternehmungen werden natürlich fallen, bis sie ver- 
schwinden. Der gewöhnliche Kapitalsanlagesuchende 
ist jedoch kaum in der Lage, die bei der Bewertung 
der Kamschukaktien in Frage kommenden Faktoren ab- 
zuschätzen. Eine Einteilung der Rautschukunternehmungen 
in Klassen, von denen man einheitliche Ergebnisse er- 
warten könnte, ist eben nicht möglich, da es keine 
einheitlichen grundlegenden Bedingungen dafür gibt. 
Bodenbeschaffenheit ist eine dieser Bedingungen. 
Jungfräulicher Boden, auf dem nie Zwischenkulturen 
gepflanzzt worden sind, ist zweifellos der beste. 
och wichtiger als die Bodenbeschaffenbeit sind die 
klimatischen Verhältnisse. Der Hevcabaum ge- 
deiht am besten, wo heiße Sonnenglut und tropische 
Regengüsse in eintöniger Regelmäßzigkeit abwechseln, 
wo großere Temperaturfälle des Nachts und längere 
Dürren nicht vorkommen und die Luft ewig feucht bleibt. 
Dann ist die Frage der Zwischenkulturen in 
Betracht zu ziehen. Sie bildeten in Gründungs- 
prospekten ein gutes Lockmittel, und man hoffte mit 
ihren Erträgen die Kosten der Bewirtschaftung der 
Rlantage bis zur Ertragfähigkeit der Kautschukbäume 
zu verkleinern und frührceitig Dividende zu zallen. 
In Wirklichkeit haben die wenigsten Kautschukpflanzungen 
von Zwischenkulturen Vorteil gehabt, und ihr Anbau 
wird nach und nach ganz ausgegeben. 
  
Das Jäten und Reinhalten der Pflanzungen 
ist von hoher Bedeutung für das Gedeihen der Kaut- 
schukbäume. 
Von großer Wichtigkeit für die Rentabilität einer 
Kantschukpflanzung ist ferner die Arbeiterfrage. 
Nach einer amtlichen Bekanntmachung dürfen Chinesen 
von jetzt ab nicht länger als 300 Arbeitstage kon- 
traktlich verpflichtet werden, vom 1. Juli 1914 ab soll 
die Anwerbungchinesischer Kontraktkulis verboten werden. 
Ein weiterer bei der Bewertung eines Unter- 
nehmens (bzw. dessen Aktien! zu berücksichrigender 
Umstand sind die Transportverhältnisse. Piflan- 
zungen, die an der Eisenbahnlinie oder in der Nähe 
eines Hafens oder einer größeren Ortschaft liegen, 
haben naturgemäß große Vorteile binsichtlich des 
Transports gegenüber Pflanzungen, die in den fast 
wegelosen Gebieten von Malakka, Johore, Pahang, 
Kedah oder Kelantan belegen sind. Besonders kapital- 
kräftige Unternehmungen legen deshalb nicht nur Wege 
und Brücken, sondern auch Trolleybahnen und leichte 
schmalspurige Eisenbahnen an, mit deren Hilfe die 
Laterkannen usw. befördert werden. Unternehmungen. 
die Anlagen dieser Art aus ihren jetzigen Einnahmen 
decken können, sind natürlich anders zu bewerten, als 
solche, an die diese Probleme herantreten, wenn die 
Rautschukpreise auf 3 sh oder weniger gesunken sind. 
Während des Jahres 1911 sind stetig Fortschritte 
hinsichtlich der Aufbereitung des Kautschuks auf 
den Pflanzungen gemacht worden. Die meisten Pflan- 
zungen mit größeren Kautschukerträgen arbeiten heute 
mit modernen Aufbereitung: emaschinen und sind somit 
in der Lage, ständig eine gleiche Qualität Kautschuk 
heränstellen. Als beste Aufbereitungsart gilt die Ver- 
arbeitung zu mittelstarkem Crépe, weil in dieser Form 
größere Mengen Kautschuk ökonomisch in gleichmäßiger 
Qualität und doch mit möglichster Schonung während 
der maschinellen Behandlung aufbereitet werden können, 
und zwar erstklassige Later sowohl wie Abfälle. Der 
weitaus größte Teil der biesigen Produktion gelangt 
deshalb als Crepe zur Verschiffung, und dic verhältnis- 
mäßig hohen Preise, die für minderwertige Kautschuk- 
sorten in dieser Aufbereitung bezahlt! werden, beweisen 
die Bewährtheit dieser Methode. In Singapore werden 
in einem hinesischen Fabrikbetriebe auch wilde Kautschuk- 
arten zu Crope verarbeitet. 
Mit dem Räuchern des Kautschuks sind ver- 
schiedentlich sehr gute Ergebnisse erzielt worden. Cs 
fehlt aber noch an einem wirklich zuverlästigen Ver- 
sahren, durch das der Rautschuk sorgfältig und gleich- 
mäßig geräuchert werden kann. Auf dem Markte be- 
gegnet geräucherter Kantschuk wegen seiner dunklen 
Farbe dem Vorurteil, daß man nicht mit Sicherheit 
feststellen kann, ob zu einem angeblich erstklassigen 
Produkt auch wirklich die erfte Latex verwendet worden 
ist. Ferner ist man bemüht. ein zuverlässiges Ver- 
fahren zum schnellen Trocknen des aufbereiteten Kant- 
schuks zu ermitteln. 
Die seitens der Handelskammern eingeführten 
Anktionen in Singapore (sieden Dienstag) und in 
Malakka (jeden Sonnabend) sind von Anfang an zu- 
friedenstellend verlaufen. Seit dem Janar werden 
solche Auktionen auch in KHnala Lumpur ljeden zweiten 
Freitag) abgehalten. Es handelt sich vorläufig um 
kleinere Posten, die von den Kantschukgärten der Ein- 
geborenen und von kleineren europäischen Pflan zungs- 
unternehmungen hereinkommen. In Singaporc wurden 
auf den Aunktionen im vergangenen Jahre (vom 
12. September bis zum 31. Dezember) zusammen 
172 802 lbs versteigert. Auf der ersten Auktion in 
Kuala Lumpur am 12. Jannuar wurden 70 Pikuls an- 
geboten. Die Zahlen für Malakka sind nicht erhältlich.
	        
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