Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Die Gummiwarenfabrik in Singapore ent= Bodens für den Zuckeranbau Bedacht zu nehmen, als 
wickelt sich ständig weiter. Sie beschäftigt jetzt acht 
Europäer und etwa zweihundert javanische und chinesische 
Arbeiter und verarbeitet sheet rubber-- von der 
malayischen Halbinsel. 
(Aus einem Berichte des Kaiserl. Generalkonsulats 
in Singapore.) 
Die Jucherindustrie in Oogambique. 
In der Provinz Mogambique arbeiten gegenwärtig 
sieben Zuckerfabriken, die nach den Ermittelungen 
des Direktors des Landwirtschaftsdepartements in 
Laurengo Marques im Jahre 1911 eine Ausbente von 
27700 Tonnen') erzielt haben, und zwar auf der 
Plautage Mutamba (Juhambane) 1500, Plantage 
Inhamguro (Buzi-Fluß) 3200, Plantage Lusitania 
(Buzi-Fluß) 1700, Plantage Marromen (Zambezi-Flutz) 
3500, Plantage Mopeéa (Zambezi-Fluß) 6500, Plantage 
Villa Fontes (Zambezi-Fluß) 11000 und auf der Plan- 
tage IJuhamacurra (Quelimane) 300 Tonnen. 
Die Eröffnung von drei oder vier weiteren Plan- 
tagen ist in Aussicht genommen, eine im Movenc-Tal 
südlich der Bahn Lourenzo Marques— Johannesburg, 
eine am Incomati und eine oder zwei am Zambezi. 
Die Fabriken am Incomati und Zambezi sollen jede 
eine Leistungsfähigkeit von 20000 Tonnen jährlich, die 
im Movene-Tal noch mehr besitzen. Hiermit erwartet 
man, für das Jahr 1914 die Produktion auf das 
Doppelte steigern zu können. 
Während der Erntezeit, die am Zambezi vom 
Mai bis Dezember, in Inhambaune von Juni bis 
November dauert, werden etwa 11 000 Eingeborene 
beschäftigt. Auf den Ropf des Arbeiters kommen 2½ 
bis 3 Tonnen der Zuckerproduktion, während sich das 
Verhälmis in Natal auf 4 Tonnen und mehr stellt. 
Der Grund wird in der höheren Antelligenz und 
besseren Verwendbarkeit des Inders als Industrie- 
arbeiter gesehen. Für ein gerade euntgegengesetztes 
Verhältnis würde sonst der Umstand sprechen, daß die 
Bodenbearbeiung in Natal wegen des hügeligen 
Landes vielfach mit der Hand gescheben muß, während 
in Mozambique fast überall der Dampspflug zur An- 
wendung gelangen kann. 
Die (Resamtfläche des mit Zucker bebauten 
Landes beträgt etwa 30 000 Acker,““) wovon jedoch ein 
Teil für die Ernte des Jahres 1911 noch nicht in 
Betracht kam. 
Es kommen auf den Plantagen 30 bis 40 ver- 
schiedene Arten von Zuckerrohr vor. Besonderer Be- 
liebtheit erfreut sich das auch in Natal so erfolgreiche 
lliba-Rohr. Es kommt nach etwa 15 Monaten zur 
Reife und gibt dann jährlich Ernten. Es wird jedoch 
von sachkundiger Seite darauf hingewiesen, daß das 
Zuckerland in Mozambique vielfach schwerer ist als das 
in Natal und den Anbau von schwererem Rohre von 
höherem Zuckergehalte vertragen kann. 
Die Ausbeute pro Acker ist sehr verschieden, je 
nach Boden und Bodenbearbeitung. Sie schwankt 
zwischen 25 und 70 Tounnen Zuckerrohr und 2 und 
5 Tonnen gucker pro Acker. In Natal ist das Durch- 
schnittsergebnis der Ausbeute für den Acker 30 bis 
35 Tonnen zuckerrohr und etwa 3 Tonnen Zucker. 
Für die künftige Entwickelung der Zuckerindustrie 
in Mozambique wird von dem Landwirtschaftodirektor 
empfohlen, nicht so sehr auf die Gewinnung neuen 
*) 1 Tonne —= 2210 lbs = 1000 kg. 
