Metadata: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Mannshöhe gemessen einen Umfang von 25 m 
ergibt. 
Gursé ist eine Kalkpfanne mit einem 100 qcm 
großen Kalkeinbruch, der mit schwarzem Moor- 
boden angefüllt und mit Schilf reich bewachsen 
ist. Obwohl es sich in dem fetten, von Wurzeln 
durchwachsenen Boden schwer graben läßt, be- 
kommen wir doch bereits nach zweistündiger 
Arbeit in einer Tiese von 1 m so viel Wasser, 
daß wir sämtliche Tiere tränken können. 
Noch an demselben Abend erreichen wir bei 
sinkender Sonne Gautscha. Schon von weitem 
leuchtet uns die blendend weiße Fläche der Salz- 
pfanne entgegen. 
Wie bei allen Pfannen der Kalahari bildet 
auch hier den Rand ein harter toniger Sinter- 
kalkstein: das Leitgestein der Kalaharidepression. 
Auf der Süd= und Ostseite finden wir die typische 
wallartige Erhebung, welche die Pfanne sichel- 
artig umgibt und in flacher Böschung nach dieser 
aus dem umgebenden Buschfelde zu abfällt. Der 
Wall besteht aber hier nicht aus dem roten 
Quarzsande der Kalahari, sondern aus Kalksinter 
mit schwach aufgelagerter grauer Sanddecke, die 
guten Busch= und Baumbestand zeigt. 
Man glaubt auf der Düne von Ankam 
(nördlich Arahoab) zu stehen, genau so sieht es 
hier aus. 
Am Ostrande der Pfanne befinden sich zwei 
größere Wassertümpel, die mit Schilf bewachsen 
sind: der letzte Rest des einst so großen Sees. 
Eine Herde Bastardgemsböcke, welche gerade 
im Begriff ist, sich hier zu tränken, jagt in hohen 
Fluchten davon, als wir uns nähern. Regel- 
mäßig ziehen hier die Tiere zur Tränke, denn 
es ist das einzige offene Wasser in der weiteren 
Umgebung, das mit Brack verbunden ist. In 
dem hohen Schilf versteckt oder hinter kunstgerecht 
angelegten Ansitzen lauern die Buschleute den 
„Wasserböcken“, wie sie sie auch nennen, auf, um 
ihnen den Tod bringenden Pfeil in die Flanke 
zu jagen. So geht diese kleine Herde, welche 
hier Standwild ist, solange sie nicht ein kräftiger 
Regen von der Gefahr drohenden Wasserstelle 
befreit, sicher ihrem Untergang entgegen. 
Welche Vorstellung habe ich mir von dem 
Wildreichtum des Kaukau-Veldes gemacht und wie 
enttäuscht bin ich! 
Dieser kümmerliche Rest der Bastardgemsböcke 
war das einzige Hochwild, das ich während der 
ganzen Erxpedition zu Gesicht bekommen habe. 
Gautscha heißt Büffelwasser. Gewiß hat es 
seinen Namen nach den gewaltigen Büffelherden, 
welche vor Jahrzehnten den Boden der Pfanne 
zerstampft und zerwühlt haben mögen. 
Jetzt ist alles wie ausgestorben. 
es in diesem trockenen Jahre anders 
Doch kann 
sein? 
  
Mußte nicht das Wild weit im Gelände umher- 
ziehen, um sich kümmerlich seine Nahrung zu 
suchen? 
Wie kärglich es mit der Asung bestellt ist, 
können wir am besten an unseren Kamelen be- 
urteilen. Schon seit Otjituo haben die Tiere 
nichts weiter gehabt als Trockenweide. Die 
saftigen Blätter des Laubwaldes rühren sie nicht 
an, die Kameldornbäume sind meist zu hoch, und 
der übrige Dornbusch hat in der kalten Zeit stets 
die Blätter abgeworfen. Also bleibt nichts weiter 
übrig als Gras. Unter diesen Umständen tritt 
jetzt die Frage an mich heran, soll ich überhaupt 
die geplante Durchquerung nach Otjituo wagen? 
Eine Strecke von 240 km durch unwegsames 
Gelände, vielleicht sogar durch dichten Dornbusch 
ohne Wasser zurückzulegen, erscheint mir bei der 
schlechten Weide und dem doch immerhin schlechten 
Kamelmaterial nicht ratsam. 
Die Kamele haben schon seit achtzehn Tagen 
kein Kraftfutter gehabt; das Gras ist völlig aus- 
gedörrt und hat auch nicht mehr viel Nährwert 
und die grünen Büsche, aus denen die Tiere 
einen Teil ihrer verbrauchten Säfte ergänzen 
können, fehlen ganz. 
Ferner ist noch zu berücksichtigen, daß in 
dieser Zeit schon vom frühen Morgen ab eine 
tropische Hitze herrscht, und Nachtmärsche der 
Dornen wegen so gut wie ausgeschlossen sind. 
(Durch die enorme Hitze sind über 100 Films 
mit wichtigen Aufnahmen verdorben.) 
Da ich Otjituo unter diesen Umständen in 
sechs Tagen kaum erreicht hätte, gebe ich mein 
Vorhaben auf und treffe für den Weitermarsch 
folgende Anordnung: 
Der 2. Zug marschiert nach Debra und 
nimmt das Gelände bis Tsumkni auf. 
Der 1. Zug, den ich selbst begleite, erkundet 
das Gelände südlich Gautscha bis Garu und 
Nama, und von dort nach Norden über Lewis- 
fontein bis Tsumkui. 
Bis zum 18. September treffen beide Züge- 
wieder in Kauara ein. Am 12. ist Ruhetag. 
Am 13. früh treten die beiden Züge ihren Er- 
kundungsritt an. 
Das Gelände südlich Gautscha. 
Von Gautscha führt ein alter Weg über 
Otjikarema nach Nausche, der häufig von 
Buschleuten benutzt wird und daher ganz gut zu 
sehen ist. 
Westlich dieses Weges befindet sich ein großes 
mit Busch bedecktes Kalkfeld, das sich nach Süden 
bis Nausche hinzieht. Die Weide ist hier 
spärlich und schlecht, und die ganze Gegend macht 
einen überaus traurigen Eindruck.
	        
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