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Ein freundliches Aussehen hat die Landschaft
wieder bei Nausche, das von den Buschleuten
als „Brack“ bezeichnet wird. Es ist ein Omuramba-
mit schönen bewaldeten Ufern. Das Flußbett
selbst, dessen Untergrund aus Sand und Lehm
besteht, ist dicht mit Gras und guten Futter-
büschen bewachsen.
Leider fehlt es an Zeit, um diesen Omuramba
näher aufzuklären. Festgestellt wird, daß er nach
Süden einen kurzen Seitenarm entsendet, der
alsbald im Sande verläuft. In dieser Aus-
buchtung liegt eine kleine Quelle im Ried ver-
steckt, die nach gründlicher Reinigung sehr ergiebig
sein dürfte.
Nach Norden kann der Omuramba gewiß nicht
das Dreieck Gautscha — Kautza (Kchautsa) —
Nama überschreiten, da wir ihn sonst noch einmal
hätten schneiden müssen. Demnach scheinen hier
dieselben Verhältnisse vorzuliegen wie am Ma-
goro-Vley.
Zwischen Nausche und Garn ist das Gelände
gewellt und mit Dornenparzellen und Palmen-
gruppen bestanden. Auf dem tiefschwarzen Boden
wächst ein vorzügliches Gras. Die Wasserstelle
befindet sich im harten Kalkstein und genügt
gerade für die sechs Buschleute, welche hier ihr
kümmerliches Dasein fristen.
Von ihnen erfahren wir, daß die südlichste
Wasserstelle Gam (Dorn) in diesem Jahre ebenso-
wenig Wasser haben soll.
Wie gut ist es also, daß wir nicht von Riet-
fsontein an der Ostgrenze entlang über Gam,
Garu marschiert sind! Wir hätten uns hier,
nach einem Marsch von 260 km Durststrecke, in
einer wenig beneidenswerten Lage befunden.
Ferner hören wir, daß in Lewisfontein,
das schon auf englischem Gebiet liegt, ein Vieh-
posten der Betschuanen sei. Auf deutscher Seite
soll östlich der Linie Tsumkui — Nama kein
Wasser mehr vorhanden sein.
Um nicht etwa unliebsame Weiterungen
wegen Grenzüberschreitung hervorzurufen, sehe ich
von dem Marsch nach Lewisfontein ab und
marschiere von Nama, das am 14. September
erreicht und vollkommen trocken gefunden wurde,
direkt durch den Busch nach Gautscha. Dort
treffen wir am 15. früh ein. Am 16. wird der
Rückmarsch auf dem alten Wege, der jetzt gut
passierbar ist, angetreten und am 18. früh
Kauara wieder erreicht.
Das Gelände zwischen Gautscha, Debra
und Tsumkui.
Stabsarzt Kahle berichtet hierüber:
Von Gautscha nach Südwest erstreckt si
ein großes Kalkfeld. Klippige Kalkhügel wechseln
mit tiefrissigen kleineren und größeren Vleys.
Die Bewachsung ist sehr spärlich; Gras ist kaum
sichtbar, sonst nur trostloser Hackies= und Kamel-
dorn mit halb verdorrten Blättern. Unwillig
und zögernd treten die Kamele aus, die scharf-
kantigen Klippen und die spitzigen Dornen
empfinden sie schmerzlich. Hier und da steht ein
Baobab, der mit seinen kahlen gen Himmel ge-
streckten Armen das Trostlose der Landschaft nur
verstärkt. Zeitweise werden nicht sehr alte Pferde-
und Ochsenspuren sichtbar, sie stammen von Bet-
schuanen vom Ngamisee, die hier der Jagd auf
Giraffen obgelegen haben, deren starke Fährten
häufig zu sehen sind.
Bei Kabi (lutzema) wird Rast gemacht,
nachdem wir zuvor eine Viertelstunde an einem
kalkigen Omuramba entlang marschiert sind, in
dem zahlreiche „wilde Ebenholzbäume“ (Zizyphus
mucronatus) andenten, daß hier das Wasser
nicht allzu tief liegt. Wir finden auch ein zu-
geschwemmtes Kalkloch. Nachdem wir etwa 1½ m
tief Erde ausgeworfen haben, sind wir auf dem
Kalkgrund angelangt. Es strömt reichlich Wasser
nach.
Der Omuramba von Kabi mündet gleich
östlich in eine große mit Stechgras und Futter-
busch bewachsene Kalkpfanne. Zahlreiche Spuren
deuten an, daß diese Fläche ein Lieblingsplatz
für Wildebeester und Springböcke ist. Jenseits
der Pfanne gibt ein riesiger Baobab unsere
Marschrichtung an. Noch bei stehender Sonne
sind wir in Keitsa; dies ist ein kreisrunder Kalk-
einbruch von etwa 50 m im Durchmesser. In
der Mitte liegt ein kleiner Teich, dessen Ränder
von Großwild zerstampft sind. Sonst sind mehrere
gut wasserhaltende Kalklöcher vorhanden.
Bald jenseits Keitsa durchreiten wir wieder
eine zweite große Kalkpfanne. An ihrem West-
ende steht ein etwa 50 Stück starkes Rudel
Wildebeester. Neugierig äugen sie nach uns,
einige junge Stücke machen ihre drolligen Kapriolen.
Einer von uns springt vom Tier. Da, ein
Zeichen des Leitbullen und das ganze Rudel
verschwindet flüchtig in einer Staubwolke. Jen-
seits der Pfanne zwingt uns die Dämmerung
zur Nachtruhe; nach Aussage unserer Führer
soll ein großes Wasser ganz in der Nähe sein.
Dies ist Debra. Am anderen Morgen, noch
ehe die Sonne heraus ist, sind wir dort. Wir
erblicken ebenfalls einen Kalkeinbruch, ganz wie
in Keitsa. Ein Viehkrahl mit nicht sehr altem
Ochsenmist zeigt, daß die Wilddiebe vom Ngami-
see auch hier an der Arbeit gewesen sind.
Bald hinter Debra passieren wir kurz hinter-
einander die Kalkpfannen lomlka (lamka) und
knoa. Beide Pfannen, im Durchmesser etwa
50 m, haben noch offenes Wasser, teilweise in
Kalklöchern. Die ganze omuramben= und vley-