Metadata: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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ähnliche Landschaft zeigt, daß hier überall Wasser 
aufzumachen ist. 
Der Busch wird dichter und der Graswuchs 
stärker. Bald sind wir in !ang!ana angelangt. 
Es ist ein Kalkeinbruch von etwa 70 m Durch- 
messer mit zahlreichen flachen Kalklöchern, auf 
deren zugeschwemmtem Grund sich zumeist noch 
Wasser befindet. Nachdem wir aus einem Loch 
in der Mitte etwa 1 m schwarzer Erde gehoben 
haben, erhalten wir für Mensch und Tier ge- 
nügend Wasser. Es läuft sehr reichlich nach. 
In der ganzen Gegend scheinen viel Busch- 
leute zu hausen. Als von uns in der Nähe 
der Wasserstelle ein Wildebeest geschossen ist, 
stellen sich im Nu eine Menge der gelben Kerle 
ein. Ganz in der Nähe von langlana in west- 
licher Richtung liegt noch die Wasserstelle Deniko, 
ein Kalkeinbruch mit offenem Wasser von etwa 
10 m Durchmesser. 
Nördlich von langlana wird die Landschaft 
freier. Der schwarze Boden verschwindet all- 
mählich, dafür tritt roter Sand zutage. Es ist 
der Charakter des Sandfeldes. Frische Giraffen- 
spuren werden häufiger. Ein Marsch von knapp 
einer Stunde führt uns nach Dausi, einem 
Kalkeinbruch, von hohen Kameldornbäumen 
malerisch umkränzt. Auch hier findet sich reichlich 
Wasser, in der Mitte ein kleiner Teich, durch 
Wild stark zerstampft. Mit stark sinkender Sonne 
gelangen wir nach Tsäruwe. Auch hier ist viel 
Wasser in etwa 1½ m tiefen Kalklöchern. 
In der Richtung auf gganlmui wird das 
Gelände wieder klippig. Das Süßgras wird 
wieder vom Sauergras verdrängt. Vleys und 
Omuramben wechseln mit Kalkhügeln. Der 
Baobab tritt sehr zahlreich auf, sowohl alte wie 
jüngere Exemplare. Kaum 100 m von uns 
steht eine Giraffe mit einem Saugkalb, das die 
possierlichsten Sprünge vollführt. Anscheinend 
weiß es nicht, wo es mit seinen langen Läufen 
hin soll. Die Giraffe ist von gewaltiger Größe, 
sie könnte bequem aus dem ersten Stock einer 
Berliner Mietskaserne fressen. Die Tiere des 
Berliner Zoo sind Zwerge dagegen. Auch das 
sehr junge Kalb hat bereits die Größe eines 
stattlichen Kamels erreicht. Auffällig ist, daß die 
Farbe des Kalbes graubraun ist, im Gegensatz 
zu der prächtigen Decke der Mutter. Es gelingt 
uns auf etwa 65 m heranzureiten. Es ist ein 
Jammer, daß dieses Prachtwerk der Natur wahr- 
scheinlich auch bald einer räuberischen Betschuanen- 
kugel zum Opfer fallen wird. 
Ganz in der Nähe finden wir ein reichlich 
Wasser haltendes Kalkloch, von den Buschleuten 
uns als Iguilgan bezeichnet. Unweit davon 
zeigen sich einige mächtige frische Löwenspuren. 
Die schnell hereinbrechende Ddämmerung mahnt 
  
uns zur Rast, wir lagern am Rand einer lang- 
gestreckten omuramba-ähnlichen Kalkpfanne, die 
sich in der Ferne nach Nordost umbiegend ver- 
liert. Zum Schutz gegen einen nächtlichen Löwen- 
besuch werden gewaltige Feuer entzündet. 
Am andern Morgen passieren wir frühzeitig 
[Lgankmui, einen Kalkeinbruch mit einem flachen 
Wasserloch am Rand. Zweifellos ist es leicht, 
reichliches Wasser aufzumachen. Hier hatte im 
Frühjahr 1906 die Patronille Gräff ein Gefecht 
mit Herero, die nach endloser durstiger Flucht endlich 
geglaubt hatten, mit ihrem halb verdursteten 
Vieh hier eine Ruhestätte gefunden zu haben. 
[lgankmui und Umgegend hat völlig Sand- 
feldcharakter, Kameldornsteppe mit leichtem Kamel- 
dornbestand auf rotem Sandboden. 
In der Richtung auf Tsumkui wird das 
Gelände wieder stark klippig, der Boden zeigt 
ganz spärlichen Graswuchs, der Dornbusch nimmt 
überhand. Frühzeitig um Nachmittag treffen wir 
wioder in Tsumkui ein. 
Es hat sich auf unserem Wege herausgestellt, 
daß die Entfernungen Gautscha — Debra — 
Tsäruwe —Tsumkui wesentlich kürzer sind, als 
die auf den früheren Karten angegebenen. 
Westlich der Linie Debra — Tsumkui soll 
nach Angabe unserer Führer kein Wasser mehr 
sein. Dieser Behauptung ist jedoch mit Miß- 
trauen zu begegnen, weil die Buschleute ungern 
zu Stämmen führen, die ihnen nicht gut bekannt 
sind; persönlich wissen sie nur in dem Jagdbezirk 
ihrer Sippe Bescheid. Es ist jedenfalls kaum 
denkbar, daß das ganze nördliche Sandfeld völlig 
wasserlos ist. Gerade die fast unpassierbaren 
Hackiesdornstreifen verbergen hier häufig die 
Wasserstellen. Hier muß eben eine systematische 
Erforschung einsetzen. 
Die Buschleute. 
Für den Ethnologen ist das Kaukau-Veld noch 
eine reiche Fundgrube. Hier fristen die Busch- 
leute, noch unberührt von aller Zivilisation, in 
alter Ursprünglichkeit ihr Leben im Kampf um 
das Dasein. Doch wie lange wird es dauern, 
dann ist auch die Kultur dieser Kulturlosen ver- 
schwunden und der moderne Verkehr hastet über die 
letzten Trümmer dieses unglücklichen Volkes hinweg. 
Die Vorboten der neuen Kultur sind bereits 
da. Wenn man die Bewohner von Karakuwisa 
mit denen von Kauara und Gautscha vergleicht, 
wird man zweifellos einen Unterschied merken. 
Erstere haben schon im Dienste des weißen 
Mannes gestanden; ihnen sind manche Annehmlich= 
keiten des menschlichen Lebens kein Geheimnis mehr. 
Im Innern ist aber noch vieles anders. Die 
einfachsten Sachen sind hier noch unbekannt. 
Gibt man dem Buschmann eine Schachtel Streich-
	        
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