**) 1 Acker = 40,46 a. 
  
darauf, das bereits erschlossene Land ertragfähiger zu 
machen, insbesondere durch gehörige Irrigation, 
Drainage und maschinelle Bearbeitung. Auf diese 
Weise würde auch dem stellenweise bestehenden Arbeiter- 
mangel wirksam begegnet. Es müsse außerdem schon 
jetzt ins Auge gefaßt werden, in den mehr entwickelten 
Landesteilen, wie am Zambezi, zum Schutze der eigenen 
Industrie die Rekrutierung für den Rand ganz zu ver- 
bieten. 
Die Produktionskosten einer Tonne Zucker be- 
laufen sich nach einer Schätzung des Landwirtschafts- 
direktors auf 5 bis 6 L, am Zambezi auf etwas mehr, 
während sie für Natal höher angegeben werden. 
Von der jährlichen Zuckerproduktion der Provinz 
gehen 6000 Tonnen nach Portugal, das bis zu diesem 
Höchstbetrage die Hälfte des Importzolles vergütet. 
Nur etwa 800 Tonnen jährlich werden in der Provinz 
selbst verzehrt, davon über die Hälfte in Lourenzo 
Marques. Etwa 5000 Tonnen wurden im Jahre 1911 
nach dem Transvaal ausgeführt gegen 2500 Tonnen 
im Jahre 1910 und 600 Tonnen im Jahre vorher. 
Es wird gehofft, in diesem Jahre den Erport nach dem 
Transvaal auf ctwa 10 000 Tonnen zu heben, nachdem 
Einrichtungen getroffen sind, den Zucker besser zu 
raffinieren als bisher, damit er mit dem Natalzucker 
vorteilhafter konkurrieren kann. Der Rest der Zucker- 
produktion, bisher die noch größte Menge, geht nach 
England (Greenock). Der nach dem Ausland verschiffte 
Zucker ist Rohzucker, während der im Lande verbrauchte 
und der nach dem Transvaal ausgeführte einen Raf- 
finerieprozest durchmacht. 
Der im Lande verbrauchte zucker hat eine Kon- 
sumsteuer von 4 L 10 sh pro Tonne zu tragen. Der 
für die Auofuhr bestimmte Zucker ist dagegen nur mit 
einer Regierungsabgabe für die Führung der Statistik 
im Betrage von 4 Sh die Tonne belastet. Der nach 
Portugal ausgeführte Zucker (6000 t) erfährt bei seiner 
Einfuhr dort einen Zollnachlaß in Höhe der Hälfte des 
gewöhnlichen zolles, was einem Betrage von etwa 
10 L die Tonne gleichkommt. Der nach Transvaal 
ausgeführte Zucker geht dort nach den Bestimmungen 
des mochus vivendi zgollfrei ein. Außerdem wird er zu 
den Vorzugsbedingungen der südafrikanischen Eisen- 
bahnen befördert. Hiernach beträgt die Fracht pro 
100 lbs für die Strecke Laurenzo Marques—Johannes- 
burg für Mozambiqguezucker 2 sh 3½ (l, für Mauritius- 
oder anderen Auslandsgucker 4 rh 3 d. Mogambiqgue- 
zucker ist somit bei seiner Einfuhr in das Unionsgebiet 
gegenüber anderem fremden Zucker um etwa 6 L die 
Tonne bevorzugt (Wert der Zollfreiheit und Fracht- 
ermäßigung). 
Die Einfuhr von fremdem Zucker nach Mozam- 
bique hat, abgesehen von Stückenzucker, fast ganz auf- 
gehört. Der Landeszucker ist durch einen hohen Ein- 
fuhrzoll von 80 Reis das ku = etwa 18 L die Tonne 
geschützt. Der Bedarf ist verhältnismäßig gering und 
steht demjenigen im Unionsgebiete nach, wo Tee das 
bevorzugte Getränk der Bevölkerung ist. 
Die drei Fabriken am Zambejzi gehören einer 
englischen Gesellschaft, Sena Sukgar Fctor I.ld., die 
ihren Sitz in London hat. Dieselbe Firma unternimmt 
auch die Neugründung am zambezi. Die eine Fabrik 
am Bugzi-Fluß ist gleichfalls englisch, während die 
andere einer portugiesischen Gesellschaft gehört und 
von einem deutschen Ingenicur geleitet und mit aus 
Deutschland begogenen Maschinen betrieben wird. 
Die kleine Fabrik bei Quelimane ist französisch. Die 
Fabrik bei Juhambane ist eine Gründung von 
Johannesburger Finanzleuten unter Beteiligung portu-
	        
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